Full Metal Jacket (z. Dt. Vollmantelgeschoss) ist in 2 Hälften aufgeteilt: Knallharte Marine-Ausbildung unter Sergeant Hartman, der hier seinem Namen wirklich alle Ehre macht, und dem noch knallhärteren Krieg in Vietnam.
Der Film beginnt mit einer Szene, in der den angehenden Marines die Köpfe kahl rasiert werden, die machen kein erfreutes Gesicht und trauern ihrer ab nun verlorenen Individualität hinterher, "und die Zeiten, in denen sie Gretchen Modermöse durch ihr hübsches rosa Höschen fingergefickt haben, sind vorbei. Sie sind ab nun mit ihrem Gewehr verheiratet und sie werden nicht fremdgehen." Die musikalische Untermalung hierzu (Johnny Wright - Hello Vietnam) taumelt dabei zwischen froher Heiterkeit und Resignation.
Anschließend 45 Minuten lang heiseres Gebell und allerlei Ausfallendes vom Ausbilder Hartman, der die Jungs bis auf die Knochen demütigt. Der gibt ihnen peinliche Spitznamen wie Private Schneewittchen oder Private Cowboy. "Hier wird nicht gelacht, hier wird nicht geheult!" Bitterernst ist die Atmosphäre im Ausbildungslager, doch die absolut urkomischen Verbalattacken Hartmans suggerieren ein ganz anderes Bild und sorgen für einen Lacher nach dem anderen. Man kommt gar nicht mehr hinterher, das Zwerchfell wird hier im Übermaß beansprucht.
Besonders abgesehen hat er es auf Private Paula, einen dicklichen Einfaltspinsel, der während der Ausbildung einfach zu nichts nutze ist und nie was richtig macht, weswegen er von den anderen eines nachts im Schlaf übermannt und mit Seife in Handtüchern eingewickelt, ausgepeitscht wird, da sie für seine Unfähigkeit mitbüßen müssen. Hier wird zum ersten Mal richtig deutlich, dass Full Metal Jacket einen bitteren Beigeschmack beim Publikum hinterlassen will. Von nun an hat Paula einen psychopathischen Blick, redet mit seinem Gewehr und wird richtig gut im schießen, was auch später noch Folgen haben würde...
Ronald Lee Ermey, der übrigens auch im richtigen Leben US-Marine war, spielt hier als Ausbilder einfach alles an die Wand. Lustig lässt er Lee Harvey Oswald, Mörder von Kennedy, und sogar Charles Whitman, Amokläufer, wie Helden hochleben, weil die es eben geschafft haben, bei den Marines zum Killer zu werden. Die Schauspieler durften Ermey vor dem Dreh nicht treffen und auch zwischendurch wurde ihnen der Kontakt zu ihm verboten, um sich nicht mit seiner Person vertraut zu machen und alles authentischer wirken zu lassen.
Das alles vermittelt Eindrücke. Und ich glaube, dass Charaktere wie Hartman gar nicht mal so realitätsfern sind.
Held des Films ist aber Private Joker, der sich diesen Spitznamen verdiente, indem er Hartman ganz zu Beginn zu provozieren versuchte.
Nach der Ausbildung ist der als Kriegsberichterstatter in Vietnam und da müssen natürlich alle "richtig in die Scheiße". Mit Friedenssymbol auf der Brust und Born to kill-Schriftzug auf dem Helm will er etwas über die Dualität des Menschen ausdrücken. So zieht er also mit den Soldaten, darunter Private Cowboy aus der Marine-Ausbildung in den Dreck und schon bald sitzen sie in der Klemme, als ein Scharfschütze dabei ist, einen nach dem anderen der Truppe aus einem ihnen unbekannten Winkel zu erschießen. Auch hier ist das Ende mal wieder das Beste von allem... Muss man wie immer, selbst gesehen haben.
Full Metal Jacket zeigt uns deutlich, wie unnötig Kriege doch sind und das man Menschen nicht immer so manipulieren kann, wie man es gerne hätte. Auch nicht wenn man Uncle Sam heißt. und als bekennender Pazifist verdient das hier einfach meine Anerkennung und sollte nicht als stupider Ballerfilm angesehen werden.
Selbstredend 10/10 Punkte. Meiner Meinung nach bester Kubrick zu später Stunde. Und Ho Chi Minh ist ein Hurensohn.