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Der wahrscheinlich ausgedehnteste und klaustrophobischste Film über, im wahrsten Sinne des Wortes, langatmige Männer unter vorhöllischen Trümmern, mit einem Drehbuch, dessen mit einigen Dramatikbemühungen unter Tage garnierter, unbewegter Überlebenskampf zweier Verschütteter kaum, wenn man es nicht besser wüsste, eine Sekunde daran zweifeln ließe, es handle sich bloß um Katastrophenthriller X, Y oder Z. Mit zuvor selten erreichter Konsequenz wird das augenscheinlich Nicht-Gesellschaftspolitische aus einem der gesellschaftspolitischsten Ereignisse des jungen 21. Jahrhunderts extrahiert und wirft die Frage auf, ob es nun besonders mutig oder besonders feige von Oliver Stone sei, den Terroranschlag unpolitisch zu verhandeln. Doch je tiefer man sich in die einzelschicksalsselige Welt der Verschütteten gräbt, desto baldiger stößt man auf die zunächst verborgenen Helligkeiten des Filmes, der sich dessen wohl bewusst ist, dass kein Erdbeben die Twin Towers zum Einsturz brachte, der keinen der vielen Bankiers oder Versicherer, sondern völlig kalkuliert zwei kleinbürgerliche, unbescholtene Familienväter und nicht zuletzt freiwillige Helfer der New Yorker Polizei in den Mittelpunkt stellt, um sie noch kalkulierter von einem Ex-Marine, der nach göttlicher Eingebung seine Uniform aus dem Schrank holt, nach Stunden des christusgleichen Leidens finden zu lassen. Eine Nation heilt ihr Trauma durch das Wunder. Wer dieses Durchhaltevermögen und diesen Überlebenswillen rettet, unter den Trümmern freilegt, der muss, wie wir aus militärischen Engagements in Vorder- und Zentralasien wissen, vom Höheren zu Höherem berufen sein.

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