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Der Krieg – wie eine mittelalterliche Bestie fegt er über die Landstriche und lässt Tausende von Opfern zurück. Denn der Kriegsfilm ist dem Horrorfilm gar nicht mal so unähnlich. Niemand möchte von einem maskierten Killer verfolgt werden und niemand im Schützengraben landen. Aber Filme geben einem die Möglichkeit, sich mitten in einem unangenehmen Geschehen zu befinden und die Angst im Nacken zu spüren, ohne dabei Schaden zu nehmen.

Nach Steven Spielbergs hartem Normandie-Schocker "Der Soldat James Ryan" (1998) oder Terence Malicks komplexer Blick in die Soldatenseele in "Der schmale Grad" kehrt nun John Woo zu diesem Schauplatz zurückkehrt, der für die Amerikaner zum Auftakt einer Kriegstrilogie gegen fremdartig wirkende asiatische Feinde wurde: Japan, Korea, Vietnam. Und in jedem Fall dürften sich die Soldaten, die sich fern der Heimat in einem verbissenen Kampf gegen für sich gleich ausstehende, voller Todesverachtung kämpfende Feinde wiederfanden, gefragt haben, was zur Hölle sie hier eigentlich tun?
In "Windtalkers" fängt Meisterregisseur John Woo ("A better tomorrow", "Hard Boiled", "Harte Ziele") , der bereits in seinem Hong Kong Film "Bullet in the Head" die Greuel des Vietnam-Krieges hinabgestiegen ist, dieses Gefühl ein, und mehr noch diese ganze bizarre Situationen, in der adrenalingesteuerte Soldaten ihrem blanken Überlebenstreib folgen, um in der Hölle einer Schlacht dem Tod zu entgehen.

Sergeant Joe Enders (Nicolas Cage, der ja schon mit Woo in "Face/Off" zusammenarbeitete) bekommt einen Auftrag, nachdem er die furchtbare Schlacht am Tarawa Atoll überlebt und seine schweren Verwundungen auskuriert hat. Er soll den freundlichen Navajo Code Sprecher Carl Wahzee (Adam Beach) beschützen – und notfalls töten. Auf Wahzees kräftigen Kumpel Charlie Whitehorse (Roger Willie) muß dagegen Enders Kumpel Ox Anderson (Christian Slater) ein Auge werfen.

Die Handlung hat, ohne dass es der Spannung Abbruch tut, eine eher episodische Struktur, die uns zu immer neuen Kriegsschauplätzen führt, an denen Enders seinen Schützling retten oder gar erst suchen muss, weil er von ihm getrennt wurde.
Von John Woo ist man es ja schon mittlerweile längst gewohnt bahnbrechende, und berauschende Actionszenen zu sehen. Und so erhält der blutige Kampf am Mount Suribachi eine Aufbereitung, bei der man glaubt mittendrin zu sein. Denn der Schrecken des Krieges wird in blutigen Farben präsentiert, bei dem es gewaltige Explosionen gibt und die Kugeln einem nur so um die Ohren fliegen.
Zudem sind die darstellerischen Leistungen einfach große Klasse. Nicolas Cage ("The Rock") agiert als Sergeant Enders einfach großartig und Christian Slater ("Der Name der Rose") Sergeant Anderson sowie Adam Beach als Ben Wahzee können ebenfalls durch ihre klasse Leistungen überzeugen.

"Windtalkers" ist ein großer Wurf: John Woo hat Raum für das, was er braucht, geniale Action-Szenen, die sich nicht nur im luftleeren Raum akrobatischer Phantasien abspielen, sondern ganz erdgebunden daherkommen und entsprechend schmutzig und blutig sind, und dazu noch eine sich permanent zuspitzende Geschichte mit tollen Charakteren zu bieten hat: Enders und Wahzee zwischen denen sich allmählich eine freundschaftliche Beziehung anbahnt, obwohl Enders das um jeden Preis vermeiden möchte, denn schließlich hat er ja seinen geheimen Befehl, und wer möchte schon seinen Freund töten?

Fazit: Steven Spielberg hat mit "Der Soldat James Ryan" Großartiges geleistet, bei dem sich "Windtalkers" nicht zu verstecken braucht. Im Gegenteil, erst John Woo musste kommen, um das wirklich außergewöhnliche der Situation dieser Soldaten zu erfassen, die einer Welt, in der die Vernunft außer Kraft gesetzt scheint und in der der Tod selbsverständlicher ist als das Leben, immer wieder von zu Hause träumen, bevor sie erneut in das Inferno zurückgeschleudert werden – Großartiges Kino mit grandioser Action und tollen Darstellern dass von John Woo packend inszeniert wurde!

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