Cinema has returned to LIFE!
Es ist schon seltsam, dass es dann doch einen alten Hasen wie DePalma brauchte, um wieder einen richtig brillanten Thriller zu schaffen. Nachdem er in den letzten Jahren in erster Linie gute, aber nicht unbedingt umwerfende Anbiederungen an moderne Filmgenres drehte und seinen Status als "Regisseur der großen Namen" festigte, habe ich doch nicht vergessen, dass seine bedeutendsten Werke (Body Double, Dressed to Kill, Sisters, Carrie, so ziemlich alles bis "The Untouchables") ohne die Unterstützung bedeutender Produzentenlieblinge auskamen. Daher war ich etwas erschrocken, den fürchterlich einfallslosen Kader dieser Produktion zu lesen. Doch letztlich überzeugen alle, bis auf die noch immer herzlich überschätzte S. Johannsen, die zwar schauspielern kann, sie jedoch als verruchte sexy Frau mit schlechten Lebenserfahrungen zu besetzen, da muss einem schon der ein oder andere Popcorn nach oben gewandert sein!
Ein weiterer Schwachpunkt ist sicherlich die nicht so Werknahe Bearbeitung des Stoffes, vor allem, was die Schlussszenen betrifft - das tut vor allen Dingen deshalb weh, weil man vor kurzem den Eindruck hatte, dass Hollywood auch bereit wäre, für komplexere Stoffe, die länger als zwei Stunden brauchen, Moneten locker zu machen. Fehlanzeige.
Da trifft es sich saugut, dass ich seit jeher einen DePalma-Film einem James-Ellroy-Buch vorgezogen habe - weniger, weil ich so ein Lesemuffel wäre, sondern, weil mich dieser Regisseur schon so manches Mal verblüfft im Kinosessel zurückgelassen hat!
Und ein DePalma-Streifen ist es geworden, ooooh jaaaa. Wie sehr habe ich nach diesen Kamerafahrten, den Splitscreens und dem plötzlichen Ausbrechen der cinematischen Brutalität gewartet! Dabei verzichtet man darauf, dem Film, abgesehen von Kostüm und Fahrzeugwahl, mit unmengen Geld vollzupumpen, um dann mit einer "autentischen" Geschichtsdarstellung angeben zu können. Der Erzählstil ist episodenhaft und keineswegs so verschachtelt, wie er es bewusst vorgibt, sondern es sind die Augenblicke, die so einen Film meisterhaft werden lassen, die aufblitzenden Augen, die einen Mord zu einem Standbild und kurz darauf zu einem Gemälde werden lassen. Der Regisseur benutzt die Buchvorlage gnadenlos, um endlich mal wieder seine ureigenen Motive (die er bei seiner Zeit bei Hitchcock kennen lernte) in eine Story packen zu dürfen, die wegen ihres Namens kein finanzieller Fehlschlag werden konnte. So kann man sich diesen Film problemlos im Double Feature mit "Dressed to kill" oder "Blow out" ansehen und viele Ähnlichkeiten feststellen. Sogar sein geliebtes Doppelgänger-Motif kann er unterbringen. Auch, dass einer der Morde bewusst die Grenzen des im-Kino-Darstellbaren anbaggert, ist typisch. Der Soundtrack spielt im übrigen fehlerfrei mit.
Fazit: Keine Überraschungen....was bin ich froh! Jetzt muss nur noch Dario Argento zu alter Stärke zurückfinden und die Thrillerwelt ist wieder heile!