Es gibt viele Kriegsfilme, sehr viele sogar. Darunter großartige Meisterwerke wie "Apocalypse Now" oder "Platoon". Doch meiner Meinung nach der definitiv beste Kriegs- und Vietnamkriegsfilm ist Stanley Kubricks vorletzter Film "Full Metal Jacket".
Warum? Nun ja, zum einen die interessante Aufteilung der Story. Im 1. Abschnitt bekommen wir den knallharten Drill im Ausbildungscamp zu sehen.
Hierbei verzichtet Kubrick vollkommen auf die Privatsphäre der jungen Rekruten. Sie sind gefangen, eingesperrt, verdammt, angehende Tötungsinstrumente. Wie von Kubrick bekannt nimmt der Zuschauer am Geschehen als eine Art "kühler Voyeur" teil. Man ist nie richtig mitten drin, man beobachtet nur.
Gewagt ist auch auf welchem schmalen Grat Kubrick die Hauptfigur Joker wandern lässt. Dies wird vor allem im 1. Abschnitt sichtbar: Joker ist der Charakter, mit dem wir uns identifizieren müssen, er muss uns symphatisch sein, trotzdem lässt Kubrick ihn brutal den etwas zurückgebliebenen und unschuldigen Private Pyle mit einem in einem Handtuch eingewickelten Stück Seife verprügeln. Trotzdem wird er einem nie richtig unsymphatisch, während einem Private Pyle trotzdem leid tut.
Vincent D'Onofrio spielt im 1. Abschnitt Private Pyle sehr souverän. Gekonnt spielt er den langsam psychisch zerfallenden jungen Mann.
Eine weitere Hauptfigur im 1. Abschnitt ist Sergeant Hartman, der gnadenlose und äußerst brutale Ausbilder, der die jungen Männer mit Freude zu seelenlosen Killermaschinen drillt und nebenbei sogar für einige Lacher sorgt, hervorragend gespielt von R. Lee Ermey. Und wieder haben wir so eine schmale Gratwanderung einer Figur. Zum einen macht er die Soldaten nieder und man fühlt mit ihnen, zum anderen kann man sich ein Lachen über die Sprüche des Ausbilders manchmal wirklich nicht verkneifen, obwohl sie eigentlich nicht witzig gemeint sind, vor allem nicht für die Rekruten.
Dann endet der 1. Abschnitt mit einer ziemlich brutalen Szene, in der Kubrick wieder einmal seinen Ruf als pessimistischer Zyniker und zugleich genialer Filmemacher festigt.
Und dann nimmt er uns und die Hauptfigur Joker mitten in die Kriegshölle in Vietnam.
Kühl und schonungslos inszeniert, werden hier die Grauen des Krieges auf Zelluloid gebannt. Besonders hervorzuheben sei hier die Szene gegen Ende, als die Soldaten mit einem weiblichen Sniper fertig werden müssen. Hier stimmt einfach alles, von der Spannung, über die sensationell passende Musik bis hin zu den Darstellerleistungen und Inszenierung. Einfach alles ist perfekt.
Schließlich beendet Kubrick seinen Film wie er auch schon den 1. Abschnitt beendete. Und zwar mit einer schonungslosen Tat, die dem Zuschauer äußerst die Stimmung verdirbt (filmisch im positiven Sinne). Zynisch endet der Film und vor allem hoffnungslos.
Meiner Meinung nach wird in keinem anderen Film die Sinnlosigkeit des Krieges so klar. Es gibt keine Gewinner, nur Verlierer. Kubricks pessimistische Weltsicht ist hier äußerst angebracht ... vor allem, weil sie stimmt.
10 / 10