Die USA der 60er Jahre: Der junge Michael Dunn zieht mit seiner Familie nach Brooklyn, um dort auf die katholische Jungenschule St. Basil's zu gehen. Er ist ein introvertierter Junge, ruhig, unauffällig und gläubig. Seine Eltern haben seine Zukunft schon durchgeplant: er soll Priester werden. Doch in St. Basil's herrschen rauhe Sitten. Beichte und Prügelstrafen stehen an der Tagesordnung. Allen voran der sadistische Brother Constance, der die Jugendlichen quält, wo er nur kann.
Der einzige Freund, den Michael auf Anhieb findet, ist der Außenseiter Caesar, ein dicklicher, unattraktiver, wenig populärer Junge, wenngleich hochintelligent und zynisch veranlagt. Da Michael seine Zeit in der Schule mit Caesar verbringt, steht er schon bald auf der Abschussliste des großmäuligen Schulbullys Rooney und seinen Freunden. Doch ehe man sich versieht raufen sich alle zusammen und erkennen den gemeinsamen Feind: die Brüder der Klosterschule...
Heranwachsen, Mädchen, Rock' N' Roll, die erste Liebe, Rebellion gegen autoritäre Lehrer und das System an sich. Und Freundschaft.
Dies sind die Themen, die in "Die Himmelsstürmer" zur Geltung kommen. Stets gewürzt mit der rechten Prise Humor, Gefühl und dem unverkennbaren Charme der 80er Jahre. Gedanken an "The Wanderers", "Die Schulhofratten von Chicago", "Eis am Stiel" (wenngleich bei weitem nicht so klamaukig) und sogar "Remember the Titans - Gegen jede Regel" (vor allem durch die Musik) kommen auf. Selbst das - zugegeben intensivere und ernstere - schwedische Werk "Evil" spukt einem beim Betrachten in den Gehirnwindungen umher.
Kevin Dillon spielt den gelackten Bösewicht mit großer Klappe richtig gut, auch wenn er kein wirklicher Bully ist und die Jungs schon bald zu dicken Freunden werden. Aber zu Beginn erinnert er an seinen Bruder Matt in dessen früher Rolle als Bully Moody in "Die Schulhofratten von Chicago" (Originaltitel: "The Bodyguard").
In weiteren Rollen brillieren Andrew McCarthy (als Hauptdarsteller Michael Dunn), Mary Stuart Masterson (als dessen große Liebe Danni), Donald Sutherland (als Leiter der katholischen Schule) und John Heard (als lockerer, gutherziger Brother Timothy, der stets ein offenes Ohr für die Jungen hat). Gerade bei Heards Rolle muss man unweigerlich an Robert de Niro in "Sleepers" denken. Auch Patrick Dempsey und Stephen Geoffreys (Teufel aus "Fright Night"!) haben hier in sehr jungen Jahren ihren Auftritt als Klosterschüler.
"Die Himmelsstürmer" ist ein Film von hoher Qualität. Er lässt zu keinem Augenblick Langeweile aufkommen und hält dies knapp über 100 min. lang aufrecht. Ich habe ihn einmal gesehen, muss so Anfang der 90er gewesen sein. Und er hat kein bisschen seiner Klasse eingebüßt, im Gegenteil, heute gefällt er mir fast noch besser, da ich die Dinge heute eher deuten und verstehen kann.
Die Liebe. Während sie für Rooney und seine Freunde gleichbedeutend mit Sex ist, verliebt sich Michael in die frustrierte aber schlagfertige Danni. Danni führt eine kleine Bar, in der sich die Klosterschüler häufig treffen, um trinken und rauchen zu können, ohne dass die Brüder etwas davon mitbekommen. So gibt es auch regelmäßig Razzien, bei denen immer wieder bemitleidenswerte Opfer von den brutalen Brüdern erwischt werden. Danni hat nicht die Möglichkeit auf eine weiterführende Schule zu gehen, sie ist bettelarm und muss die Bar führen, um zu überleben. Ihre ganze Freizeit widmet sie ihrem Vater, der schwerkrank ist und betreut werden muss. Ihre Mutter hat die Familie längst verlassen. Als sie Michael kennen lernt, schafft dieser es jedoch, hinter ihren Schutzwall zu kommen und in der Folge entspinnt sich eine zarte Romanze.
Die Brutalität, mit der vor allen Dingen Brother Constance zu Werke geht, steigert den Zusammenhalt und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Jungs nur noch mehr. Beispielsweise muss Rooney seine Arbeit vor der Klasse aufessen, als der Bruder einen Betrugsversuch wittert. Caesar muss fürs Kaugummikauen den Kaugummi herausnehmen, ihn auf seine Nase kleben und den ganzen Tag dort behalten. Für eine Rauferei zwischen Michael und Rooney müssen beide die Arme ausstrecken und schwere Bücher hochhalten, bis sie erlahmen. Was daran allerdings bemerkenswert ist, ist, was der Schlägerei vorausgeht: Rooney hat sich einen Streich mit Caesar erlaubt, doch Michael hält - obwohl er Bescheid weiß und die beiden sich zu diesem Zeitpunkt noch spinnefeind sind - dicht und ist eher bereit selber eine Strafe einzustecken, als Rooney zu verraten.
Doch all dies ist nichts im Vergleich dazu, was sie erwartet, als sie den Kopf einer Statue stehlen, um den armen Michael aufzumuntern, nachdem Danni gezwungen ist, die Stadt zu verlassen. Die Situation eskaliert, es kommt zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Michael und Bruder Constance, nachdem dieser wie wild auf den sich zierenden Caesar einprügelt.
Dass der Film Herz und Witz hat sollte unbestritten sein und wird durch unzählige Szenen untermauert. Einige davon möchte ich nennen, um euch das Werk noch schmackhafter zu machen:
Die Rolle von Kevin Dillon als Rooney ist fast schon cartoonartig angelegt. Stets flucht er, alle sind "goddamn faggots" bei ihm, auch wenn er selber nicht der Hellste und nicht gerade ein Held bei den Frauen ist. So kommt es eines Abends auf einer Party dazu, dass er sich das Auto seines Dads..ähm..."leiht", um die von ihm vergötterte Janine zu vernaschen. Doch die Nacht soll ein Disaster werden. Er parkt dummerweise auf einer Schiffsbrücke, die natürlich just dann auseinander- und zusammengefahren wird, während er darauf parkt. Totalschaden. Zuvor hat Janine, die zuviel getrunken hat, ihm bereits die Kutte vollgereiert, was sie am Ende des Autovorfalls bei dem mit sich und der Welt hadernden, vor Verzweiflung weinenden Kevin Dillon wiederholt. Ohne Witz: das war so ein subtil angelegter Humor (um sichs vorzustellen muss man auch sehen, wie geil Dillon spielt!), ich lag am Boden und konnt nicht mehr vor Lachen!
Dann wiederum Dillon als Rooney: seine Freunde müssen beichten. Und er managt natürlich deren Aussagen. Erheiterung kommt auf als Williams sich notiert hat, er hätte keine Ahnung wie oft onaniert und sich sogar einen Tagesschnitt ausgerechnet hat. Und dies muss Rooney natürlich korrigieren. So sagt er kurz vor der Beichte jedem, wie viele Lügen, Betrügereien, unkeusche Gedanken etc. er sich aufschreiben soll und wie viele Hallelujas, Ave Maria usw. er als Strafe dafür bekommt. Derselbe Williams sorgt auch für ein fettes Grinsen auf dem Gesicht des Zuschauers, als man die Jungs alle zusammen in einen dunklen Raum sperrt, bevor sie bestraft werden sollen, und Kollege Corbet bemerkt, "Verdammt, Williams spielt an sich rum".
Stets latent und ubiquitär über dem ganzen Geschehen schwebend: Die Moralkeule und Verteufelung der Fleischeslust. Dies kommt besonders drastisch zur Geltung, als Jungen- und Mädchenklassen vor einem Ball in einem Raum versammelt werden und ein Bruder eine Ansprache hält. Er redet darüber, dass man nun ja doch anfinge, gewisse Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen, auch gewisse Veränderungen des Körpers..und dass man aber auf keinen Fall - auf gar keinen Fall - "Liebe" mit "Lust" verwechseln düfe - und dann legt er los wie der Exorzist beim Austreiben Satans, saugeil.
Ich liebe diesen Film! Das Ende schafft es dann, wirklich nochmal zu fesseln. Es wird tragisch - was die Liebe betrifft - und handgreiflich und hochprekär, was die Lage der Jungs in der katholischen Schule betrifft. Und - der Titel, "Heaven help us" - sagt es: Gerechtigkeit gibt es doch noch!
Das Ganze endet dann mit einem Ausblick auf die Zukunft der einzelnen Jungs, erzählt aus der Sicht von Rooney. Was er zu berichten weiß, klingt etwas übertrieben und..nunja, hätte nicht unbedingt sein müssen, aber tut letztlich auch niemandem weh. Kann man lassen..