Review

Einer der raren Vertreter der Horror / Fantasygattung, die in Hong Kong nach kurzem Aufbäumen vor allem eng nach der Jahrtausendwende mittlerweile wieder abgeflaut ist und schon damals nicht wirklich mit den japanischen Exemplaren mithalten konnte.
Dementsprechend mau sieht zur Zeit auch das Angebot aus, wobei sich wirklich kinoreife oder gar anspruchsvolle Produkte von jeher in Grenzen halten und diesjährig vielleicht noch auf Danny Pangs Forest of Death und Teng Hua Taos The Matrimony gezählt werden darf.

Don't Open Your Eyes macht sich die Tatsache der eingeschränkten Leistungen zunutze, fällt aufgrund der Seltenheit von Genrenachschub und der allgemein stark zurückgegangenen Produktionsaktivität trotz wenig Mundpropaganda oder anderen Annoncen auf und kann auch vor allem dadurch Interesse erzeugen, dass er back to back - oder doch eher parallel - mit Dating a Vampire gedreht wurde.
Wobei man sich rein äusserlich zwar den Anschein der Ungebundenheit gibt, aber vom fast komplett selben Drehteam absolviert wurde und sich eher als ergänzende Hälfte denn als unabhängige Arbeit kategorisieren lässt.
Sicherlich funktionieren beide Filme autark voneinander, aber erst das Wechselspiel bzw. das Vergleichen der Merkmale macht ihren eigentlichen Reiz aus.
Während man im "Nachfolger" die Vampire auf die Menschheit losliess, griff man hierbei zu dem ebenso bewährten Völkchen der Geister.

Dabei präsentiert man eine Geschichte, die man ohne Probleme auch zu einer short story hätte reduzieren können und mit ein bisschen kürzender Umwandlung vor einigen Jahren in die zahlreichen Anthologien der Troublesome Night oder A.M. Reihe gepackt hätte. Und dort vielleicht auch besser hineingepasst hätte. Sich der Streitfrage hinsichtlich von Vor- und Nachteil der Laufzeit bewusst, versucht Regisseur Clarence Ford sofortemang sein Möglichstes, aus der etwas rudimentären, sattsam konventionellen Erzählung die nötige Atmosphäre zu beziehen und das geeignete mikroskopische Universum für die wenigen handelnden Figuren zu errichten.
Dabei fängt man als düsterer Polizeithriller an und wechselt dann schnell in die Richtung von Fantasy, wobei man abwechselnd Horror und Komödie einfliessen lässt und die Oberflächenreize überhöht.

Sergeant Seven Yiu [ Alex Fong ] hat durch übermässigen Trinkgenuss im Dienst versagt und vier Kollegen während der Geldübergabe bei einem Entführerfall verloren. Zusammen mit seinem Freund und Partner Keung [ Sammy Leung ] kann er die Erpresser kurz darauf stellen, wobei er den Anführer 'Killer' [ Roderick Lam ] töten muss; dieser ihm kurz vorher aber noch eine Drohung ausspricht. Zusammen versetzt auf das älteste Polizeirevier der Stadt stossen Seven und Keung nicht nur auf die schiesswütigen Verbündeten des Toten, sondern auch auf den rachsüchtigen Geist des Verbrechers. Hilfesuchend beanspruchen sie den Schutz von Uncle Bing [ Yuen Wah ], dem lokalen Cop's phantom consultant.

Materielle Erneuerungen halten sich ebenso zurück wie überraschende plotpoints oder ergänzende dramatische Einfälle; man kann dem relativ frischen Autoren Fung Keung also bescheinigen, dass er a ) schon jetzt routiniert wie ein alter Fuchs schreibt oder er b ) genau die gleichen Filme wie wir alle konsumiert hat - namentlich Haunted Cop Shop 1 und 2, Magic Cop, Vampire settle on Police Camp, Nightmare in Precinct 7 und Bio Cops - und sich für zukünftige Offerten ruhig mal etwas mehr ins Zeug legen könnte.
Der Zusammenprall der Welten löst so auch keine Sensation aus, zumal man von Beginn weg intensiv auf Nachtszenen, Blitz und Donner setzt und auch sonst die gewohnten Gruselelemente aus dem Replik - Hut zaubert. Immerhin nutzt man wie im wesentlich eindrucksvolleren Victim [ 1999 ] oder auch den amerikanischen Pentagramm - Macht des Bösen und Dämon - Trau keiner Seele die Energien verschiedener filmischer Gattungen, um den Plot am Laufen zu halten, wenn man schon nicht die Kreativität selber hochtreiben kann. So stellt die gepatzte anfängliche Operation nicht die einzige Polizeiaktion dar, sondern folgen mit einem drive by shooting, einem tödlichen Waffendeal und einem gewalttätigen Einbruch in das örtliche Leichenschauhaus noch weitere zeitfüllende und vor allem auch antreibende Segmente.
Ausserdem speist man Sterben in seinen vielfältigen Formen bereits ausführlich in die Stimmung ein, bevor man überhaupt die Spukmaschine anwirft, und legt so ein grimmig - pessimistisches Szenario rauher Monochromatik an, dass erst nachträglich mit Leben erweckt wird.

Die jeweiligen Räume füllen sich langsam; erst streicht man allein durch kläglich beleuchtete Bestattungshallen und Krankenhäuser, hält sich in kargen, fast vollständig abgedunkelten Wohneinheiten auf und scheint dies mit einem abgeschottenen, menschenleeren Polizeirevier noch bestätigend vertiefen zu wollen. Es sind selten mehr als drei Personen auf einmal im Bild, sogenannte Nebendarsteller haben keinerlei Funktion und Statisten halten sich auch kaum im Kader auf. Permanente Dunkelheit, fahler Lichteinfall, nahezu auf schwarz / weiss komprimierte Bildgestaltung, offener Sadismus, real gewordene Albträume, Warnungen, Vorzeichen und Attacken aus dem Nichts herrschen vor. In den 80ern sah dies noch anders aus; dort herrschte vom äusseren Eindruck ein eher bunter, disharmonischer Jahrmarkt in optischer Lautstärke. Hier als Gegensatz eine unzweifelhaft morbide Szenerie, die mit visueller Prägnanz eine natürlich vielgestaltete Farbgebung der Wirklichkeit konterkariert. Und so vielleicht nicht gleich Angst und Erschrecken oder todessehnsüchtige Melancholie auslösen mag, aber sich in seiner bleichsüchtigen Grobkörnigkeit zumindest beklemmend aufs Gemüt legen kann.

Auf diese Intention hat man es natürlich nicht abgesehen. Wong mit dem obersten Ziel der Unterhaltung bringt seine patentierten Humorzutaten ein und dreht das mögliche Schauerstück zwar nicht komplett in Richtung Tageslicht, aber verordnet eine ablenkende Selbstmedikation und lässt genug rettenden, auf andere Gedanken bringenden Halt auch für die Furchtsamen unter den Zuschauern einführen.
So stellt Keung den Goof dar, der obwohl nicht mit Benehmen oder wirklich gutem Aussehem geadelt ist, sich aber für den Frauenschwarm schlechthin hält und auch nicht müde wird, dies zu betonen. Einige sanfte running gags werden gesponnen, etwas vorhersehbarer Slapstick eingebracht und auch einfach nur die Absurdität gefördert; wobei sich das letzte Merkmal noch am Besten schlägt, auch wenn es leider mit am Seltensten vorkommt. Wenn die geschassten Cops plötzlich als Archivar, Kaffeeholer oder Katzenfänger tätig sein müssen stellen dies ebenso bessere Szenen dar wie der Moment, als sich Seven und der gesuchte 'Killer' nur deswegen auf einem Häuserdach begegnen, weil sie für einen Fernsehempfang an den Antennen rumrütteln.
Auch der vorhandenen Charakterchemie, einigen verbal schief betonten Dialogen und milden Zwinkern und Gesichtsausdrücken kann man nicht den Schalk absprechen. Dafür sucht man z.b. Wortwitz, selbstironisches Augenzwinkern, eine mitreissende Schlagfertigkeit und tempogewinnenden Esprit vergebens in der Gag - Bijouterie.
Und Wong wäre nicht Wong und Regisseur Ford nicht sein Lieblingsmündel, wenn plakative Effekthascherei und seltsame Ausgeburten männlicher Phantasien ausbleiben würden.

So muss nicht nur eine - subjektiv kokettierend auf die Reizwäsche gefilmte - Vergewaltigung durch den herumtobenden Geist stattfinden, sondern sich Keung auch mächtig davon erregt fühlen und das Opfer gleich darauf zur Freundin nehmen. Was wohl eher nicht der Verkörperung einer erzkonservativen Moral entspricht, aber für das Personal von Naked Killer, Cheap Killers und Body Weapon auch weit von einem zünftigen Tabubruch entfernt ist.
Leider ist die handwerkliche Bearbeitung auch nicht auf deren Standard. Es fehlt das flüssige Ineinandergreifen. Die Einheit, Ordnung und Harmonie von Yin und Yang, die Poesie. Ford kann sich in den wenigen und reziprok dazu blutigen Shootouteinheiten freilich gut behaupten, gehört ja auch eher zu seinem Metier. Ansonsten nimmt er das ungewohnte Setting aber zu Ernst, verkrampft und verliert sich in übertrieben grellen Dekadenz - Anwandlungen. D.h. er verzichtet zwar auf überbordende Spezialeffekte, aber versteift sich auf erst langweilenden und dann schnell aufdringlichem Stroboskopgewitter, hektisches Hantieren, aufgeregte Schwenks und extrem angeschnittene Einstellungen.

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