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Durchwachsene Kritiken und mässige Einspielergebnisse, kann das ein guter Film sein? Normalerweise ja nicht, aber im Falle von „Windtalkers“ sind diese Angaben, obgleich sehr treffend, mit Vorsicht zu geniessen, da es sonst beim unsicheren Interessenten leicht zu fehlgeleiteten Schnellschüssen kommen kann. Wer sich den Film aufmerksam genug reinzieht, wird feststellen, dass so mancher Rezensent entweder bei der Begutachtung in regelmässigen Zeitabständen abwesend war (WC, Nickerchen, beides zusammen) oder gar den falschen Saal erwischt hatte. „Windtalkers“ hat alles, was ein wirklicher Antikriegsfilm haben muss: Er ist abschreckend, in erwünschtem Umfang innovativ und unparteiisch. Vor allem letzteres dürfte gerade in den USA dafür gesorgt haben, dass die Kinokassen unter diesem Titel nur selten klingeln durften, denn alle dortigen Blockbuster aus dieser Sparte waren zumindest etwas patriotisch angehaucht oder damit auch total verseucht. In „Windtalkers“ sucht der amerikanische Kinobesucher vergeblich nach diesem Reizfaktor. Patriotismus findet sich nur bei den Charakteren, der Film bleibt von seiner Aussage her neutral. Auch ist zu berücksichtigen, dass es in letzter Zeit mehr filmische Beiträge zum Thema Krieg gegeben hat als jedem Cineasten lieb sein kann und das Publikum daher in dem Genre ohnehin schon auf Jahre satt sein sollte. Somit entstand „Windtalkers“ nicht nur im falschen Land, sondern kam bedauerlicherweise auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Ein bahnbrechendes Meisterwerk ist der Film aber so oder so nicht, dazu müsste er auch auf seine Art einmalig sein, und das kann man ganz bestimmt nicht behaupten. Die Innovation ergibt sich aus dem bisher noch nie behandelten Aspekt der Navajo-Indianer, welche im zweiten Weltkrieg für den amerikanischen Funkkontakt eingesetzt wurden, da den Japanern diese seltene Sprache bis dato nicht bekannt war. Sicher muss man auch mit einigen Klischees vorliebnehmen, welche sich im Vergleich zu ähnlichen Machwerken aber doch in Grenzen halten. Abgesehen von einem kurzen Ausflug aufs Schlachtfeld ist der Film bis ca. zum Ende der ersten halben Stunde noch gewaltfrei und inhaltlich recht interessant. So wird man u. A. darüber aufgeklärt, dass die Navajos nicht bloss in ihrer Sprache Informationen übermittelten, sondern diese auch noch speziell kodiert wurden. Im darauf folgenden Teil des Filmes verlässt Woo sich jedoch überwiegend auf das bereits oftmals erfolgreiche Konzept von schonungslos und möglichst realitätsgetreu dargestellten Schlachtszenarien. Und in denen geht es wahrlich zur Sache: Soldaten werden perforiert, zerfetzt, flambiert, ja sogar enthauptet, je nach dem, welches Werkzeug gerade zur Verfügung steht. Spätestens jetzt erkennt man „Windtalkers“ als John-Woo-Film. Die perfekte Inszenierung sowie die meisterhafte Choreografie erinnern an den vertrauten Stil des Actionspezialisten, dem bei seinem letzten Projekt „Mission: Impossible 2“ eine geradezu abstossende Vorgehensweise aufgezwungen wurde. Ein „Windtalkers“ mit solch unblutigen Einschüssen, die auch noch grösstenteils ausgeblendet werden...nein, darüber lohnt es sich nicht nach zu denken. Man ist einfach nur froh, den alten John Woo wieder zu haben, obwohl er ansonsten fast gänzlich auf seine typischen Mittel verzichtet (O.K., eine Waffe in jeder Hand und so wären auch fehl am Platz gewesen). Über gewisse Kleinigkeiten muss man allerdings hinwegsehen. Das betrifft z. B. diverse „heldenhafte“ Aktionen von Seiten Joe Enders (Nicolas Cage), der des öfteren mal eine ganze Reihe japanischer Gegenspieler über den Haufen knallt, ohne auch nur eine Schramme davon zu tragen. Zum Glück sind grobe Schnitzer wie diese nur sehr kurz und zeitlich weit auseinander.
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Schlachtsequenzen den Handlungsverlauf mit einigen ruhigen und gefühlvollen Szenen teilen, zumal manche von „Windtalkers“ behaupten, der Film grenze an reinem Action-Kino. Hier entwickelt Woo auch weiterhin die für ihn typischen Motive von Freundschaft und Ehre. Über die Charaktere erfährt der Zuschauer jedoch nur etwas genaueres, wenn er den Dialogen stets aufmerksam folgt. Immerhin werden bei den einzelnen Figuren die persönlichen Eigenschaften sehr deutlich, was auch den überzeugenden Darstellern zu verdanken ist. Besonders Nicolas Cage beweist wieder einmal, was er schauspielerisch drauf hat. Niemals hölzern oder übertrieben grimassenhaft verkörpert er den Sergeant gleichzeitig unbeirrbar, störrisch und vom Krieg sichtlich gezeichnet und bringt auch den Kontrast zwischen ihm und seinen Kameraden erstklassig rüber.
Richtig ärgerlich fällt bei „Windtalkers“ nur auf, dass die Thematik der Navajos insgesamt zu kurz kommt. Ab dem Einsatz auf der Saipan-Insel spielt diese nur noch eine untergeordnete Rolle und gerät zunehmend in Vergessenheit. Hier und da eine Aufnahme eines aktiven Codesprechers reicht nun mal auf Dauer nicht. Daraus hätte man mehr machen können und müssen. Wie auch immer: Mit „Windtalkers“ kann John Woo nicht an sein altes Vietnam-Drama „Bullet in the Head“ anknüpfen, hat nach „Mission: Impossible 2“ aber wieder einen entscheidenden Schritt nach oben gemacht, auch wenn der kommerzielle Erfolg dagegenspricht. Aber da lautet die Frage ja vielmehr, WIE VIELE er begeistern konnte und nicht WEN.

Fazit: Starkes Kriegsepos, das es aufgrund der grob fahrlässig behandelten Ausgangsthematik leider nicht zum mustergültigen Meilenstein bringt. Dennoch ein Kino-Erlebnis der Sonderklasse und für John Woo eindeutig positive Tendenz.

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