Eine Mischform ohne Rücksicht auf Gattungsgrenzen, als Kombination von Komödie, Martial Arts und Fantasy im Wirken nicht vollständig ausgeschriebener Spieltexte stellt Shy Spirit dar. Wie als Sonderform eines Laientheaters, dessen Truppe statt alle Register der dramaturgischen Kunst zu ziehen sich lieber auf die eigene beherzte Tatkraft verlassen. Dabei sind konkrete Handlungselemente durchaus gegeben, aber im sparsamen Verzehr, ohne jeden Sinn für Anmut oder sonstiges Feingefühl platziert und erinnert man in manch grotesken Momenten auch technischer Unbeholfenheit eher an vorgetäuschten Wahnsinn, bei dem man die Ebenen von unfreiwilliger, ironischer oder parodistischer Komik nur selten vollständig trennen kann. Eine eigengesetzlich possierliche Logik der arglosen Vergnügtheit durchzieht das Werk von Chong Yan-Gin, dessen vorheriger Werdegang als Stamm-Kameramann im Dienste von sowohl Lee Tso-Nam als auch Chiu Chung-Hing [ Hello Dracula, Son of the Vampire, A Heroic Fight, Magic of Spell u.a. als Ausbeute fruchtbarer Zusammenarbeit, die seit jeher surreale Identitäten im heiteren Brauchtum angenommen haben ] sichtlich nicht zu verschweigen ist.
Künstliche Stilelemente, steife Darstellungsweise und in das Studio gequetschte Ausstattung verweisen in ihrer Synthese der ganz eigenen Art von verdorbenen Geschmack eher auf die Erfahrung böser Trugbilder. Ein Qualitätskollaps in bewusstseinserweiternder Verdeutlichung. Amateurhafte matte paintings im Hintergrund gaukeln charmant einen Horizont, wackelnde Reliefs aus Pappmaché die Landschaft vor, während man die gleichen vier Wände der temporären Bretterbühne fast niemals verlässt. Die anti-illusionistische Einrichtung gewerkelt aus Span, Faden und Leim samt enormen Attrappen und Requisiten aus dem Tandladen hält nur solange, bis einer der Beteiligten im Kampf dagegen- oder daraufstürtzt. Dürftiges Anschauungsmaterial. Bedauerlicher Befund. Verkörperung des gebrechlichen Chaos im angenehm naiven Charme:
Bei der Geburt seines Kindes bekommt der Schwerreiche Ko Tai-fu [ Peter Chan Lung ] vom Taoisten [ Lam Ching-Ying ] die unheilvolle Botschaft verkündet, dass sein heranwachsender Nachwuchs wahrscheinlich nicht mehr seinen 24igsten Geburtstag erleben wird, und zudem körperlich schneller altert. Mittlerweile 23jährig sieht Long-life [ Antagonist im Lucky Stars Modus: Eric Tsang ] deswegen auch schon aus wie in den Vierziger, verhält sich aber immer noch wie ein Jungspund und gräbt zusammen mit seinen Freunden [ Billy Ching & Huang Kai-Sen ] auch bevorzugt aufdringlich die hübsche Hsiu [ Josephine Foo ] an, die eigentlich bereits an Sing [ Ngai Sing ], Sohn von Kos Erzfeind Wang Pat-ko [ Chung Faat ] vergeben ist. Als Long-life bei einer Spanneraktion durch das Dach von Hsius Haus und auf die ahnungslos Badende fällt, atmet er einen Großteil ihrer Seele ein; der Rest schwebt vergeblich zwischen den Zuständen des Lebens und des Todes. Da Hsius Mutter Hu Mee [ Shum Hoi Yung ] durch den korrupten Polizeicaptain Hao [ Stanley Fung ] keine Gerechtigkeit erfährt und trotzdem ihre vermeintlich verstorbene Tochter vergelten möchte, engagiert sich Long-life nebst einem voluminösen Bodyguard auch den durchreisenden Lama-Priester Bo-mat [ mit gelber Schlumpfmütze: Dick Wei ] als Schutz.
Dass dessen Tochter Po [ Cheung Jing-Yue ] wiederum eher Gefallen an dem trauernden Sing findet und dessen Bruder Sen da umgekehrt nicht außen vor stehen mag und man sich deswegen nicht so leicht für eine Seite entscheiden kann, ist die logische Konsequenz dieser Stoffwahl, die zwar von den Bildern her in einer Drogenkonsumrealität mit unfruchtbarer Atmosphäre versinkt, im Grunde des Drehbuches aber die unmittelbare Wirkung eindeutig umrissener Motive in großer Leidenschaft bindet. Anachronismus in Universalgeschichte. Der Kodex der Rache bildet dabei nur eine Form des Handlungsrepertoires von Turbulenz kreuz und quer. Arm gegen Reich die nächste im Dreiklang. Die fortschreitende Verpflichtung oder Auseinandersetzung zwischen Eltern und Kindern eine weitere. Da jede der entscheidenden Figuren im wirbelnden Kaleidoskop nahe stehende Blutsverwandte haben, die in ihrer Festlegung eines wichtigen Platzes und Funktion auch zu jeweils heroischen oder niederträchtigen Leistungen angespornt werden, könnte man den Rahmen dieser optisch von allen zivilisatorischen Geistern verlassenen Weltverfallenheit theoretisch auch über die Jahre hinweg nach vorne und zurück spannen. Als Abweichung dessen weitet man sich lieber in subkulturellen Ritualen und religiös tief verwurzelten Prozessen aus, eine abenteuerliche Vergnügungsreise in das exotische Land.
Mangels Geld und sowieso abseits eines glaubwürdig ernsthaften Tones gesetzt hat man sich bei der Ausgestaltung der wenigen Hokuspokus- und Abrakadabra-Szenen auf den notorisch problematischen Fundus von Taschenspielerreizen und Ammengeschwätz verlassen, heizt das metaphysische Geschehen mit Witz, Trash, Sex-Appeal, der Naturkraft der Volkspoesie und einem magisch-schamanistischen Maskenspiel im Sektieriertum an, und verlegt sich in besonnener Investition von Talent und Finanzen schließlich zumeist eh auf das Kickboxen. So wird gleich zu Beginn in einem Tournament zwischen Kos "Elite-Club" und Wangs "Saint-Club" für die provinzielle Anerkennung um eine blecherne Trophäe geprügelt, auch sonst das erstarrte Setting bei geringfügigsten Konflikten bevorzugt in eine zerbröckelnde Hahnenkampfarena umgewandelt und mit zielgerichteter Aktion als Konter aufgemischt. Auch hier gilt, dass das Gebotene im kruden Bilderverhau sicherlich dankend angenommen wird und gerade auch die Quantität an reellen fist-to-fist Schlagabtäuschen für derlei occult goof business nicht gerade selbstverständlich, aber die Umsetzung unter Aufsicht von Alexander Lo Rei recht schwankend und zuweilen eher hausbacken bis wässerig fade und allgemein wie runtergekurbelt gehalten ist. Vor allem die Kamera steht ab und zu ungünstig, lässt zuviel Platz zwischen den Kombattanten, ihren Schlägen und den angeblichen Treffern erkennen, der Toneffekt-Schnitt verpatzt regelmäßig, Wiederholungen sind schlecht gewählt und noch schlechter deponiert. Wenigstens wird gerade im ausschweifenden Wirework-Finale die schändliche Einrichtung im genüsslichen Prozedere zerstört, passgenau auf Vasen und durch die regenbogenfarbenen Fensterscheiben gesegelt.