Mit fast 150 Millionen Dollar Einspiel am amerikanischen Boxoffice entwickelte sich „Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby“ im Sommer 2006 zu einem überraschenden Komödien-Hit, der auf seine spezielle Art eindeutig das amerikanische Publikum ansprach, außerhalb der USA aber dafür einen schwierigen Stand haben dürfte.
Bis zur Oberkante abgefüllt mit einer Maximalzahl debiler Figuren, erzählt der Film die Geschichte des schrägen Mechanikers Ricky Bobby (Will Ferrell, „Old School“, „Anchorman: The Legend of Ron Burgundy“), der die Chance erhält in ein NASCAR-Auto zu steigen, prompt seine Siegerqualitäten entdeckt und daraufhin von Sieg zu Sieg rast, bis der französische, schwule Formel 1 - Pilot Jean Girard (Sacha Baron Cohen, „Ali G Indahouse“, „Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan“) ihn herausfordert und auch prompt schlägt. Völlig aus der Bahn geworfen, in einem mentalen Tief steckend, demoralisiert und total abgebrannt, muss Ricky erst wieder zu sich selbst finden, um erneut Rennen zu gewinnen.Das klassische Schema also.
„Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby“ besitzt das große Potential für eine schelmische Satire, die den NASCAR-Sport, seine Prinzipien und sein Umfeld so richtig aufs Korn nimmt, geht mit dieser Chance allerdings grob fahrlässig um. Viel zu harmlos gerät diese Komödie und deutet nur vage seine Möglichkeiten an. Im Vordergrund spielen sich meist debile Witze und dumme Charaktere, die zumindest in meinem Fall auf ihre hohle, unlustige Art und Weise keinen Abnehmer fanden. Bisweilen strapazierte Regisseur Adam McKay („Pushing Tom“, „Anchorman: The Legend of Ron Burgundy“) meine Geduld mit flachen Gags schon enorm, auch wenn sie (wohl) Absicht sind.
Sehenswert sind dagegen die spektakulären, nicht mit Atmosphäre geizenden NASCAR-Rennen, die dann nicht McKay sondern Spiro Razatos inszeniert hat, der dank der IMAX-Dokumentation „NASCAR 3D: The IMAX Experience“schon einschlägige Erfahrung auf diesem Gebiet vorzuweisen hat und Genrefans ohnehin als Koryphäe auf seine Gebiet bekannt sein dürfte. So stellen die sehenswerten Rasereien auf den Ovalen mit diversen Crashs und fetzigen Tracks (u.a. „Click Click Boom“ von Saliva, „T.N.T.“ von AC/DC) auch jeweils die Highlights des Films dar, zumal sich der Humor hier dann auch weitestgehend raushält. Vielleicht sollte man dem Mann mal einen eigenen Rennfahrerfilm drehen lassen.
Insider-Witze und Cameos bekannter Figuren aus der NASCAR-Szene erhöhen dabei den Schauwert für Rennsportfans, können aber auch nicht übertünchen, dass „Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby“ sich nie richtig traut in die Vollen zu gehen und seine eigentliche Intention rauszuarbeiten. Dies dürfte angesichts der Originallizenzen und der offensichtlichen Unterstützung der Offiziellen aber sowieso ein Ding der Unmöglichkeit gewesen sein.
Darunter hat auch Brachialkomiker Will Ferrell zu leiden, der sich bekanntlich für keinen noch so peinlichen Auftritt zu schade ist und jede Komödie mit einer Nebenrolle veredeln kann. Als Ricky Bobby kommt er leider nie so richtig zum Zug.
Fazit:
„Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby“ ist ein zweischneidiges Schwert, das leider nicht die gelungene Satire auf den NASCAR-Sport darstellt, die ich mir erhofft hatte. Trotz vereinzelter Sticheleien, die schon andeuten wohin die Richtung hätte gehen können, dominieren auf Dauer schlicht zu flacher Humor und debile Charaktere. Die gut inszenierten Rennszenen von Spiro Razatos entschädigen zwar für das Meiste, den Möglichkeiten weint man trotzdem hinterher. Hätte man eindeutig mehr daraus machen können.