[Achtung: Spoiler!] Ein regelmäßig seine Frau und bei bester Gelegenheit auch jeden anderen vermöbelnder Agressor erwirbt für seine Lebensgefährtin ein neues Anwesen - auch wenn es bei ihm zu Beginn noch vehementes, wenngleich vom schmierigen Makler geflissentlich übersehenes Erbrechen ausgelöst hat - und gerät bei der Geldübergabe derartig mit dem Makler zusammen, dass er ihn kurzerhand mit zig Messerstichen in Brust, Rücken und Hals dahinmetzelt. Auf Anraten der Partnerin zieht er los, die Leiche zu verscharren und gerät dabei an den wahnsinnigen Partner seines Opfers, der nun ihn selbst bis zum Hals im Boden verscharrt und fortan seinem unberechenbaren Psychoterror ausliefert, der durch die unbekümmerte Reaktion des Opfers und eine weitestgehend unernste Inszenierung auch für empfindsamere Zuschauer erträglich bleiben sollte.
In den Krallen des Irren befindet sich auch ein Hippie-Paar - hinzu kommen zwei Polizisten, die eben jenes vermisste Paar suchen, und die Partnerin des Protagonisten.
Das ist der grobe Plot, der sich zusehends - immer dramaturgisch ungeschickter und willkürlicher werdend - in Verfolgungen und Raufereien ergeht. Diese actionreichen Szenen setzt Koller als Mixtur aus Stummfilmslapstick, Benny Hill Show und Tex Avery Cartoon in Szene. Neben solch reinem Klamauk - im Zeitraffer und zu hektischer Musik ablaufend und daher zumindest kurzweilig - bietet Koller einem noch ein bizarres Figurenarsenal, das in seiner Sonderbarkeit für weitere komische Momente sorgen soll: Neben dem agressiven Schläger von Protagonisten, dem auf ein "Ich liebe dich!" seiner Freundin bloß ein "Fick Dich!" in den Sinn kommt, gibt es noch eben jene Freundin (immer lächelnd und jede noch so sehr pervertierte Situation mit entfesselter Heiterkeit hinnehmend), den schmierigen Makler (der mit seinem nie enden wollenden Redeschwall alles und jeden schönreden will), den wahnsinnigen Peiniger (ein wandelndes Stereotyp: grobschlächtig und ungehobelt, mit rauchiger Stimme versehen und nicht sonderlich intelligent), das Hippie-Paar (ebenfalls wandelnde Heile-Welt-Stereotype, die aus dem Schreien, Händchenhalten und Schockiert-Sein den ganzen Film über nicht mehr herauskommen) und schlussendlich noch die zwei Polizisten (in bester Tradition ein erfahrener Alter - rauh aber gutherzig - und ein junger Neuling).
Diese Zusammenstellung bietet durchaus Potential, negativ beeinträchtigt wird das Ganze jedoch durch die immer deutlich spürbaren Einflüsse Kollers, die hier an jeder Ecke lauern. Schlimmstenfalls ergeht man sich hier in einfachen Übernahmen von bereits vorhandenen Situationen - etliche Polizeiszenen kennt man aus den "Werner"-Filmen oder Comics, das Ende des jungen Polizisten weckt Erinnerungen an Rob Zombies "House of 1000 Corpses" (2003) und der seine Peinigung weitestgehend duldsam ertragende Antiheld mutet so lässig an wie all die vergleichbaren Typen aus zig vom Tarantino-Touch beeinflussten Filmen (der späte Ittenbach sei genannt) - und wenn dann einmal Vorbilder ironisch angesprochen werden, geschieht das auf einem niedrigen Niveau: Das Spiel mit Stereotypen des Backwood-Horrors kommt über die bloße Überbetonung typischer Elemente und die endlosen Klamauk-Zwischenspiele nicht hinaus, Zitate aus "Il buono, il brutto, il cattivo" (1966) - etwa die übernommenen Schnitte auf die Augen der drei Akteure beim lebensgefährlichen Dosenschießen oder die immer im Film eingeblendeten Figurenbezeichnungen bei jedem neuen Charakter - sorgen für ironische Brechungen und beweisen auch eine gewisse handwerkliche Qualität, stehen aber kaum im Bezug zur Handlung und es bleibt durchgängig unklar ob hiermit filmische Verfahrensweisen genutzt oder augenzwinkernd in ihrer manipulativen Wirkweise offengelegt werden sollen.
So hat der Film letztlich wenig wirklich eigenständige Momente aufzuweisen; allenfalls die immer spürbare Mühe, politisch weniger korrekte Witze abzuliefern und der Hang zum derben Fäkalhumor verleihen dem Ganzen noch eine eigene Note, überzeugen aber nur bedingt: Während der ganzen Urinier-, Erbrech-, Vergewaltigungs- und Ejakulationsszenen traut sich der Film die letzte Grenze dann doch an keiner Stelle zu überschreiten und präsentiert diese Akte nicht nur gestellt sondern auch als in den peinlichsten Details gekürzt und befriedigt damit eher den Humor so verklemmter Geister, die beim Anblick vermeintlich ekelhafter Körperflüssigkeiten in Gekicher verfallen, bei allzu expliziter Darstellung jedoch verschreckt reagieren. Und ebenso nachgiebig wie sich der Fäkalhumor präsentiert, erweist sich die Political Incorrectness als äußerst geistlos; sie ist hier nicht Mittel zur Bloßstellung bestimmter Geisteshaltungen, sondern bezieht ihre Komik aus dem bloßen Tabubruch, der im Vergewaltigen und Misshandeln von Frauen liegt (und im geringeren, sehr harmlosen Maß auch in der aber trotzdem bezeichnenden Darstellung der Hippies). Da hilft auch nicht die Pointe am Schluss, die die Freundin ihren Partner und den Irren letztlich beide bis zum Hals vergraben und sich an ihrer neuen Wohnung erfreuen lässt.
Formal ist das Werk recht erträglich geraten: Dieses Spielfilmdebut weist routinierte Kameraarbeit ebenso auf wie einen durchdachten Schnitt - neben der Anlehnung an Leone trägt auch viel von einer Russ Meyer-typischen Montage zur hektischen Wirkung in einzelnen Szenen bei (etwa wenn sich die junge Frau mit dem Auto auf die Suche nach ihrem Freund begibt: stilecht aus "schräger" Froschperspektive für Sekundenbruchteile eingeschoben) - und auch die Darsteller leisten mehr, als man es von Anfängern her gewohnt ist (und Anfänger sind die meisten von ihnen, wenn auch nicht alle: wie etwa Birgit Stauber, deren Gesicht einige Zuschauer zumindest unbewusst schon mehrfach wahrgenommen haben dürften). Das Ganze wurde dann angeblich mit einer zweijährigen digitalen Nachbearbeitung aufpoliert und sieht dementsprechend gelackt aus.
Für ein Budget im fünfstelligen Bereich gibt es also wenig zu bemängeln, besonders herausragend ist die zugegebenermaßen routinierte Umsetzung aber auch an keiner Stelle. Negativer sieht es da mit der Handlung aus, die nicht nur ein paar Fragen offen lässt sondern auch nach einiger Zeit ohne Dramaturgie lose Klamauk aneinanderreiht. Das Ganze ist dann noch so platt und einfältig geraten, dass die Anleihen und Abkupferungen für die entsprechenden Fans wie eine Frechheit anmuten dürften.
Insgesamt eine belanglos-unterdurchschnittliche Komödie mit Backwood-Horror-Einschlag. 3,5/10.