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Es gibt Filme, an denen sich komplett die Geister scheiden. Da geht es nicht mehr darum, ob man den Film weniger gut oder besser findet, sondern ob man ihn ertragen kann oder nicht. Um eine solche Spezies handelt es sich bei "Ricky Bobby - König der Rennfahrer" , dem neuesten Werk des nicht gerade als Filigrankomiker bekannten Will Ferrell, der hier das Buch und die Darstellung der Hauptrolle beisteuert.

Es handelt sich bei diesem Film um eine dem uramerikanischen Humor verpflichtete Komödie, deren Typisierung man z.B. durch diverse frühe Adam Sandler Filme ("Waterboy") oder Mike Myers Werke ("Austin Powers") kennt. Diese Filme zeichnen sich durch die Nähe der Hauptpersonen zur Grenzdebilität aus - dabei immer symphatisch gehalten - und eine wilde Abfolge eher grober Verstöße gegen den guten Geschmack und sogenannte "Political Correctness". Dabei muß man den Amerikanern zugestehen, daß sie dabei eigene Gepflogenheit immer schön durch den Kakao ziehen - das ist auch in "Ricky Bobby" nicht anders :

Schon die Wahl des sportlichen Hintergrundes ist gut gewählt, denn die NASCAR-Serie mit den nahezu 400 Km/h schnellen Boliden, die immer nur im Kreis fahren, hat so gar nichts vom europäischen Verständnis über den Rennsport. Im Grunde stellt man sich genau so Typen wie Ricky Bobby hinter dem Steuer vor - leicht übergewichtige, untrainierte Fast-Food-Fresser, die nichts im Kopf haben außer ihrem Bleifuß.

500 Meilen nur Power und Hauptsache als Erster über die Ziellinie und wenn dabei etwas zu Bruch geht, dann hat das die Show nur verbessert. Die Action wird im Film auch ordentlich rübergebracht und natürlich werden die Karren auch kräftig in Zeitlupe zerlegt, ohne das irgend jemandem dabei ein Haar gekrümmt wird - eine kritische Hinterfragung des Rennsports strebt der Film nicht an und genau darin liegt sein Zwitterwesen.

Man könnte den Film durchaus als etwas grob gestrickte Satire auf den typischen Sportfilm ansehen - klassische Story vom schnellen Aufstieg eines Außenseiters, der dann nach einem Unfall in die tiefsten Abgründe gerät, um dann psychisch geläutert und menschlich gewachsen zu einem ehrlichen Comeback zu gelangen - jetzt wohl wissend, auf wen er sich wirklich verlassen kann. Solche Geschichten sind ja schon genügend gestrickt worden, oft tränenreich und immer mit dem nötigen Happy-End.

Dem kann "Ricky Bobby" einiges entgegensetzen - es gibt eine Menge Szenen, die diese oft verlogene Scheinmoral so richtig schön verunglimpfen - besonders als Ricky angesichts eines vor Fast-Food überlaufenden Tisches ein nicht endenwollendes Tischgebet vorträgt, ist der Film fast unerträglich, aber keineswegs verharmlosend witzig. Leider sind diese Momente eher selten, meist gefällt er sich in einem absurden, oft geschmacklosen Witz, der zwar die Erwartungshaltung ordentlich gegen den Strich bürstet, aber nicht wirklich demaskierend ist.

Selbst die vielfältigen Anspielungen mit dem schwulen, französischen Rennfahrer - in der Realität sicherlich eine uramerikanische männliche Phobie - ist viel zu nett geschildert, zwar absurd, aber nicht entlarvend. Und mit der Zeit geht der Film sich dann selber auf den Leim, indem er doch immer mehr die nette Familiengeschichte wird, die er ja ursprünglich persiflieren wollte. Letztendlich also nicht erstaunlich, daß der Film in den USA ein Erfolg wurde : in Maßen kritisch, voll des derben, teils geschmacklosen Witzes und dazu eine letztlich nette Story mit schönen Actionaufnahmen der NASCAR-Rennen - amerikanisches Herz, was willst du mehr ?

Somit könnte ich den Film guten Grundes feuilletongestählt in den Abgrund verdammen - mit guten Argumenten. Aber siehe da - vielleicht war es nur eine Laune des Abends - ich habe mich gut unterhalten (obwohl ich Will Ferrell nicht besonders mag ,aber es gibt eine Menge guter Nebendarsteller) und manchesmal herzhaft gelacht, was nicht jede sogenannte Komödie bei mir hervorruft.

Wer über bestimmte Geschmacklosigkeiten und inhaltliche Inkonsequenzen hinwegsehen kann und dabei Spaß an Autorennen und liebenswerten Idioten hat, kann einen unterhaltsamen Abend verbringen - wer nicht, sollte die Finger davon lassen (6/10).

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