Children of Men
Der Albtraum der Menschheit wird wahr. Fortpflanzung ist nicht mehr möglich. Sex wird zwar vollzogen, doch wissenschaftlich unerklärbar, bleiben die Frauen unserer Welt unfruchtbar. Und das im Jahr 2027. Wobei die letzte Geburt allerdings dann auch schon 18 Jahre zurückliegt. Theo Faron (Clive Owen) lebt in dieser Welt und resigniert ähnlich wie der Rest der Menschheit, welche nicht wenig dafür tut ihren Untergang zu beschleunigen. Gewalt und Gegengewalt, Umweltverschmutzung und Egoismus sind tragende Pfeiler dieser Situation und diese bröckeln zu gleich aus genau diesen Gründen. Anschläge gehören zum Alltag und selbst der Polizeistaat macht vor diesen Aktionen nicht halt. Splittergruppen, unter anderem die Fishes, werden für diese Taten zu Sündenböcken deklariert und gnadenlos zur Strecke gebracht. Dabei sind Sie es die gegen Ungerechtigkeit ankämpfen. Großbritannien, als Insel klar im Vorteil, filtert jeden Eindringling/Flüchtling aus den unüberschaubaren Massen heraus und sammelt diese in Flüchtlingslagern, wo sie vor sich hin vegetieren. Eines Tages holt Theo seine Vergangenheit, in Form seiner Ex Julian (Julianne Moore), ein und zwingt ihm vom Gewissen beeinflusst, zu handeln. Ein junges Mädchen -Kee- ebenfalls eine illegale Einwanderin, soll durch die Checkpoints geschmuggelt werden und er muss die Papiere dafür besorgen. Ziel ist ein Treffpunkt mit der zwielichtigen Organisation namens HUMAN PROJECT, deren Existenz auch von Theo in Frage gestellt wird. Eine Flucht -und Jagd zugleich- beginnt…
Starkes Endzeitszenario nach einem Roman von P.D. James. Der Film mit all seiner optischen Wucht zieht den Zuschauer sofort in seinen Bann. Die fesselnde Story bietet genug Aufhänger für Konfrontationen und nachvollziehbare Entwicklungen, wirft aber auch Fragen auf, welche nicht vollends beantwortet werden. So sind es vor allem die Details die hervor stechen. Dieses London der Zukunft ist alles andere aber nicht unrealistisch. Im übertragenen Sinne gilt das Recht der Stärkeren (Regierung). Dreckig und verbraucht lernen wir den Moloch kennen. Man kämpft einfach ums überleben und hat Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Vertrauen kann man sowieso niemandem und Egoismus ist fast schon eine Tugend. Träume sind der einzige Halt, auch wenn sie unerfüllbar scheinen.
Clive Owens Charakter kommt dann auch als ein schlaksiger Antiheld zum Einsatz, erst widerwillig und später aus Überzeugung und einfach aus Prinzip will er dieser verruchten Welt einen Hilferuf gestatten. Das Theo sich dann später in einem Krieg wieder findet, ist Teil einer Weiterentwicklung. Dies wirkt zeitweise echt wie ein Spiegel unserer Zeit. Clive Owen gefällt in der Rolle des Theo und ihm gebühren sämtliche Sympathien die man aufbieten möchte. Smart und verdreckt, spontan und überfordert bewegt er sich durch eine zum scheitern verurteilte Welt. Dies verleiht ihm damit auch das Arschtreterprädikat und eben die Lizenz zum Arschtreten. Und das obwohl Theo gar nicht wirklich ein gewalttätiger Mensch zu sein scheint. Da ist seine Umwelt schon eher darauf geeicht. Michael Caine ist meiner Meinung nach heimlicher Star (wie so oft, ich sag nur die neue Batman-Reihe) des Films. Als kauziger Egozentriker Jasper ist er überzeugter Idealist und glaubt auch mal an UFO’s. Nur er kennt die wahre Geschichte von Theo und Julian und nur er ist es dem Theo 100 Prozent vertraut. Emotional gesehen sind dann auch die Sequenzen mit Jaspers’ Anwesenheit die prägenden bzw. bleibenden des Filmes. Da passt es dann auch das er wie ein Einsiedler im Wald lebt und Ruby Tuesday hört. Julianne Moore als Julian hat einen kurzen aber erforderlichen Auftritt. Ihr Auftauchen wirft erst Fragen auf und im weiteren Verlauf dürfen sich Freude und Trauer die Klinke in die Hand geben. Solide verkörpert sie eine dominante starke Persönlichkeit, welche auf dem Höhepunkt ihrer Präsenz abtreten muss. Ihr Tod wirkt dann auch wie ein Dreh-, und Wendepunkt im Film, wird ab hier nämlich die Gewalt-, und Actionschraube um einiges angezogen. Die Ereignisse überschlagen sich und dem Film wird ein viel höheres Tempo spendiert, was eine gute Entscheidung von den Machern war, da der einleitend erzählte Plot, zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Überraschungen parat hält. Obwohl, eine wäre da noch, doch ist dies im Vorfeld klar, soll aber an dieser Stelle trotzdem nicht verraten werden.
Garantiert gelungen sind dann die Gestaltung vom London der Zukunft, sowie die Actionabschnitte. Zum einen durch ein grobkörnig wirkendes Bild, mit dem eine Art Pseudodokucharakter kreiert wurde, zum anderen durch die erdigen Farben. Keine Hochglanzaction, zumal die hier vollkommen deplatziert wäre, sondern ruppige Wackeloptik. Endzeitstimmung macht sich problemlos breit und attestiert sterile kalte Atmosphäre. Höhepunkt hierbei sind dann sowieso die überlangen Takes (einer läuft ca. 6 Minuten) ohne Schnitt. Sicher nicht Neu in ihrer Art und Dank moderner Techniken mehr eine Illusion als realistisch, aber wuchtig und bleibend in Intensität und Präsentation. Theo flieht mit Kee durch ein Ghetto und dabei werden Dialoge und ein kriegerischer Häuserkampf samt Schusswechsel, Panzeraufgebot und totaler Zerstörung eines Wohnblocks, an einem Stück gezeigt. Hat wirklich seinen Reiz und gehört handwerklich fast schon in die Kategorie Arthouse. Hammer!!!
Ein gelungener Score, eine einfache, aber über Strecken spannende Geschichte, ein Taschentuch Happy End, gut platzierte Action und interessante Figuren machen diese über 70 Millionen Dollar teure Produktion am Ende schon zu einem Erlebnis und kann ich uneingeschränkt empfehlen. Lediglich die volle Ausreizung des Themas verpasst zu haben könnte ich an dieser Stelle ernsthaft kritisieren. Deshalb überdurchschnittliche… 9/10