Michael Bay, der Krachmacher unter den Filmemachern, ist schon lange auf großen Erfolgskurs. Seine, meist von den Kritikern mit verächtlichem Lächeln abgeschwatschten, Actionfilme ziehen die Massen in die Kinos und auch seine Horrorremake-Welle ist oft ein Platz 1-Anwärter in den US-Amerikanischen Charts. Dabei sind es vor allem die Remakes, die so zwiespältig einhergehen. Für die Einen war seine Neuinterpretation vom Tobe Hoope-Klassiker "Texas Chainsaw Massacre" eine gelungene Verlegung des Terrors in die Neuzeit, für die meisten Fans des Originals war es aber nicht viel mehr, als eine geleckte Version für die Splatterkiddies von heute. Ein großer Erfolg war der Streifen aber dennoch und so ist es nicht verwunderlich, dass auch dieses Remake eine Fortsetzung erfahren soll, bzw. ein Prequel, denn dieses mal geht es um die Beginne der Kannibalenfamilie, mit dem Kettensägen schwingenden Sohnemann. In Deutschland nur schwer geschnitten zu bekommen ist "TCM: The Beginning" dabei auch definitiv einer der brutalsten Filme von heute, der aber qualitativ genauso im Mittelbereich schwimmt, wie sein Vorgänger.
"TCM: The Beginning" hat es sich also zur Aufgabe gemacht, uns die Vorgeschichte zu Leatherfaces blutigem Treiben aus dem Vorgänger erklärbar zu machen. In Wirklichkeit ist die Story aber mit dem Vorgänger nahezu identisch. Ein paar Teenies sind wieder einmal auf dem Weg in den Urlaub, bis sie in einen mysteriösen Unfall verwickelt werden. Auf Hilfe wartend, werden sie wenig später von Sheriff Hoyt aufgelesen, der sie zu einem abgelegenen Landhaus bringt. Und der Terror beginnt, denn nicht nur der Sheriff ist böse gesinnt, sondern auch seine ganze Familie, einschließlich des "Juniors" in der Familie, dem Kettensägenschwingenden Thomas Hewitt. Werden sie der Kannibalenfamilie entkommen? Sicher nicht, wird fast jeder gleich zu Beginn denken und machen wir uns nichts vor, das wirkliche Ziel dieses Films ist auch nicht diese Frage spannend bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Eigentlich ist das Ganze nicht mehr, als ein Quasi-Remake vom Remake, nur dass dieses mal halt das ganze Treiben vor dem des Vorgängers spielt und leidlich die "Erschaffung" des mörderischen Chainsaw-Lovers aufzeigt werden soll. Das dies aber nur als Aufhänger für möglichst brutalen Stoff gewertet werden kann und nicht wirklich etwas Neues oder Interessantes zu bieten hat, erklärt sich dabei fast von selbst, genauso wie die unendlichen Logiklücken des Films.
Denn auf die knackigen Gore-Szenen kommt es dieses mal an und auf nichts anderes. Wer Atmosphäre, Spannung und Grusel bis zum Schluss hofft, sitzt definitiv im falschen Film. Denn davon hat der Streifen nur verhältnismäßig wenig zu bieten und das gerade zu im erschreckend gleichen Stil wie der Vorgänger. Zwar brennt einem die düstere Texas-Sonne schon ab und an mal auf den Zuschauerpelz und wenn Leatherface später mit erhobener Kettensäge seinem bibberndem Opfer hinterherrennt, kann man auch schon mal die ein oder andere Schweißperle aus der Pore quetschen, aber wirklich spannend ist es eben nicht und neuartig schon mal gar nicht.
Deshalb also gleich zum Eingemachten: Dem Gore. Ja, was Liebermann in diesem Punkt seinem Publikum zutraut hat schon fast die Qualitäten dessen, was damals in den 80ern die Leute geschockt hat, nur dass es dieses mal das "moderne Publikum" ist, was geschockt wird, während die Liebhaber der Filme von damals nicht wirklich ergriffen werden, wenn hier zur Blutwurst gegriffen wird. Aber seis drum, die Brutalo-, Splatter- und Matschszenen sind definitiv vom feinsten und lassen ordentlich Schmodder über die Leinwand siffen. Wobei sich beim etwas intelligenteren Zuseher hier ab und an schon mal die Frage stellt, ob es wirklich nötig ist, die Goreszenen so selbstverliebt, tabulos und dem Selbstzweck gerecht zu gestalten, wie hier. Denn Kettensägen die Beine abschneiden oder den Opfern detailgenau durch den Torso gerammt werden und diese dann noch in der Luft ein wenig zappeln dürfen, reichen für einen wirklich guten Film eben doch nicht aus, auch wenn man sich als Splatterfreak sicher trotzdem daran so etwas wie pervers erfreuen kann. Und sei es nur der heimlich Versteckte, den manch bewanderter Genre-Zuschauer in sich hat und nicht immer gerne herauslässt, da man sich ja eigentlich schon lange zu alt für den banalen Scheiss fühlt. Auf alle Fälle ist der Streifen ein Fest für alle Gore-Bauern, egal wie ehrlich jeder einzelne Zuschauer diesen auch zur Schau stellt.
Was die Darsteller angeht fährt Liebermann einige bekannte Gesichter aus dem Vorgänger auf, als da wären R. Lee Ermey als Sheriff Hoyt und Andrew Bryniarski als Leatherface, aber auch viele Unbekannte, wie z. Bsp. Jungstar Jordana Brewster und Taylor Handley. Allesamt stellen sie ihre jeweiligen Charaktere ganz passabel zur Schau, wenn auch Ermey einmal mehr leicht aus der Masse hervorsticht. Fürs Genre reicht es jedenfalls allemal aus!
Fazit: Eigentlich genauso überflüssig wie der Vorgänger. Von Storwegen her wird hier erneut ein absolutes Nichts geboten und die fadenscheinige Erspinnung einer Vorgeschichte von Leatherface, geht schon bald im Strudel der Gewaltszenen unter. Diese sind ohne Frage knackig geraten und stellen die Stufe dessen, was man dem Zuschauer von heute überhaupt zutrauen kann, erneut um eine spürbare Latte höher. Ohne diese Szenen wäre aber auch dieser TCM tödlich langweilig geraten, denn in punkto Atmosphäre und Spannung befindet sich das Treiben erneut unter dem Durchschnitt. Wer also wieder einmal seine Freunde auf die Probe stellen will oder den inneren, angeblich schon längst ruhenden, Splatterfreak herrauslassen will, der ist hiermit ordentlich bedient. Für Spannung, Atmosphäre und Terror ohne Ende greifen wir aber lieber erneut zu Hoopers Original!
Wertung: 6/10 Punkte