Zwei wunderbare Dinge hat Autor Eberhard Alexander Burgh meiner Kindheit beschert:
Hexe Schrumpeldei und Hui Buh.
23 Hörspielfolgen von 1969 bis 79 mit der unverwechselbaren Stimme von Hans Clarin als Schlossgespenst.
Und das Schlossgespenst wurde beschrieben (und auf den Covern illustriert) als Skelett mit Federhut und rostigen Rasselketten…
…und nicht wie Bully Herbig mit Prinz-Eisenherz-Gedächtnisfrisur.
Entsprechend durchwachsen präsentiert sich das Ergebnis: Eine Mischung aus typischer Bully-Komödie und kindgerechter Spukgeschichte.
Als Hörspielfreund habe ich bereits im Vorfeld des Kinobesuchs Abstriche gemacht, da kommen die Footage-Sounds der Erzählstimme Hans Paetschs eher überraschend und auch die in Tschechien gefundenen Räumlichkeiten des Hauptschauplatzes Burgeck entsprechen doch tatsächlich einigen Kindheitserinnerungen.
Auch zu Beginn kann Bully noch ein paar Schmunzler einheimsen, wenn er in realer Gestalt als Ritter Balduin nach dem (Falsch)Pokern durch einen Blitz atomisiert wird.
Glücklicherweise überlässt er dann für einige Zeit Christoph Maria Herbst das Feld und er ist letztlich auch derjenige, der „Hui Buh“ vor dem Unterdurchschnitt rettet.
Als König Julius der 111. gibt er ein facettenreiches Spiel mit feinsinnigen und pointierten Einzelszenen ab, mit denen er alle anderen Darsteller weit in den Schatten stellt. Allein, wenn seine Stimme plötzlich in die Höhe geht, kann er auch bei den Erwachsenen im Publikum kleine Lacher verbuchen.
Dabei muss er sich einer ziemlich banalen, aber immerhin flott erzählten Geschichte beugen.
König Julius bezieht Schloss Burgeck, um dort seine Leonora möglichst bald zu ehelichen. Schlossgespenst Hui Buh hat etwas dagegen und spukt zunächst, was König Julius kaum beeindruckt. Sie müssen sich aber zusammenraufen, als sie herausfinden, dass Leonora ein abgekartetes Spiel treibt und sich mit einem bösen Geist zusammengetan hat.
Problem ist und bleibt: Hui Buh ist nun mal ein Skelett und nicht Bully als CGI-Hampel.
Zwar ist die mimische Vorgabe für die Animation beachtlich, doch die ewig gleichen Gags und die Betonung in seiner Stimme, die allzu häufig an Mr. Spuk und Abahachi erinnert, sind auf Dauer eher nervig.
Da ist man schon froh, wenn Schloss Burgeck verlassen wird, um die Geisterstadt zu besuchen. Denn endlich wird die Atmosphäre ein wenig gespenstischer und ein paar bekannte Gestalten wie Frankenstein und eine Mumie mischen das Geschehen ein wenig auf.
Mit eingestreutem Humor wird nicht gespart, aber auch nicht zum Lachen animiert. Vielleicht spricht man damit wohl doch eher ein ganz junges Publikum an, wenn König Julius während einer Ansprache unter gewissen Verdauungsproblemen leidet und Hui Buh ein Dutzend Mal die Inneneinrichtung seines Wohnsitzes demoliert und auch ansonsten viel Gelaber um nichts macht.
Zumindest sind die Effekte ganz brauchbar, Bully huscht annehmbar durch die Szenen, auch wenn die Animationen nicht so ganz überzeugend sind, was sich bei einem finalen Schwertkampf offenbart.
Dafür ist die Öffnung zu einer geheimen Schatzkammer nett anzusehen und auch ein paar Gimmicks in der Geisterstadt können überzeugen.
Überzeugen können bei den Darstellern nur Herbst und Herbig, sowie in Nebenrollen Hans Clarin und Wolfgang Völz.
Die Damen loosen aber total: Heike Makatsch bestätigt als intrigante Leonora nur mein Bild einer viel zu überschätzten Mimin und Ellenie Salvo González scheint in der simplen Darstellung einer verliebten Zofe bereits maßlos überfordert.
Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf Hans Clarin, der einerseits der Hörspielfigur Hui Buh soviel Leben mitgegeben hat und andererseits hier in seiner letzten Rolle zu sehen ist.
Da möchte man manchmal in die Leinwand gehen, um den Mann noch einmal zu umarmen.
Schade, dass ein erneuter Einsatz für „Pumuckl“ wegen einer Kehlkopfentzündung nicht mehr zustande kam.
Nun ja, ich bin nach dem zweifelhaften Genuss dieser Hörspielumsetzung nicht wirklich enttäuscht, auch wenn meine vagen Hoffnungen auf ein etwas durchdachteres Geistertreiben sich nicht erfüllen konnten.
Denn Dargebotenes ist zu harmlos und es mangelt an pfiffigen Ideen.
Dennoch verging die Zeit recht fix und offenbar wollten die Macher für die Zuschauer auch nichts anderes erreichen.
Vielleicht ist das Thema Hörspiel ja eine willkommene Vorlage für weitere Verfilmungen.
Von TKKG gab es bereits welche, Drei Fragezeichen steht offenbar kurz vor der Fertigstellung und Larry Brent und Macabros sind seit Monaten ein heiß diskutiertes Thema.
Mal sehen, ob die nächsten Verfilmungen eher auf den Bildband meiner Hörspielerinnerungen zugeschnitten sind…
5 von 10 Punkten