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Die junge Prostituierte Elizabeth wurde ermordet und ihre Leiche in mehreren Stücken über die Stadt verteilt. In dem schnöseligen Unternehmer-Sohn Wayland, der das Opfer gekannt hat, haben die beiden in dem Fall ermittelnden Police-Detectives Braxton und Kennesaw jedoch schnell einen passenden Verdächtigen ausgemacht... ob er aber auch tatsächlich der Mörder ist, sollen nun mehrere Lügendetektor-Sitzungen klären. Nachdem die Auswertungen der ersten Tests keine klaren Ergebnisse liefern, stellt sich heraus, dass Wayland - der übrigens über einen IQ im Genie-Bereich verfügt und den Polizisten geistig weit überlegen ist - nicht nur ein harter Alkoholiker ist, sondern auch unter Epilepsie leidet, was in Kombination miteinander bei ihm immer wieder mal zu ziemlich gewalttätigen Anfällen führt, an die er sich anschließend nicht mehr erinnern kann... "Scharfe Täuschung" ist ein ganz augenscheinlich im Fahrwasser von "Die üblichen Verdächtigen" entstandener, Plot-Twist-intensiver Thriller, der heutzutage allerdings ziemlich in der Versenkung verschwunden ist und den kaum noch jemand wirklich auf dem Schirm haben dürfte... und das trotz einer bis in die Neben-Rollen wirklich namhaften Besetzung, wobei Tim Roth und Chris Penn hier sogar eine kleine "Reservoir Dogs"-Reunion feiern dürfen. Da wundert man sich zunächst doch, dass die Chose anders als Bryan Singers weithin überschätzter Streifen, der ja immer noch irgendwie präsent ist, sich nicht im kollektiven Bewusstsein der Kinogänger verfangen konnte. Im Nachhinein sieht man dann aber doch klarer, denn "Scharfe Täuschung" ist in seiner Konzeption noch mal 'ne Nummer komplexer bzw. komplizierter angelegt, erfordert deshalb auch permanent die völlige Aufmerksamkeit des Zuschauers (was dann aber nicht immer belohnt wird) und kommt in seiner weitestgehenden Beschränkung auf ein einziges, kleines Verhör-Zimmer als Schauplatz irgendwie unangenehm klaustrophobisch und arg monoton daher. Auf der einen Seite geht es hier während der Lügendetektor-Szenen (auf die sich im Grunde genommen alles fokussiert) also Kammerspiel-artiger zu als erwartet, auf der anderen Seite wird die nicht ganz flüssige Erzählung aber auch immer wieder von Flashbacks und Neben-Handlungen unterbrochen, die die Angelegenheit wohl ein wenig auflockern sollen... was übrigens nicht immer gelingt, denn sperrig bleibt der Streifen trotzdem. Die auf Atmosphäre bedachte Inzenierung im besten Noir-Stil gibt sich dabei einige Mühe zu verschleiern, dass die eigentliche Handlung dabei nicht besonders sorgfältig konstruiert wurde und leider doch nur dazu dient, den Zuschauer zum Ende hin mit immer neuen Drehern und Überraschungen, die Kaninchen-gleich aus dem Hut gezaubert werden, zu überrumpeln. Ob das alles in Hinsicht auf die finale Schluss-Pointe rückblickend betrachtet aber noch besonders viel Sinn macht, steht allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben. Letzten Endes ist "Scharfe Täuschung" damit leider nur eine ausufernde Acting-Exercise für alle beteiligten Schauspieler geworden, die auf einer Theater-Bühne echt besser aufgehoben gewesen wäre... schade...

5/10

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