Der Italowestern erlebte in den 60er und 70er Jahren seine Blütezeit und es erschien in dieser Zeitspanne eine wahre Flut von Produktionen, denen oft nur wenig Budget zur Verfügung stand. Viele wollten den ersten erfolgreichen Vorreiter dieses neuen Subgenre, Sergio Leone, kopieren, doch nur den wenigsten gelang es einen originellen Beitrag dem Western hinzuzufügen. Vorliegender Film ist dabei eine dieser erfreulichen Ausnahmen.
Der Cast weiß zu überzeugen und besonders Hilton und Southwood muss man hierbei lobend hervorheben. George Hilton als grimmig dreinblickender Cowboy, dem jedoch beständig ein lächeln um den Mundwinkeln liegt, was versucht auszubrechen und Charles Southwood als aalglatter Revolverheld, den nichts aus der Ruhe bringen kann und der als Kontrast zu Hilton außerdem noch komplett in weiß gekleidet ist, bilden ein ausgezeichnetes Schauspiel-Gespann. Das Hiltons Figur im deutschsprachigen Sprachraum aufgrund seines Kleidungsstils und des Auftretens als Django tituliert wird, macht nach Sichtung des Films durchaus Sinn. Denn, um einmal den Vergleich zu Neros Darstellung zu ziehen, einen wirklich gravierenden Unterschied zwischen beiden Leistungen dieser Schauspieler habe ich nicht erkennen können.
Ohne Neros Schauspiel herabwürdigen zu wollen, aber ich kann mir vorstellen, dass das mitwirken in "Dem blutigsten/brutalsten Western aller Zeiten" so einiges zu seinem Mythos beigetragen hat und die Zuschauer sich gerne ein wenig blenden lassen, wenn solche genialen und ikonischen Bilder wie der hinterherziehende Sarg oder das niedermähen der Gegner mittels der Gatling Gun, gezeigt werden. Die Leistung Neros wird dadurch quasi automatisch ohne großes Zutun von ihm selbst, in höhere Sphären gehoben obwohl seine schauspielerische Leistung das gar nicht rechtfertigt.
Ich bin deshalb auch der Meinung, dass in Corbuccis Klassiker die Titelfigur mindestens von fünf weiteren, ebenso guten Schauspielern jener Zeit, auf exakt die selbe Art und Weise hätte verkörpert werden können. Darüber hinaus funktioniert das Zusammenspiel zwischen Hilton und Southwood so gut, dass ich mir gewünscht habe, dass es außer diesem Film noch andere Western gibt, in denen sie zu zweit vor der Kamera auftraten. Ist leider nicht der Fall und in meinen Augen eine vertane Chance. Die übrigen Schauspieler sind ebenfalls gut, können aber keine besonders herausragenden Akzente setzen. Bevor ich es vergesse: In der deutschen Fassung spricht übrigens der junge Klaus Kindler, früherer Standardsprecher von Clint Eastwood, George Hilton in extrem lässiger und überlegender Manier - ein weiterer Pluspunkt.
Der Film, als Abschluss der fünfteiligen Sartana Reihe gedacht, bietet eine interessante und durchaus komplexe und teils verworrene Geschichte ( am Ende ist es doch etwas schwer den Überblick zu behalten wer jetzt wen hintergeht ), welche sich oftmals aber erfreulicherweise zwischen all den Tötungen und Schießereien selbst nicht zu ernst nimmt. Vor allem die ausgeübten Schüsse sind oft fernab jeglicher Realität und machen gerade deshalb nochmals deutlich mehr Spaß.^^ Auch kann man in einer Szene ein sehr spannendes Pokerspiel begutachten, das ich in dieser Form der Inszenierung bisher noch in keinem anderen Western gesehen habe. Ein letztes Wort noch zu der musikalischen Untermalung von Francesco De Masi. Diese fügt sich gut ins Gesamtbild ein und wirkt nie störend oder einfach nur aus anderen Vertretern des Genre kopiert.
Ein weiterer sehr unterhaltsamer Italowestern. Anschauen lohnt sich.
08/10