Review

Jenseits von Gut und Böse

"Full Metal Jacket" ist Stanley Kubricks vorletzter Film und schon sein viertes Werk, das mit Krieg zu tun hat. Ein Thema, das das Genie sein ganzes Leben beschäftigt hat. "Fear & Desire" war maximal Sparring, "Paths of Glory" höchst emotional (nicht nur für kubrick'sche Verhältnisse), "Dr. Strangelove..." ist eine der besten Satiren ever und "Full Metal Jacket" geht dahin, wo es weh tut. Ein strikt zweigeteilter, meisterhafter Anti-Kriegsfilm - im ersten Part über die abstumpfende Ausbildung und im zweiten Part über den tödlichen und noch abstumpfenderen Kriegseinsatz in Vietnam. Während man in der ersten Hälfte noch oft laut lachen muss (vor allem wegen R. Lee Ermeys Beleidigungen und kultigen Sprüchen als Ausbildungs Sgt.), bleibt einem dieses im Laufe des vernichtenden Urteils über den Krieg in all seiner Pracht immer häufiger im Hals stecken.

Jeder, der mal bei der Armee war oder sogar in Kriegsgebieten, weiß, dass die allgegenwärtige Männlichkeit, die Gewalt und der Tod, immer mitschwingen und ganz gemein zeitgleich mit einem breiten Grinsen kommen. Nennt es Galgenhumor, nennt es Selbtsbewusstsein, nennt es Verzweiflung, nennt es Wahnwitz. Doch genau diese zynische Mischung aus Kameradschaft und Lebensmüdigkeit, Dummheit und innerster Bosheit, Todessehnsucht und Mordlust fängt "Full Metal Jacket" gnadenlos gut und extrem nachhaltig ein. Nicht erst wenn spottend der Mickey Mouse-Song erklingt und die meisten Kameraden fast vergessen im Matsch liegen, ist man sich sicher, dass eine Spezies, die dazu in der Lage ist und einfach nicht mit diesem Wahnsinn aufhören kann oder will, wohl dem Untergang geweiht sein muss. "Full Metal Jacket" ist zutiefst pessimistisch und begründet sein State-of-Mind exzellent. Gepaart mit Kubricks unbändigem Sinn für Kino, seiner technischen Perfektion, entstand eines dieser Monumente, gegen das keine Bombe und kein Hass ankommt. Grau, schwarz, Kopf nach unten. Und dabei immer schön grinsen...

Fazit: Kubrick hasste den Krieg und dessen tödlichen Gestank, an dem rein gar nichts gut ist und der nur Verlierer kennt... wer könnte ihm nach "Full Metal Jacket" widersprechen? Zwei Teile, eine Message. Und die tut weh. Muss sie auch. Da der "normale" Menschenverstand auf dieser, unserer Welt wesentlich düsterer und zerstörereischer scheint, als man es als naives Individuum meinen könnte...

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