Ob es Geoffrey Wright mit seiner Adaption von "Macbeth" gelingt, ein größeres Publikum für Shakespeare zu interessieren, welches nicht bereits a priori eine Neigung für den Stoff mit sich bringt, darf doch bezweifelt werden. Insbesondere die Altersfreigabe dürfte diesbezüglich hierzulande eine gewisse Hürde darstellen, was die Frage aufwirft, warum die modern aufbereitete Fassung in den Augen der hiesigen Sittenwächter und Jugenschützer grundsätzlich als nicht geeignet gilt, für ein Publikum, welches die Volljährigkeit noch nicht erreicht hat. Dies ist bemerkenswert, da die Literaturvorlage immerhin sogar Unterrichtsgegenstand an Schulen ist. Ergo muss es an der Aufbereitung oder der Präsentation der Inhalte liegen, was Anlass für entsprechende Vorbehalte liefert.
So ist Wrights Version oberflächlich betrachtet zunächst nichts anderes als ein im Drogengangstermilieu angesiedelter Thriller, der mit den kontextbezogenen subkulturellen Klischees sehr freizügig kokettiert. Neben einer Auswahl des Originaltextes hält Wright sich auch relativ eng an den ursprünglichen Handlungsverlauf der Shakespeare-Tragödie, was dramaturgisch zweifellos eine sichere Nummer darstellt. Inszenatorisch hat sich Wright mit seiner Modernisierung indes für einen absoluten Style-Overkill in Video-Clip Ästhetik entschieden. Fast jede Szene des Films könnte unverändert auch als Visualisierung der Mucke jedes handelsüblichen Gangsta-Rappers dienen. Diese Feststellung allein soll noch keine Wertung darstellen, aber zumindest die Frage nach dem Mehrwert aufwerfen.
Und der hält sich im Vergleich zu anderen Inszenierungen des Stoffes doch arg in Grenzen. Weder erweckt Wright den Eindruck, als wolle er mit seiner um Drogenthematik, Shoot-outs und Gang Bang Orgien angereicherten Adaption den klassischen Stoff "entstauben" um ihn für ein modernes Publikum interessant zu machen, noch bereichert er mit seiner Inszenierung die breite Palette bereits vorhandener Interpretationen um neue Facetten. Vielmehr wirkt es, als habe er sich einfach der Struktur der Vorlage bedient (zugegeben: handlungstechnisch ein Selbstläufer) um - immer schön stylish natürlich - eine Portion Sex & Crime unters Volk zu bringen. Dabei kommt der Verdacht auf, dass die Beibehaltung der frühneuenglischen Sprache der Produktion lediglich ein wenig Exotik beisteuern und so den Anschein von intellektueller Retro-Coolness erwecken sollte. Don't believe it!
Denn vielleicht war es von Wright ja tatsächlich gut gemeint, die Sprache nicht zu modernisieren, leider aber wirkt sich dieser Umstand reichlich abträglich auf die rein unterhaltsame Wirkung seines Spektakels aus (es sei denn, Wright hatte diesbezüglich insgeheim drollige Heiterkeit im Sinn). Was die Performance der Schauspieler angeht, so liegt die Messlatte kontextbedingt recht hoch. Shakespeare ist und bleibt für jeden Schauspieler die Königsdisziplin. Wrights Cast bemüht sich, wirklich erinnerungswürdig sind die Darbietungen jedoch mitnichten, da man nicht annähernd das aus den Dialogen herausholt, was die Vorlage hergibt.
Lässt man alle Vergleiche zu anderen Inszenierungen beiseite und stellt sich auf nichts anderes als einen herausgeputzten Gangsta Flick ein, dann ist Wrights Film sicherlich keine völlige Zeitverschwendung. Die geleckte Optik mag subjektiv betrachtet letztendlich ja auch Geschmacksache sein und immerhin ist an der technischen Umsetzung rein handwerklich nicht viel zu bemängeln. Das trifft jedoch auch auf die meisten Werbespots zu...