Review

Letztens bin ich in einer Zeitung über folgende schockierende Meldung gestolpert: Nach kurzer Trennungsphase haben sich das Kapuzineräffchen Mally und sein Kumpel, der auf den Kosenamen Justin hörende Bieber, entschlossen, fortan getrennte Wege zu gehen. Und da wußte ich: Es ist allerhöchste Zeit. Allerhöchste Zeit für eine zünftige Dosis Tierhorror. Da weder ein Film mit randalierenden Kapuzineräffchen noch einer mit einem menschenfressenden Bi(e)ber verfügbar war, fiel meine Wahl auf einen obskuren Krabbenschlocker namens Island Claws.

Held der Geschichte ist der mürrische Barbesitzer Moody, gespielt von Robert Lansing, der sich drei Jahre nach Mr. B.I.G.s Empire of the Ants (In der Gewalt der Riesenameisen) erneut mit übergroßem Getier herumschlagen muß. Diesmal steht er Dutzenden Krebstieren gegenüber, die überfallsartig in ein kleines, beschauliches Küstenstädtchen einmarschieren und schlimme Sachen treiben. Zum Beispiel erschrecken sie eine harmlose Radfahrerin (Jo McDonnell) im Wald, die prompt stürzt. Wenn man den Film Revue passieren läßt, wird man feststellen, daß diese Szene eines der wenigen Highlights ist. Spätestens da sollte einem klar werden, daß Island Claws nicht so wirklich toll ist. Doch zurück zu den bösen Krabben!

Natürlich brauchen die Tiere auch einen Grund für ihr unnatürliches Verhalten. Oder, nur um sicher zu gehen, gleich zwei Gründe. Denn in Küstennähe steht nicht nur ein leckendes Atomkraftwerk, sondern der Biologe Dr. McNeal (Barry Nelson) hat auch noch mit den kleinen Krabblern experimentiert und an deren DNA herumgepfuscht. Deshalb sind sie jetzt größer als üblich und attackieren Menschen. Gut, damit mußte man wohl rechnen. Aber daß eine Krabbe einen solch immensen Wachstumsschub hinlegt (wieso weiß nur das Drehbuch) und förmlich über sich hinauswächst, sorgt dann doch für ein klein wenig Verwunderung. Und so sieht man sich plötzlich einem haushohen Ungetüm gegenüber, das Gebäude niederwalzt und Menschenleben ausknipst.

Mit diesem in Florida gedrehten Streifen leistete Hernan Cardenas seinen Beitrag zur (Tier-)Horrorfilmgeschichte. Mehr als eine unbedeutende und unbeachtete Fußnote ist ihm damit allerdings nicht gelungen, und so sollte es auch niemanden überraschen, daß Island Claws sein einziger Film geblieben ist. Dabei ist der sich überaus ernst nehmende aber ziemlich geschwätzige Streifen gar nicht mal so richtig schlecht. Jedenfalls ist er bei weitem nicht schlecht genug, um als Trashheuler zu funktionieren. Die Schauspieler sind in Ordnung, die Spezialeffekte sind nett, und technisch bewegt sich der Film auf solidem B-Movie-Niveau. Und doch mag keine rechte Freude aufkommen, da das Ergebnis einen ausgesprochen halbherzigen Eindruck macht. Es fehlt an Energie, an Ideen, an Schwung, und zwar nicht nur hier und da, sondern an allen Ecken und Enden.

Im Gegensatz zu den Krebstieren (das sind Gliederfüßer) zählt Island Claws zur Gruppe der Dümpler. Der Film dümpelt fünfundsiebzig Minuten erschreckend spannungs- und lustlos dahin, es passiert kaum etwas von Interesse, und da auch die Figuren - mit Ausnahme von Moody - sehr schwach charakterisiert sind und das Geschehen völlig einfallslos in Szene gesetzt ist, regieren König Langeweile und Prinzessin Fadesse. Wenn dann gegen Ende die Riesenkrabbe auftaucht und für etwas Action sorgt, ist es längst zu spät, um das Ruder noch herumzureißen. Schade, wirklich schade, sind Krabben doch richtig coole Tiere, die sich einen besseren Film verdient hätten (immerhin sind die klappernden Geräusche cool, wenn die Viecher antanzen).

Da konnte leider auch Glen Robinson, der beim 1976er King Kong-Remake an den Spezialeffekten mitgewirkt hat, nichts mehr ändern, obwohl er hier durchaus ordentliche Arbeit ablieferte. Die knuffige Monsterkrabbe sieht recht ansprechend wenn auch etwas schwerfällig aus, aber gegen das lahme Drehbuch - woran der "Schrecken vom Amazonas" Ricou Browning mitgearbeitet hat - und gegen die gleichermaßen lahme Regie hatte sie einfach keine Chance. Vielleicht hätte sich Cardenas Rat bei Roger Corman holen sollen, denn der hat dreiundzwanzig Jahre zuvor mit erheblich weniger Geld ein deutlich besseres, unterhaltsameres und dank der drolligen Pappmaschee-Krabben charmanteres B-Movie abgeliefert (Attack of the Crab Monsters heißt es). Wollen wir nur hoffen, daß Brett Piper mit seiner Stop-Motion-animierten Queen Crab, die 2013 losgelassen werden soll, den Riesenkrabben ein würdigeres Denkmal setzt als Hernan Cardenas mit seinem ziemlich öden Island Claws.

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