Krieg ist Zerstörung. Diese Erkenntnis wird sich im Bewusstsein eines Menschen, der "Windtalkers" gesehen hat, wohl so festsetzen wie nach kaum einem anderen (Anti-)Kriegsfilm. John Woo ist es gelungen den Krieg als vernichtende, plötzlich hereinbrechende und auf eine Art und Weise allgegenwärtige Kraft zu zeigen. In "Windtalkers" zerstört er die Natur (die Szene am Anfang mit dem Schmetterling ist nur ein Hinweis dafür), er zerstört die von Nicolas Cage exzellent gespielte Figur Joe Enders genauso wie er die Idylle in einem kleinen japanischen Dorf oder die aufkeimende Freundschaft zwischen Enders und seinem Codetalker Ben (zumindest anfänglich) zerstört. Auch die teilweise krasse Darstellung von Gewalt ist ein Indiz für den Kriegshass, den der Film verströmt. Die Kriegsszenen sind handwerklich sehr gekonnt umgesetzt, lediglich das Abfilmen von Kriegsszenen in Zeitlupe erscheint mir etwas fragwürdig. Ein weiterer Schönheitsfehler des Films ist es, dass das Leid der Japaner nur am Rande erwähnt wird (in diesem Aspekt schwächelte auch Oliver Stones "Platoon"). In den ersten Minuten des Films gibt es einige störende Aufbegehren des amerikanischen Patriotismus (altbewährt: eine in Zeitlupe wehende amerikanische Flagge) und ein oder zwei Slapstick-Szenen, die nicht zum traurigen Grundton des Films passen. Außerdem nerven einige überschwängliche Kommentare der amerikanischen Soldaten während den Schlachtszenen (Sprüche wie "Das war ein Homerun!" wirken überzogen). An perfekt umgesetzter Dramatik fehlt es in "Windtalkers" jedoch nicht, die Entwicklung der beiden Hauptcharaktere Enders und Yahzee ist interessant anzusehen und auch einige poetische Momente álá "The Thin Red Line" werten den Film auf. Wenn Yahzee während einem Feuergefecht kurz innehält, um ein Foto seiner Familie zu betrachten, wenn die Soldaten fassungslos das Sterben ihrer Kameraden und Feinde betrachten, wenn Enders im Todeskampf ein Gebet spricht oder wenn derselbe auf einem provisorischen Friedhof zusammenbricht. All das zeigt uns, dass John Woo wieder da ist, wo er schon in Hongkong war. "Windtalkers" ist schon fast ein Drama und erinnert vom Aufbau her an Woos Klassiker "The Killer". Allein die Tatsache, dass drei der vier Hauptdarsteller im Krieg umkommen, erinnert sehr an die guten, alten Hongkong-Zeiten Woos (es gibt sogar ein "Chinese Stand Off" zu sehen!). Wo Tom Cruise in "M:I-2" auf Thandie Newton zielte und sie (leider) nicht erschoss, da lässt Woo seine Figuren jetzt so handeln, wie sie auch in einem Hongkong-Film Woos gehandelt hätten. Insgesamt ist "Windtalkers" ein sehr empfehlenswerter Film mit (stellenweise fragwürdiger) Action, Dramatik und einem Herz, das nur Filme von John Woo in dieser Weise haben. Der bisher beste Woo-Film aus Hollywood!
wertung: 8/10