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Man hat es an „L.A. Confidential“ gesehen – einen Roman von James Ellroy zu verfilmen, so daß sich die zahlreichen Fans nicht im Grabe umdrehen, ist durchaus eine beachtliche Herausforderung.
Die fein ziselierte Händchen bei der Umsetzung der Vorlage ist besonders im Fall von „The Black Dahlia“ gefragt, ein Buch, das auf einem wahren Kriminalfall, der Ermordung der unbekannten Actrice Elizabeth Short basiert und so Facts und Fiction auf ganz spezielle Art und Weise mischt.

Daß es durchaus ein gewisses Risiko ist, einen wahren Fall in einen abendfüllenden Film zu verwandeln, bewies schon „Die Hollywood-Verschwörung“ rund um den Mord/Selbstmord des Superman-Darstellers George Reeves, der die eine Seite der möglichen Fußangeln abdeckte: wenn ich schon eine mysteriöse Kontroverse um das Ableben eines Stars habe, genügt es nicht, die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzählen, was es denn nun gewesen sein könnte, ohne dem Publikum nicht wenigstens eine Lösung zum Kauen mitzuliefern.

Bei „The Black Dahlia“ ist es genau entgegengesetzt: hier wird eine Auflösung des Falls entworfen, die so nie stattgefunden hat und die mit zunehmender Laufzeit immer mehr an den Haaren herbei gezogen wirkt, wenn sie denn nach knapp zwei Stunden Laufzeit überhaupt noch jemanden interessiert.

Normalerweise ist mangelndes Interesse nicht das Problem in einem Brian de Palma-Film, der ein Meister des Einfangens optischer Möglichkeiten ist, ein Regisseur der Kamera, der ein zusätzliches Auge für den zeitgenössischen Anstrich der Traumfabrik dieser Zeit (Ende der 40er/ Anfang der 50er) besitzt.
Und so gerät auch das Lokalkolorit, die Stimmung, die vielen kleinen optischen Details zur ganz besonderen Qualität dieses Films. Farbe, Kameraführung, Ausstattung, Kostüme, das ist alles wie mit dem Pinsel gemalt.

Doch die „Dahlie“ baut dort ab, wo ein James Ellroy in seinen Büchern zu glänzen beginnt: bei der Spannung, die sich zwischen den Figuren ergibt, mitten in geschliffenen Dialogen, die die Abgründigkeit des Seins andeuten und die Finsternis erahnen lassen.
Das aber funktioniert hier nicht, der Film wirkt einerseits wie eine filmtechnische Fingerübung de Palmas, andererseits wie ein dezentralisiertes Mischmasch, das immer wieder den roten Faden verliert.

Im Zentrum stehen zwei gegensätzliche Polizisten, die sich mittels eines fingierten Boxkampfes beide ihren Weg in die höheren Polizeikreise freiräumen: der Eine, Bucky Bleichert, darf endlich zur Mordermittlung und der Andere, Blanchard, sichert sich damit seine angeknackste Stellung.
Zusammen bilden sie ein nach und nach harmonisches Team, als dessen Achse Blanchards Freundin Kay funktioniert, die zwischen Vamp und Hausmütterchen cum guter Freundin hin- und her schwankt.

Bis der titelgebende Fall überhaupt anläuft, vergeht eine gewisse Zeit und als wir dann einen Fall haben, wird der Film überfrachtet mit verschiedenen Seitensträngen an Handlung, die nicht zueinander passen wollen, obwohl sie es müßten. Die angespannte Gefühlssituation Kays und Bleicherts angesichts des offenbar impotenten oder eher Männern zugeneigten Blanchards kann das mäßige Drehbuch mit seinen fragmentarischen Dialogen nie fördern. Die Rolle Blanchards in der Polizei und sein zwiespältiges Verhältnis zur Unterwelt sorgt für Verwirrung und hält den Mordfall „Dahlie“ auf und auch das Erscheinen eines halben Doubles, des Mordopfers, eine Halbweltdame, die sich als Tochter aus guter Gesellschaft entpuppt, verwirrt die Fäden mehr, als das es sie klärt.

Der unspannende Ablauf wird noch gefördert durch die durchwachsenen Darstellerleistungen.
Hartnett (als Bleichert) ist immer noch zu sehr Babyface, obwohl er hier sichtlich an sich arbeitet – doch es fehlt das letzte Quentchen Härte. Eckhart als Blanchard ist da schon besser, wird aber nach dem ersten Drittel vom Drehbuch zunehmend fallengelassen, um Platz für ein Geheimnis zu machen, das einen Großteil der Laufzeit einnimmt. Scarlett Johansson und Hilary Swank als Kay und Madeleine sind zwar optische Highlights und wirken präsent, doch die mangelnde Chemie, die das Skript gestattet, macht viel wieder zunichte.
Nur Mia Kirshner als Mordopfer, die die Verkommenheit der Industrie nur via alter Filmaufnahmen am Leben erhält, kann da punkten.

Mühsam arbeitet der Film in der zweiten Hälfte den Mysteryanteil Strang um Strang ab, schwankt zwischen Gefühlskino und Kriminalfilm und ist doch nie die Symbiose, die es sein sollte – und de Palma kann lediglich manchmal eine seiner meisterhaften Kamerafahrten einwerfen, um daran zu erinnern, was er alles kann.
Doch sogar ein „unerwarteter“ Mord nach zwei Dritteln Laufzeit wirkt da mehr wie eine hommage-ähnliche Reminiszenz an ähnliche Sequenzen in „The Untouchables“.

Praktisch auf den letzten Metern kommt dann doch noch forciert Licht ins Dunkel, doch die Auflösung ist bemüht, konstruiert und nicht zuletzt überraschend uninteressant, ja unspektakulär, es fehlt das Explosive, das aus Curtis Hansons Film am Ende einen knalligen Klassiker machte.

So bleibt „The Black Dahlia“ ein uneingelöstes Versprechen: schön anzusehen, aber nicht mit den Inhalten, die daraus einen möglichen Klassiker hätte machen können, so leblos im Plot, das es das wiedererweckte Nachkriegshollywood in all seiner Lebendigkeit fast schon abtötet. (5/10)

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