Nachdem „Sabata“ ein viel größerer Erfolg wurde, als ihn sich Regisseur Gianfranco Parolini träumen lassen hätte, wurde sein folgender Western „Indio Black“ nach Fertigstellung kurzerhand abgeändert und heraus kam „Adiós, Sabata“, um einmal mehr Verbindungen vorzugaukeln, wo überhaupt keine waren. Aus Indio Black wurde kurzerhand Sabata und das Titellied wurde grausam verstümmelt, um den neuen Titelhelden darin unterzubringen.
Den Sabata mimt hier auch nicht Lee Van Cleef („For a Few Dollars More“, „The Good, The Bad and The Ugly”), sondern Yul Brynner („The Magnificent Seven“, „Future World“) und damit ein weiterer Darsteller, der seine Wurzeln ursprünglich einmal im U.S. Western hatte. Dieser schlägt sich 1867 auf die Seite der Mexikaner, um sie bei ihrer Revolution gegen das ausbeuterische, österreichische Regime unterstützen.
Was Parolini an inszenatorischen, herausragenden Qualitäten fehlt, konnte er meist mit seinen ideenreichen Drehbüchern wieder wett machen. Da stellt auch „„Adiós, Sabata“ keine Ausnahme dar. Die Österreicher sind beileibe kein Volk dem man im Italowestern oft begegnet. Ihr Aussehen und vor allem ihr, vielleicht in der deutschen Synchronisation verstärkter, Akzent sorgen jedenfalls genauso für einen exotischen Bonus, wie Yul Brunner selbst, der, ganz in schwarz gekleidet, mit seiner extravaganten Waffe um sich schießt und in der letzten Munitionskammer stets eine Zigarre zu lagern pflegt.
Parolini arbeitete mit in etwa der selben Crew, wie auch den beiden originalen „Sabata“ – Filmen, weswegen nun schon bekannte Gesichter in anders gestalteten Rollen auffallen dürften. Neben dem dicken Ignazio Spalla trifft man hier auch Sal Borgese an, der als stummer Mexikaner über ein ganz eigenes Talent verfügt. Er kann mit Stahlkugeln, die er auf seinem Fuß balanciert, über große Distanzen seinen Gegner außer Gefecht setzen.
So ausgefuchst wie die Einfälle rund um seine Charaktere ist der Plot selbst leider nicht. Sabata versucht hier nämlich zusammen mit einer Handvoll Mexikaner den Österreichern eine Wagenladung Gold abzujagen, um damit Waffen für die Revolution zu erstehen, hat aber bald den hartnäckigen, österreichischen Geheimdienst im Nacken, dem er sich mit in Reagenzgläsern abgefüllten Flüssigsprengstoff zur Wehr setzt.
Von relativ spannend zelebrierten Duellen mit Schießkünstler Sabata über durchschnittlich umgesetzte Explosionen und leider zahmen Wortwitz beinhaltet „Adiós, Sabata“ alle nötigen Ingredienzien seiner Zunft, ohne damit letztlich Aufmerksamkeit zu erregen. Dafür ist der Verlauf einfach zu überraschungsfrei erzählt. Dass hier letztlich alles auf eine finale Schlacht mit den Österreichern in deren Festung hinausläuft ist relativ früh abzusehen. Der dreiste Maler und Betrüger Ballantine (Dean Reed, „Bleigericht“, „Vier fröhliche Rabauken“) vermag die Karten dabei auch nie zu mischen, weil man ihn ohnehin sofort ausbremst.
Yul Brynner spielt gut, aber, auch wenn der Vergleich eigentlich nicht fair ist, zieht er gegen den überlegenen Van Cleef deutlich den Kürzeren. Brynner spielt seine Rolle sehr trocken herunter. Ihm fehlt die omnipräsente Überlegenheit und die nötige Ironie seiner Figur. Der typische Italo-Western-Darsteller war er jedoch auch nie.
„Adiós, Sabata“ vertritt sein Genre würdig, Akzente vermag er aber nur selten zu setzen. Bruno Nicolais wie erwartet tadelloser Score sei in dieser Hinsicht positiv erwähnt und immerhin hat Parolini auch ein wenig dazugelernt, was die Umsetzung von tödlich endenden Duellen angeht. Ansonsten bleiben die Neuerungen, gerade nach dem tollen „Sabata“, leider Mangelware.
Fazit:
So erweist sich „Adiós, Sabata“ als überdurchschnittliche Genrekost, die für sich stehend durchaus vom Italowestern-Fan konsumiert werden kann, ohne Bauchschmerzen davonzutragen. Trotz der ungewohnten Gegner, die extrem klischeehaft bösartig, verschlagen und unhuman dargestellt werden, bleibt der Plot leider nur allzu handelsüblich in Ablauf wie auch Zielgebungen. So bleibt noch ein ordentlich agierender Yul Brynner, ein paar gut von Parolini inszenierte Duelle und Auftritte, sowie Bruno Nicolais klassischer Score, der leider etwas unter der Vergewaltigung des Titelthemas leidet.