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Ein Held wider Willen in Flip-Flops

Die besten Science-Fiction-Filme und Bücher sind die, die sich einer näheren Zukunft annehmen und dabei ein glaubwürdiges Szenario entwerfen. Es müssen ja nicht immer Raumschiffe sein, die durchs Weltall reisen, denn der Mensch ist teils fremdartig genug. Und ein nah an der Gegenwart liegendes Geschehen macht es den Filmemachern auch leichter, denn sie können auf umfangreiche Special-Effects verzichten und sich mehr auf die zu erzählende Geschichte konzentrieren. Und diese Geschichte hat es wahrlich in sich, denn sie entwirft ein sehr bedrückendes Szenario einer Zukunft ohne Hoffnung – denn auch wenn die kleinen halslosen Schädlinge, diese Teppichratten, nicht immer vergnüglich sind, so ist doch alles verloren, wenn es keine Kinder mehr gibt.

Und genau dies ist der Fall im Jahr 2027, als seit Jahren auf der ganzen Erde kein Kind mehr geboren wurde. Dies bewirkt Verfall und Zerstörung, denn warum sich noch an die Regeln halten, wenn es doch kein Morgen mehr gibt. Wir befinden uns in London, denn England hat als einziges Land der Welt noch eine Art Ordnung aufrechterhalten können. Und wir folgen Theo, einem Mann ohne Hoffnung, der per Zufall und mittels seiner Exfrau auf einmal eine Mission zu erfüllen hat – es gilt, die schwangere Key zu eskortieren, zu einer Untergrundorganisation namens „Human Project“. Doch auch andere Parteien haben ein Interesse an der Heilsbringerin, und so ist es am desillusionierten Helden, der nach einer ersten Flucht auf Flip-Flops laufen muß, die Schwangere zu beschützen.

Der Film fällt und steht mit der Darbietung von Clive Owen, der in der Rolle des Helden wider Willen ganz fabelhaft besetzt ist, vor allem, wenn man an seine Rolle in Sin City denkt…welche Veränderung. Doch ein Glück war es auch, Michael Caine verpflichtet zu haben, denn der Grandseigneur des britischen Kinos kann einfach alles spielen, sogar einen Regenschirm – oder wie hier, einen alt gewordenen Hippie. Doch ein Verdienst des Gelingen darf auch dem Regisseur zugeschrieben werden, der es geschafft hat, mit einer minimalen Menge an Schnitten auszukommen. Lange Kamerafahrten sind selten geworden im durch MTV geprägten Kino der heutigen Zeit. Schwerer zu verdauen ist da schon das offene Ende und der völlige Verzicht auf Erklärungen hinsichtlich Human Project – man ist zwar nicht dumm, aber ein klein wenig an Interpretation möchte man schon abgenommen bekommen. Doch genug gemault, der Film ist stimmig, intelligent und mit Action an den richtigen Stellen, Kino für Erwachsene, lobenswert – 8/10.

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