Review

„The Curse of the Crying Woman“ ist ein in schwarz/weiß gedrehter mexikanischer Gothic-Grusler von Rafael Baledón aus dem Jahre 1963, der leider nicht in deutscher Sprache vorliegt. Dank englischer Untertitel konnte ich der Handlung aber gut folgen. Im Prinzip geht es um die Reinkarnation eines weiblichen Dämons (oder so), der von der offensichtlich in seiner Erbfolge stehenden Selma in seinen knochigen Überresten aufbewahrt wird. Als Selmas Nichte Amelia und ihr Mann Jaime ihre Tante aufsuchen, werden sie zu Teilen des teuflischen Plans. Wird sich der Fluch auch auf Amelia übertragen? Der Film beginnt sehr stimmig mit düsteren, nebelverhangenen Bildern und erinnert zumindest in der Szene, in der Rita Macedo mit ein paar überdimensionalen Hunden am Wegesrand harrt, an Mario Bavas „Die Stunde, wenn Dracula kommt“. Ansonsten fühlte ich mich aber eher an die ganz alten „Universal“-Klassiker erinnert. Mit einfachen Mitteln erzeugen Baledón und sein Team maximale Wirkung, sei es in invertiert gefilmten Rückblenden, mit relativ simplen Überblendeffekten (die Gebeine des Dämons verwandeln sich gerne mal ansatzweise in eine menschliche Form und wieder zurück – Horror!) oder aufgeklebten, unmenschlich wirkenden, rabenschwarzen Augenpartien. Apropos Augen: Sehr zu meiner Freude wurde mit vielen Close-Ups gearbeitet und zahlreiche wunderschön morbide, porträtartige Einzelszenen kreiert, was dem Film einen durchaus künstlerischen Anstricht verleiht. In Kombination mit der atmosphärischen Dichte entstehen einige überraschend gruselige Momente, die ich dem Film so nicht unbedingt zugetraut hätte. Erst später wird es etwas trashig, beispielsweise bei schlecht choreographierten Kämpfen oder wenn die Hunde losgelassen werden und ihre vermutlich mit Hundefutter eingeriebenen „Opfer“ herzlich abschlecken, die dabei tun müssen, als würden sie gerade aufgefressen… Tante Selma hält ihren missgebildeten und zu einem Monstrum deformierten Ehemann in Kerkerhaft gefangen und hat zudem noch einen zurückgebliebenen Diener, der ihr treu zur Seite steht. Viel Stoff für so einen B-Grusler, der Langeweile erfolgreich vorbeugt. „The Curse of the Crying Woman“ bleibt bis zum Schluss angenehm mystisch und versucht gar nicht erst, sämtliche seltsamen Phänomene, denen der Zuschauer beiwohnte, zu erklären. Ein guter, altmodischer Low-Budget-Horrorfilm mit einigen handwerklichen Schwächen, aber auch gleich mehreren positiven Überraschungen, der sich nicht allzu weit hinter US-amerikanischen oder britischen Genrebeiträgen zu verstecken braucht.

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