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In Vietnam tobt der Krieg, die Army braucht Nachschub. Der labile Pyle und der intellektuelle Joker werden eingezogen und in der Grundausbildung fürchterlich geschliffen. Denn Sergeant Hartman trägt seinen Namen zurecht: Mit äußerster Härte stampft er jede Individualität unter den Rekruten ein, bis aus den braven Mittelstandsjüngelchen brutale Killermaschinen geworden sind. Dann warten die Schlachtfelder...

Neben Apocalypse Now und Platoon ist Kubricks Full Metal Jacket sich einer der prägenden Filme, die das Grauen des Vietnamkrieges einzufangen vermögen und die mit Recht den Status Antikriegsfilm verdienen. Eigentlich bekommt man hier ja sogar zwei Filme zum Preis von einem. In den ersten 45 Minuten wird der Drill an den unvorbereiteten Frischlingsrekruten auf sehr deutliche Weise demonstriert. Die zukünftigen Soldaten werden geschlagen, beleidigt und unterdrückt um sie zu willenlosen Sklaven des Krieges zu erziehen und Kubrick gelingt es diese Sequenz beinahe für den Zuschauer körperlich mitfühlbar das Leiden der jungen Marines zu verdeutlichen, wenn der Ausbilder ihnen das Leben zur Hölle macht. Besonders die letzte Einstellung wird jedem im Gedächtnis haften bleiben als der dickliche Private Pyle dies psychischen und physischen Diskreminierungen nicht mehr erträgt und erst den Gunnery Seargant und anschließend sich selbst wegpustet.
Ohne Pause gehts dann direkt zu den Schlachtfeldern von Nam, in denen ausnahmsweise mal nicht der dichte Dschungel herhalten muß, sondern das Geschehen sich in einer schon halb zu klump geschossenen Stadt abspielt. Charlie hat die Tete Offensive genutzt um eine wenig Bodengewinne zu erzielen und die GI´s sollen die gegnerischen Kämpfer wieder aus den Ruinen vertreiben. Aber auch hier verläuft alles anders als es die Heimatpropaganda verkündet. Einer nach dem anderen wird erschossen, Gewinner oder Helden gibt es sowieso keine und selbst der fiese Heckenschütze am Ende entpuppt sich als ein wohl noch minderjähriges Mädchen.
Mit Full Metal Jacket hat Kubrick ein echtes Meisterwerk geschaffen, das den Krieg so zeigt wie er war, dreckig und verlustreich für beide Seiten. Tote Vietcongs werden als Schaustücke mißbraucht und viele Offiziere zeigen sich eher an Orden interessiert, als das die Jungs überleben sollen. Das ganze wird darstellerisch sehr intensiv gespielt und besonders die Musikstücke wirken scheinbar völlig fehl am Platze unterstreichen aber die Widersprüchlichkeit des ganzen Krieges. Diesen Film sollte man auf alle Fälle mal gesehen haben.
9/10

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