Sehr unterhaltsame Mixtur aus Airport und Schlange
Was hat man nicht alles schon über diesen Film lesen dürfen und müssen, weit bevor man ihn sehen konnte. das Internet…teils mehr Fluch als Segen, denn die neutrale Wahrnehmung von Neuem ist aufgrund der Informationsflut kaum mehr möglich. Ob man will oder nicht, man liest, hört und sieht permanent Informationsbruchstücke, die eine Voreingenommenheit geradezu erzwingen. Der letzte Film, bei dem es mir so ging, war „Sin City“, aber der mediale Hype rund um die Schlangen an Bord eines Flugzeugs ist um keinen Deut besser, wenngleich man den Film sicher auch nicht vergleichen kann. Was gab es nicht zu lesen…Blogs von Fans, Umänderungen aufgrund massiver Mailings und noch vieles mehr…Kunst und Kommerz gehen hier eine ziemlich heftige Symbiose ein.
Was nach all dem Lärm noch bleibt, ist ein unterhaltsamer Film. Und das ist doch schon mal entscheidend. oder? Die Story, nun, sie ist zusammengestohlen aus allerhand großen und kleinen Vorbildern. Typische Figuren sind: der Gangsterboß, dem es an den Kragen gehen soll, ein Zeuge, dem der Gangster an den Kragen will und ein Polizist, dem vor lauter Zorn irgendwann der Kragen platzt. Und um das zusammenzuführen, lässt der Gangster zur Liquidierung kurzerhand Massen von Giftschlangen an Bord eines Fliegers von Hawaii nach Los Angeles bringen, die zur rechten Zeit freigesetzt a) den Zeugen zu Tode beißen, erwürgen oder erschrecken und b) falls das nicht funktioniert, das Flugzeug abstürzen lassen sollen. Eine noch simplere Geschichte gab es allenfalls bei den Rachestreifen der späten Achtziger Jahre. Da auch fast alle Geschehnisse an Bord eines Fliegers spielen, ist auch noch allerhand Raum für folgende Klischees: die todesmutige Stewardeß, die lieben Kleinen, Frau mit Baby, unsympathischer Geschäftsmann, Tod der Piloten und…jaja, zweitausend Stunden Erfahrung am Flugsimulator.
Genau. Und wer das alles ernst nimmt, wird den Film wahrscheinlich ziemlich schlecht finden. Er ist auch ein Sammelsurium aus Altbekanntem und neuerer Tricktechnik, wobei die animierten Schlangen nicht immer lebensecht wirken. Doch die Grundidee des Films ist sympathisch, hier und da wird auch mal mit einem Klischee gebrochen – der Steward ist nicht schwul – wenngleich man an hoher Schauspielkunst nicht allzu viel erwarten sollte...Samuel Jackson wiederholt eine seiner typischen Figuren, rollt mit den Augen und klopft lockere Sprüche, der Rest des Ensembles ist sogleich vergessen. Besser nicht nachdenken sollte man über die Löcher im Drehbuch, denn das könnte das Vergnügen nachhaltig trüben. Am besten macht man es sich gemütlich, freut sich über manch nette Schlangenattacke, lacht über die selten dämlichen Stereotype und amüsiert sich insgesamt prächtig. Doch man wird den Film auch bald wieder vergessen haben…ist halt nur netter besserer Durchschnitt - 710.