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Unter all den Billigepigonen, die auf den Zug rund um die Fake-Horror-Doku „The Blair Witch Project“ aufgesprungen sind, ist „ The St.Francisville Experiment“ noch am bekanntesten.
Das muß jetzt aber nicht heißen, dass es sich deswegen auch gleich um einen guten Film handelt.

In diesem Fall wird der dokumentarische Charakter insofern übernommen, als die Story eigentlich nur aus Kameraaufnahmen der Protagonisten besteht, die gemeinsam eine Nacht in einem alten Haus aus titelgebender Stadt verbringen, um die Anwesenheit der dortigen Geister zu dokumentieren.
Eine klassische Geisterhaus-Story also, bei der man so tun möchte, als würde dieser Anstrich der Geschichte einen gewissen Realismus verleihen.

Ergo sieht man die Schulung der vier „Forscher“, hört ihre Motivationen und folgt ihnen dann einen Abend und eine Nacht durch das Haus, wobei sie den „Auftrag“ haben, das Haus irgendwie mittels Gebeten zu „reinigen“.
Mangels eines bereits im Internet populär gemachten Mythos, muß die Vorgeschichte der ehemaligen Hausbewohner hier quasi auf die Schnelle mitgeliefert werden, es handelt sich angeblich um eine Art Folterhaus für Sklaven, in dem die weißen Südstaatenbesitzer abscheuliche Experimente an den Schwarzen vorgenommen haben, was die Geister der Sklaven natürlich im Haus hält.
Aber, hohoho…natürlich noch etwas anderes…

Mag die Idee ganz reizvoll gewesen sein, prangt leider über jeder Szene ein dickes Schild mit dem Schriftzug „Rip Off“. Das wäre an sich noch nicht so schlimm, wenn die Akteure nicht noch nervtötender wären, wie die drei Protagonisten aus „Blair Witch“.
Das wird wie üblich gescherzt, die Sache nicht ernst genommen und rumgeblödelt, während wir den Handkameraaufnahmen folgen dürfen, schön wackelnd und eigentlich nichts so recht enthüllend. Ein hüpfender Stuhl ist da schon das Maximum.
Natürlich ist das ein Spiel mit den Erwartungen, denn der Zuschauer sucht geradezu die Lichtkegel nach verwertbaren Geistererscheinungen.

Bei dem ganzen Schotter, den die Figuren jedoch von sich geben müssen, ist das nicht so ganz einfach und nach einer knappen Stunden schaltet man schon fast ärgerlich ab, denn vor allem das Medium Madison brabbelt ununterbrochen einen esoterischen Murks rund um das „weiße Licht“ (courtesy of „Poltergeist“ or so…?), das sie ja alle beschützt.

Rechtschaffend effektiv, wenn auch nicht befriedigend sind die letzten 15 Minuten, wenn sich die Vier voneinander trennen, um das Haus quasi zu exorzieren und jeder für sich samt Kamera abgeschieden in unterschiedlichen Stockwerken des Hauses die Hosen vollkriegen.
In diesen Momenten, wo die Figuren alle allein in der Finsternis hocken und irgendetwas Seltsames vorgeht, da greift die „Angst vor der Dunkelheit“ etwas.
Leider sind die Vorkommnisse nicht rational erklärbar und der Höhepunkt verkommt wie bei „Blair Witch“ zu hektischem Gewackel und Gerenne durch abgeschiedene Geheimgänge und endet in einer spontanen Flucht samt folgenden Infotiteln, wie es allen hinterher erging.
Gehässige Naturen können ob des Höhepunkts natürlich auch weiterhin hämisch lachen.
Leider sind 15 gute Minuten nicht ausreichend für einen ganzen (wenn auch kurzen) Film und es wäre zu begrüßen, wenn der nächste Beitrag zu diesem Konzept nicht ganz so hohle US-Dumpfbratzen als Charaktere vorführen würde.

Diese Haus bleibt ungereinigt: 3/10

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