Review

Wenn mich 40 Jahre Zuschauerschaft eines gelehrt haben, dann dass man mit Monsterfilmen alles richtig, aber auch riesig viel falsch machen kann – egal ob man nun mit Kleinstlebewesen oder ins Riesenhafte mutierten Viechern zu tun hat.
Ein kräftiges „sowohl als auch“ trifft ebenso auf den 1980 verzapften „Giant Claws“ zu, einem der wohl vergessensten und zeitlich unpassensten unter den Giganto-Creature-Features.

Nein, es geht nicht um Klauen oder irgendwelche Raubtiere, sondern effektiv um „Scheren“, denn „Giant Claws“ ist den raren, aber immerhin existenten Krebs- und Krabbenfilmen zuzurechnen, die man natürlich seit den frühen 60ern ausgestorben wähnte, bis ein gewisser „Hai“ allen möglichen Filmemachern ab Mitte der 70er weismachte, wie wunderbar unheimlich doch alles sein könnte, was im Meer schwimmt oder aus ihm heraus kraucht.

Mit einem okayen Budget ausgestattet, griffen die Filmemacher herzhaft zu: Monster, Natur vs.Mensch, genetische Experimente, Umweltverschmutzung, Radioaktivität! Alles drin, man suche sich bitte etwas aus. Oder nehme gleich alles, auch wenn die Chance – wie im Film – besteht, dass die meisten Themen gleich wieder vergessen werden, sobald sie genannt wurden.

Denn dies ist eigentlich ein klassischer Mini-Thriller, der gar keine Rechtfertigung braucht, auch wenn er sie ständig herumreicht: irgendwo an der Küste von Floria steht so ein kleines Nest, welches gerade in den Einzugsbreich des örtlichen Kernkraftwerks gekommen ist, weil die fröhlich radioaktive Abwässer ins Meer abließen. Daraufhin entscheiden sich die Krabben der Umgebung, die durch den örtlichen Dr.MacNeil sowieso mit Hormonen gefüttert werden, die das Wachstum steigern sollen, einfach mal an Land zu kommen. Sie sind klein, sie klickern und klackern und sie sind ziemlich langsam, was aber die zahlenmäßig doch sehr überschaubaren Opfer dieses Films nicht daran hindert, sich von ihnen...anknabbern zu lassen.

Ein Hund macht Autsch, der örtliche Dorftrottel mit dem Banjo zündet sich in seinem Wohnbus aus Ungeschick selbst an und diverse Anwohner nehmen angstschüttelnd Reißaus, wenn ein paar hundert der Viecher die Straße blockieren.
Der Plot dreht sich derweil um viele verschiedene Dinge, u.a. um die Verwandtschafts- und Schicksalsbeziehungen von Labor-Assistent, Prof, Journalistin und Barbesitzer, was aber irgendwie gar nicht wichtig ist. Irgendwann rennen ein paar Bootsflüchtlinge aus Kuba oder Haiti durch den Palmentann, was auch eher wenig zur Handlung beiträgt. Eine ganze Weile dürfen wir an einer Art Florida-Hillbilly-Kneipenparty teilnehmen und kurz bevor man endgütlig wegnickt, wird der Laborassistentin des Nächtens der Arm zerfräst. Leider ist dabei – wie häufig in diesem Film – arschdüster und man kriegt kaum etwas zu sehen, außer zahlreiche Versprechen, dass offenbar eine Riesenkrabbe unter uns ist.

Da das das Einzige ist, was uns eigentlich interessiert, kommt sie dann zum Schluß auch zum Einsatz, weswegen man sich getrost nur die letzten 12 Minuten anschauen kann, weil dann die 12 Meter-Krabbe auf den main cast losgeht. Das Vieh ist immerhin patent gebaut und ich hab schon Hüftsteiferes gesehen, was von innen über den Strand geschoben wurde, aber an die hübschen Filmplakate kommt es dann doch nicht ran – dafür fehlt dem Film dann doch Härte und Gore. Und dass das Vieh permanent ächzend schreit, ist auch nicht so der Bringer.

Insgesamt ein weiterer Kandidat für die Kategorie „Was solln der Scheiß?“, gegen den mäßig ambitionierte und grandios gescheiterte Umwelt-Horrorfilme wie „Die Prophezeiung“ aus dem Jahr davor plötzlich wahnsinnig unterhaltsam ausschauen.
Robert Lansing als Barbesitzer wirkt ziemlich verkatert, aber routiniert; Barry Nelson als Scientist ist kaum mal im Bild, der Rest des Cast ist wirklich genauso wenig der Rede wert wie der Regisseur, der angeblich nie wieder einen Film gedreht hat.

Wer lebensmüde ist, kann eine gut vergorene VHS-Kopie gerne mal auf Youtube suchen und bis zum Showdown vorstreamen, aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. (3/10)

Details
Ähnliche Filme