Zwei Ex-Boxer, die jetzt Cops und Partner sind, sich aber trotzdem erst mal prügeln. Eine blonder Möchtegern-Vamp, der (ohne Sex) mit Cop Nr 1 zusammenlebt, aber eigentlich Nr. 2 liebt. Ein schwarzhaariges Starlet-Vamplein, das zum Film will, aber nur Pornofilme dreht und als gespaltene Persönlichkeit endet. Noch ein Möchtegern-Vamp mit gewaltigem Männer- und Frauenverschleiss - darunter Cop Nr. 2 -, auch schwarzhaarig und irgendwie (warum auch immer) ein Lookalike von Vamp Nr. 2. Ihr Vater, ein Baulöwe mit reichlich Leichen im Keller. Seine Frau, ständig betrunken und unglaublich dummes Zeug redend. Ihre Tochter, also die Schwester von Vamp Nr 3, mit einem Hang zu Porno-Karikaturen. Ein aus obskuren Gründen verstümmelter Diener, der irgendwie eine wichtige Rolle spielt, aber kaum zu sehen ist. Ein Informant und Bankräuber, der erschossen wird, weil er irgendetwas mit Cop Nr. 1 zu tun hat. Ein Ex-Knacki (Bankräuber Nr 2 ?), der hinter Vamp Nr. 1 her ist - oder doch nicht ? Geld aus dem Banküberfall, und noch ein paar Cops. Ein jüdischer Informant, der in seinem Privat-Krematorium schon mal zur Verschlankung des ausufernden Personalbestandes beiträgt. Eine blonde Lesbe, die aus mir nicht erfindlichen Gründen mit dem schon erwähnten Porno (wir erinnern uns: der mit Vamp Nr. 2) herum- und Cop Nr 2 in die Arme läuft. Conrad Veidt in "Der Mann, der lacht", der unseren Boxer-Cop Nr 2 auf wundersame Geistesblitze bringt. Nur dass Cop Nr 1 die schon Tage vorher hatte (warum eigentlich ?), was ihm aber irgendwie nicht gut bekommt. Denn Vamp Nr 3 hat sich mit Bankräuber Nr 2 zusammengetan. Oder lockt sie ihn in die Falle - oder hat doch Cop Nr 1 die Falle arrangiert und gerät selbst herein ? Ein kleiner Junge in einer Fischerkate in Husum .. nein halt. Langweile oder verwirre ich hier irgendjemanden ? Tschuldigung, ist Absicht, warum soll es schließlich anderen besser gehen als mir ? !
Als man Howard Hawks fragte, wer in seinem Big Sleep nun eigentlich der Mörder sein, soll er gesagt haben "Woher soll ich das wissen ? Fragen Sie Chandler". Nur der wusste das auch nicht; aber irgendwie hat das auch niemand gestört, der Film gilt zu Recht als Klassiker. Das dürfte De Palmas Streifen wohl eher nicht passieren, und dementsprechend ist man geradezu gezwungen, über das nachzudenken, was einem hier an Handlung zugemutet wird (und nein, ich kenne Ellroys Roman nicht, aber ich darf ja wohl von einem Film verlangen, dass er ohne Kenntnis der literarischen Vorlage verständlich ist). Klar, Verfilmungen von amerikanischen Kriminalromanen neigen zu einer gewissen Komplexität, vorsichtig formuliert, aber häufig wird das bestens kaschiert mit zynischen Dialogen, coolen Helden, schicke High-Society-Ladies, einem Schuss Gesellschaftskritik, etwas Action. Dummerweise fehlt Black Dahlia davon eigentlich so gut wie alles. Josh Hartnett ist als harter Cop unglaubwürdig und als Erzählbär überfordert, die Dialoge sind eher zum Gähnen als zynisch, und die diversen Vamps (Johansson, Swank, Kirshner) spielen wie aus einem Anfänger-Lehrbuch für zweitklassige Verführerinnen. De Palma frönt seiner Leidenschaft für lange Einstellungen ohne Schnitt und Showdowns in Treppenhäusern, beides keine schlechten Szenen, aber letztlich nur müde Abklatsche seiner früheren und besseren Filme. Immerhin stimmt die Optik, das muss man bei aller Kritik zugestehen: Die Autos und Kostüme wirken authentisch und sind nett anzusehen, dass man offenbar teilweise in Bulgarien drehte fällt nicht weiter auf, und einige Details sind ganz stimmig (wie der Schriftzug "Hollywoodland", den man später auf "Hollywood" verkürzte).
Dennoch - nach gefühlten 4 Stunden hinterlassen die rund 120 Minuten des Filmes also vor allem eins: Fragen, Rätsel, ungelöste Handlungstränge. Nicht dass ich eine plausible Lösung des historischen Kriminalfalls erwartet hätte, aber was uns hier aufgetischt wird, überschreitet die Grenzen von Logik und Nachvollziehbarkeit um reichlich Hutbreiten. Die Verbindung der Haupthandlung mit den viel zu zahlreichen Nebenhandlungen will einfach nicht gelingen, die beiden Cops werden anfallartig von ominösen und hirnrissigen Geistesblitzen vorangetrieben (ich sag nur mal Streichholzschachtel); und wenn am Ende der Rest der "Lösung" von einer entsetzlich chargierenden Schauspielerin vorgetragen wird (nebenbei bemerkt eine der schlechtesten Leistungen, die ich je in einem Film dieser Preisklasse gesehen habe) verkommt das eigentlich blutige Geschehen zur Lachnummer.
Dass man Ellroy-Romane gleichzeitig anspruchsvoll und unterhaltsam verfilmen kann, zeigt "L.A. Confidental". Black Dahlia ist dagegen nur ein streckenweise optisch ansprechender, aber inhaltlich völlig missglückter Versuch mit reichlich angewandter Publikumsverwirrung.