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Aus den Tiefen des fernöstlichen Horrorfilms erwacht ein weiterer Mutant von einem Insektoziden-Horror, der mittels surrealer Elemente und extrem unheimlicher Passagen noch zu schocken vermag, sich aufgrund diverser Längen, gerade in der ersten Hälfte, gleichzeitig aber auch als sehr langatmig gestaltet.

Das experimentelle Gewand, in dem er steckt, steht ihm zweifelsfrei gut, das Gesamtbild lässt jedoch noch einige Wünsche und auch Fragen offen. Auch lässt uns der schamanische Touch kurzzeitig ins Kliente der düsteren Magie, auch Esoterik abtauchen.

"Centipede Horror" ist kein reiner Tier- oder Insekten-Schocker, wie wir ihn von früher kennen, aber auch nicht immer 100%ig zugänglich bzw. stimmig, weitaus weniger fantasylastig als der CAT III-Schocker "Crocodile Evil", und hat aufgrund inhaltlicher Differenzen viel Potential verschenkt.

Für einen experimentellen Tierschocker (auch "Bug", "Squirm") als metamorphorische Wirbeltier-Symbiose mit Gänsehaut-Garantie, dürfte der biologische Horror dabei sogar Entomologen nicht unzufrieden stellen. Von Experten gleichermaßen als Schädlinge verrufen, als Eiweiß- und Proteinquelle durchaus wertvoll, tummeln sich die Weichtiere milliardenfach auf unserem Planeten. "Centipede Horror" fungiert als filmisches Terrarium mit Goreeffekt.

Der asiatischen Riesentausendfüßler, auch Thyropygus allevatus, der bevorzugt in Thailand beheimatet ist, sondert ein giftiges Sekret ab, um seine Opfer dann bei lebendigen Leibe zu verspeisen. Das bis zu 30cm große Getier tummelt sich dabei zumeist in Scharen ...

Mutationen aus dem Insektenreich als akribisch-amphibischer Regenwald-Horror, Tropen-Ungeziefer aus grauer Vorzeit, ohne fossilen Hintergrund. "Centipede Horror" lauert wie eine Larve in seinem Kokon. Zum Schluss knackt die Schale und das Insekt bricht aus ...

Jenseits des akademischen Grades unternehmen wir einen Exkurs ins Reich der asiatischen Gliederfüßer (Arthropoda). Horrortypisch auf animalische Triebe und Urängste bezogen, in dem Fall wohl am ehesten Entomo- und Arachnophobie, "Tarantula" oder "Formicula" für Fortgeschrittene.

"Centipede Horror" versucht, den Tier- mit dem Ekelschocker zu kombinieren. Getreu dem asiatischen Genremix haben wir es hier schon mit einem sehr extravaganten Vertreter zu tun.

Lässt einen die brachial-böse Eröffnungssequenz noch auf einem asiatischen Schocker der Extraklasse hoffen, flacht "Centipede Horror" mittels Gesprächsfluss und mangelnder Action relativ schnell ab und kommt erst zum Schluss wieder richtig in Fahrt.

Experimentelle und organische Ekelpassagen stellen das Herzstück von "Centipede Horror" dar. Grafisch, visuell überragend, mit einigen derben Psychoschocks und Ekelpassagen, gelungenen Großaufnahmen, die Lust auf mehr machen und das Herz eines jeden Kriechtier-Freundes höher schlagen lassen. Einen guten Insekten-Schocker erkennt man immer daran, dass er unter der Haut anfängt zu kribbeln ...

Zweifelsohne gruseliger und schleimiger als "Slugs", symbiotisch wie "Sexual Parasite: Killer Pussy", bewegen wir uns hier schon an der Spitze des schleimigen, kriechenden Getiers, das uns bei bloßen Anblick die Haare zu Berge stehen lässt. Als eigenständiges Machwerk hätte daraus ein echter Leckerbissen erwachsen können. So bleibt der Tausendfüßler-Horror, ähnlich "Human Centipede", lasch mit einigen umwerfenden Sequenzen und Passagen. Bis zu einem waschechten Cronenberg ("Shivers - Der Parasitenmörder") wäre es dennoch ein weiter Weg ...

Im Vergleich zu richtig abgefahrenen asiatischen Crossover- und CAT III-Schockern wie "The Boxer's Omen" wirkt "Centipede Horror" wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Schade drum, hätte echt was werden können ...

5.5/10

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