Zwischen dem angestrebten Realismus eines „Black Hawk Down“ und dem schier unerträglich schmierigen Pathos eines „Wir waren Helden“ liegt die Schnittmenge „Windtalkers“.
Dieser Beitrag zum Kriegsschaffen der Vereinigten Staaten wurde ausgerechnet von dem Nicht-Amerikaner John Woo angegangen, der mit jeder Menge Sprengstoff und den Hundeaugen Nicolas Cage’ die Vergangenheitsbewältigung beiseite lässt und stattdessen eine weitere, bisher kaum beachtete Episode der Kriegsgeschichte in Szene setzt, um das Hohelied von Brüderlichkeit, Freundschaft und Aufopferung zu singen.
Cage ist dabei der perfekte Soldat; ein Mann, der im zivilen Leben angeeckt hat, wo er nur konnte, aber in der Armee seine Erfüllung findet, bis er so einige Schuld auf seinen Rücken packt, als um ihn herum seine Kameraden einem Scheibenschießen der Japaner zum Opfer fallen.
Fest beseelt, den tückischen Schlitzaugen mal zu zeigen, wo der Hammer hängt, meldet er sich trotz Gehörschaden zurück und bekommt einen Navajo-Indianer an die Seite, der mit seiner den anderen Sprachen nicht verwandtem Idiom als Code-Funker ein Faustpfand für die Eroberung der Pazifikinsel Seipan darstellt. Der Indianer ist unter allen Umständen zu schützen und ggf. hinzurichten, damit er nicht dem Feind in die Hände fällt, alle weiteren Konflikte kann sich der geneigte Zuschauer schon im Vorfeld denken.
Gleichzeitig darf Christian Slater in einer Nebenrolle mit einem älteren Navajo ein zweites Pärchen bilden, um auch wirklich alles abzudecken, was aus solchen Aufträgen erwachsen kann.
Für Woo-Freunde ist sicherlich alle dabei, was einem Actionfan Freude macht. Der Meister beschränkt sich auf seine alteingesessene „Brothers in Arms“-Taktik und lässt es derbe krachen und des net zu knapp.
In pünktlichen 10-Minuten-Abständen ballert und sprengt das FX-Team die halbe Insel weg und raspelt nebenbei auch langsam aber stetig die komplette Besetzungsliste in die nächste Welt. Die vielen Benzintankexplosionen, Granatentreffer und Schußgefechte sind dabei wie immer erlesen dargestellt, nur auf die Geschichte sollte man keinen zweiten Blick werfen, die ist reichlich altbacken.
Es gibt zwischendurch ein paar Vorurteilsüberwindungen, Konflikte und zaghafte Freundschaft, gepaart mit kriegsverursachten Haß. Alles drin. Viel wichtiger ist letztendlich nur das nächste Gefecht, denn nur dort können sich echte Männer beweisen.
Immerhin lässt das Skript auch ein paar kritische Töne anklingen, einmal fragt ein sonst recht tumb dargestellter Soldat nicht zu Unrecht, mit wem man sich wohl in 50 Jahren anlegen würde, während man dann vermutlich mit den Japanern gemeinsam Tee trinkt.
Das ist nicht kriegskritisch dargestellt, sondern, wenn man so will, sogar eine Kritik an der Außenpolitik der US-Regierung, aber solche Momente sind auch dringend nötig und dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedenkt, wie hier die japanischen Soldatenkontingente dahingemeuchelt werden.
Wie in alten Zeiten hüpfen auch hier die Schlitzies reihenweise durch die Pampa, ballern drauflos (und treffen endlich auch mal) und wenn das Magazin leer ist, dann greifen sie zum allgegenwärtigen Buschmesser oder Kurzschwert und lassen die Köpfe rollen.
Dermaßen animalische Angreifer kann man dann auch weghäckseln wie Vieh, denn es gibt hier weder Charakterisierungen auf der Gegenseite, noch sonstiges Verständnis.
Es ist Krieg, es gibt einen Gegner, der muß weg. Moral gibt’s extra.
Cage tut sein Möglichstes, um aus der kriegsmüden, den langen Schrecken erlebten, Soldatenrolle das Beste zu machen, aber diese Art von Figur war schon unter Gary Cooper angejahrt, während Slater etwas besser den Ton trifft. Mal wieder ein Scene Stealer erster Kategorie ist der Truppführer in Person von Peter Storemare, spielt wie üblich auf Kammerton A.
Ich will hier Woo gar nicht abringen, auf Teufel komm raus den definitiven Kriegsfilm zu müssen, aber auf diese Art reiht er sich nur ein in die lange Liste der Filme über Moralhäppchen, die mit einem Übermaß an instinktgesteuerte Gefechte zugekackt werden, damit die Jugendlichen was zu feiern haben.
Es ist ein solider, ordentlicher Kriegsfilm.
Nichts an ihm ist neu! (6/10)