Review

Neuerdings habe ich mir des Nachts mit der Dolby-Digital-Anlage John Woo's neustes Werk angesehen. Jetzt mache ich mich daran den Film zu analysieren.

Klar, soundtechnisch und storymäßig ist "Windtalkers" ein meisterliches Kriegsepos.
Wo aber bleiben die, für Woo kennzeichnenden, Kleinigkeiten, wie die Doppelknarren und die weißen Tauben?
Vermisst habe ich auch die emotionale Tiefgängigkeit des Films.
Obwohl ein Kriegsschauplatz genügend schreckliche Erlebnisse bietet, die an den Nerven zerren, scheinen die Charaktere gut darüber hinweg zukommen. Zumindest zeigen sie nach Außen keinerlei mitreißende Trauer. "Windtalkers" hat schon annährend die Gesichtszüge eines Patrioten-Films, in dem die Amis als unerschütterliche Helden gezeigt werden.
Stirbt mal einer weg, wird er prompt ersetzt. Ab und an ein cooler Spruch den Schreibtischtätern gegenüber und das war's dann auch schon.
Dabei hätte man erwarten können, ein außenstehender Regisseur würde ein objektives Bild liefern können.
Ich denke es lag an Produzenten und Publikum.
In Hongkong hätte Woo nie einen Film derartig gedreht. Und, dass er in der Lage ist Verzweiflung und Trauer gut zu übermitteln hat er mit älteren Werken längst bewießen.
Woo sei dank, dass er wenigstens das, von ihm in Mode gesetzte, Heroic-Genre beibehielt.

Die Action steht sowieso im Vordergrund. Und wie. Es wird einem regelrecht keine Pause gegönnt.
Auf eine Actionsequenz folgt die Nächste und im Anschluss die Übernächste.
Auf diese Art zieht sich der ganze Film. Wenn der Zuschauer glaubt, er könne für ein paar Minuten durchschnaufen, täuscht er sich gewaltig, denn just in diesem Moment schlägt irgendwo wieder eine Granate ein.
Wenn der Feind dann mal nicht in das Geschehen eingreift, werden die Soldaten nebenbei von der eigenen Artellerie auf ihr Können geprüft. Wenn auch nicht freiwillig.
So haben die Windtalkers immer genügend Arbeit zu vollbringen.
Erstaunlich ist auch, dass Woo mit verdammt wenig Blut auskommt. Zu wenig, wenn man bedenkt, dass ein FSK 18 Siegel die Verpackung des Films schmückt.
Schreie allein machen einen Film noch lange nicht zu einem 18er, sowie eine Blutlache einem Film noch lange kein SPIO/JK Gutachten einbringt.
Die Tatsache, dass über die anhaltenden Kämpfe der ein oder andere die Nerven oder gar den Kopf verliert, dürfte selbst notdürftig keine Veranlagung für eine hohe
Altersfreigabe sein.

Allerdings haben es die Kampfszenen in sich und ich habe mich wirklich gefragt wieviel Moneten flöten gegangen sind, nur der ganzen Explosionen wegen.
Genau denen aber verdankt der Film seine Qualität was den Sound angeht, da es hier und da immer nur so kracht.

Abschließend muss ich sagen, dass mich der Film, trotz fehlender Woo Elemente und Blut, positiv überrascht hat. Es waren eben doch Könner am Werk.

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