Macbeth
(Sunfilm/ Tiberius Film)
Der australische Regisseur Geoffrey Wright hat es eigentlich mit nur einem provokanten Film zu lang anhaltendem Ruhm gebracht. Sein zweiter Spielfilm Romper Stomper katapultierte ihn im Jahre 1992 auf Grund seiner provozierenden Thematik, der expliziten Gewalt und innovativen Machart direkt in den Olymp der unabhängigen Filmemacher, doch an diesen Erfolg konnte er bis dato nicht wieder anknüpfen. Nun wird mit Macbeth sein neuster Film erst auf einigen Festivals laufen (unter anderem das Fantasy Film Festival, aber auch auf dem Toronto Filmfestival 2006 lief er und gewann sogar den Australien Film Institut – Award), und dann auf DVD durch die Firma Sunfilm veröffentlicht.
Wer damals in der Schule einigermaßen aufgepasst hat, der wird nun bei diesem Titel hellhörig geworden sein. Richtig! Es handelt sich hier um eine Verfilmung des klassischen Stoffes aus der Feder von William Shakespeare, welchen dieser im Jahre 1606 veröffentlichte. Somit liegen zwischen der Uraufführung und der aktuellen Filmadaption (es gab schon Dutzende anderer Verfilmungen dieses Stoffes) genau vierhundert Jahre, und die Kunst sollte sein, die altertümliche Thematik einem modernen Publikum schmackhaft zu machen, ohne den Inhalt zu verfälschen. Einen ähnlichen Versuch startete 1996 schon Baz Luhrmann mit dem klassischen Romeo und Julia, diese filmische Umsetzung ging ähnlich an den literarischen Stoff heran, behielt die Originaldialoge bei, und versetzte die Charaktere in die heutige Zeit. Diesen Weg geht nun auch Geoffrey Wright, der die klassischen Texte beibehielt, unsere Protagonisten jedoch mit einem modernen Outfit, Pistolen und Drogenproblematiken behaftete. Im Gegensatz zu dem sehr romantischen Stoff Romeo und Julia, der damals auch eher bei Mädchen und Frauen Anklang fand, ist Macbeth nun eine Geschichte, die wesentlich gewalttätiger ist. Macbeth, in der Literatur Feldherr, hier Gangster, versucht sich auf Grund einer Prophezeiung die Position als Herrscher zu sichern, in dem er alle Gegenspieler ermorden lässt. Sein Handeln lässt ihn in einem Meer aus Paranoia versinke, seine Lebensgefährtin, Lady Macbeth, verfällt dem Wahnsinn und begeht Selbstmord. Zu spät trifft Macbeth die Erkenntnis der Sinnlosigkeit seiner Taten, kann aber seinem vorgesehenen Schicksal nicht entgehen.
Es ist interessant, deutlich die Gegensätzlichkeit von Macbeth und Lady Macbeth zu beobachten, die zu Beginn die skrupellose treibende Kraft in diesem gefährlichen Spiel war, dem Macbeth eher hilflos gegenüberstand, sich dann die Positionen jedoch verändern, und er die Macht anfängt zu genießen, während sie an der Sünde verzweifelt.
Diese Gratwanderung setzt ein schauspielerisches Talent voraus, welches von den Hauptdarstellern Sam Worthington und Victoria Hill hervorragend getragen wird. Beide füllen ihre Rollen überzeugend aus, so dass es dem heutigen Zuschauer, an derartige Dialoge nicht gewöhnt, schnell gelingt, in die Geschichte zu tauchen, und die ist nicht umsonst DER Klassiker der Literatur!!!
Stylisch kommt der Film eher wie ein anderer australischer Filmklassiker daher, nämlich Two Hands. Böse Gangster, Drogen, gestylte und moderne Kids, ein cooler Soundtrack, und eine Geschichte, die auch nach vierhundert Jahren noch zu fesseln weiß, ist sie doch heute noch so aktuell wie damals.
Als Bonusmaterial liegt der DVD ein umfangreiches Booklet bei, welches Informationen zu der Verfilmung liefert, des Weiteren wird in einem Making of näher auf die Dreharbeiten eingegangen. Dazu gibt es den obligatorischen Trailer und eine Programmschau.
Hart und kompromisslos, interessant, gewagt und innovativ, modern und gleichzeitig klassisch. Macbeth zu fassen ist ein schwieriges Unterfangen, die Verfilmung von Geoffrey Wright hat jedoch das Zeug zu einem harten Klassiker der Literaturverfilmungen, und zeigt, dass das Filmland Australien immer noch sehr viel zu bieten hat!
CFS