Nachdem John Woo’s letztes Werk „Mission Impossible 2“ trotz eindeutiger Handschrift des Action-Spezis mehr zum übernatürlichem Kasperle-Theater und Tom Cruise One Man Show geriet, zeigt der asiatische Meister schnörkelloser Action nun wieder was er am besten kann: Krawall-Orgien ohne wirklichen Tiefgang, die einfach nur Spaß machen. Obwohl die Thematik eigentlich mehr Drama-Tauglichkeit zulässt (Wir erinnern uns nur an das Mel Gibson-Vehikel „Wir waren Helden“, mit den ständig zwischen Heulkrämpfen und Tapferkeit schwankenden GI-Ehefrauen) gibt es in „Windtalkers“ nur oberflächliche Charakterstudien der Protagonisten zu bewundern. Zwar ist Nicolas Cage Rolle in einigen Szenen erdrückend depressiv und am Rande des Wahnsinns angesiedelt (am besten immer noch erkennbar, wenn zum Schutz des Codes sogar die eigenen Männer gemetzelt werden), aber dies bleibt in diesem Film der Ausnahmefall und scheinbar kein anderer Soldat hat ernst zu nehmende Probleme damit als Tötungsmaschine zu funktionieren. Was bleibt ist eine derbe Verwüstung mit viel Explosionen, Kampfgetümmel und Non-Stop-Action, in der die Darsteller größtenteils zu Kanonenfutter degradiert werden. Vollkommen gegen jede Menschenwürde und mit einem gerade deshalb hohen Unterhaltungsfaktor. Da der Film in Zusammenarbeit mit dem US-Pentagon entstand hatte John Woo ordentlich freie Hand um seine Materialschlacht-Phantasien auszuleben, was aber auch dazu führte, dass zwei Szenen der US-Regierung zu heikel waren und rausgeschnitten werden mussten, weil diese wohl ein schlechtes Licht auf die Methoden der Amerikaner im Kriegseinsatz geworfen hätten. In einer Szene wird einem toten Japaner mit dem Gewehrkolben von einem GI das Zahngold heraus geprügelt, und in der anderen werden brennende Soldaten der eigenen Truppe erschossen. Auch mit dieser Zensur bleibt Woo’s Inferno konsequent hart und menschenverachtend, besonders, da eine RC1-DVD erhältlich ist, die einen Director’s Cut beinhaltet, der noch weitere 20 Minuten Kampftumult enthält.
8/10