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In Fankreisen ist das Original sehr bekannt, Iron Maiden benannten sogar einen Song danach (wenngleich dieser inhaltlich kaum etwas damit zu tun hat), nun soll ein Remake das Massenpublikum für den Stoff eröffnen.
Mir persönlich ist das Original unbekannt, deshalb müssen genaue Vergleiche entfallen. Das Remake fokussiert sich auf den kalifornischen Verkehrspolizisten Edward Malus (Nicholas Cage). Dieser darf gleich zu Beginn ein handelsübliches Trauma erleben, als vor seinen Augen eine Mutter und ihr Kind tödlich verunglücken und er nur tatenlos zusehen kann. Rückblenden dieser Szenen sind dann im ganzen Film zu finden, den Schockeffekt mit dem heranrasenden LKWs gibt’s auch in mehrfacher Wiederholung, was leider nicht nur arg konventionell, sondern auch wenig aufregend, eher langweilig daherkommt.
Edward ist am Boden zerstört, da trudelt der Brief einer Verflossenen, Willow Woodward (Kate Beahan) ein, die auf der abgeschiedenen Insel Summersisle wohnt. Ihre Tochter Rowan (Erika-Shaye Gair) ist verschwunden und sie bittet Edward zu kommen, um nach ihr zu fahnden...

Von da an stakst Edward dann durch das Inseldorf, dessen Bewohner im punkto Seltsamkeit selbst die Twin Peaks Gemeinde und die gesamte Community von Silent Hill in de Schatten stellen. Allesamt dermaßen seltsam, dass sie das Wort ’verdächtig’ fast auf die Stirn tätowiert haben, Fremden gegenüber unfreundlich und diversen Sekten der USA gleichend. Dabei haut „The Wicker Man“ dem bald eine extrem aufdringliche Bienenstaat-Symbolik um die Ohren, die in ihrer Penetranz bald eher nervt als zu gefallen. Einzig lustiges Detail: Edward ist allergisch gegen Bienen, während die Insel vom Honiganbau lebt.
Hauptproblem von „The Wicker Man“ ist allerdings die Tatsache, dass der Film schlicht und einfach nicht in Schwung kommen will. Edward schwankt ständig zwischen Integration und Konfrontation mit der Gemeinschaft der Seltsamen, scheint aber gewaltig auf dem Schlauch zu stehen, da er viele offensichtliche Hinweise nicht deuten kann. Zudem sind viele Dinge nach bekannten Mustern gestrickt, die Zuschauer dürfte ab Filmminute zehn erraten können, wer wohl Rowans Vater ist und was der Satz „Sie geben Rowan die Schuld an allem“ in dem Kontext bedeuten soll, ist ebenfalls offensichtlich.
Erst gegen Ende kann die Geschichte von „The Wicker Man“ mehr überzeugen. Ein paar wirklich böse Twists kommen wirklich überraschend daher und retten, was noch zu retten ist, ein fieses Ende gibt’s noch obendrauf, wobei dieses aus dem Original übernommen ist. Doch auch rein erzählerisch nimmt „The Wicker Man“ erst gegen Ende Fahrt aufkommt. Zuvor latscht Edward nur über die Insel, fragt stets dieselben Fragen und geht bei seinen Ermittlungen extrem schleichend voran, sodass einfach wenig Spannung aufkommen will.

Immerhin steuert die Regie (ähnlich wie beim artverwandten „Silent Hill“ dieses Jahr) gegen die Unzulänglichkeiten der Geschichte an so gut es geht und teilweise gelingt dies Regisseur Neil Labute sogar. Die Szene in den überfluteten Katakomben macht etwas her, einige Schockeffekte wie der auf dem Heuspeicher sind wirklich gut gemacht und das Finale hat ebenfalls ein paar imposante Bilder zu bieten (Tiermaskenparade, das bekannte Bild der Wicker Man Statue). Doch leider kann dies nur teilweise über die sich breit machende Langeweile hinwegtrösten.
Nicholas Cage gibt sich Mühe und spielt den traumatisierten Polizisten recht gut. Zwar muss er auch mit den schwankenden Stimmungen, die das Drehbuch seiner Figur aufzwingt, etwas kämpfen, doch er lieferte eine gewohnt überzeugende Vorstellung ab. Ellen Burstyn hat nur wenig Auftritte, ist in diesen aber souverän, während Kate Beahan bloß routiniert agiert. Leelee Sobieski hat nur eine eher kleine Rolle, spielt diese aber wirklich gut.

Doch trotz der guten Leistung von Darstellern und Regie ist „The Wicker Man“ nur unterdurchschnittlich: Zu lahm und nur selten aufregend schleppt sich der Plot daher, ehe das Finale wieder Boden gut macht. Da helfen auch stimmige Bilder nichts.

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