Review

Rekruten werden auf Paris Island für den Krieg in Vietnam gedrillt. Ausbilder Sg. Hartman (R. Lee Ermey) geht mit äußerster Härte vor, für einige Rekruten, v.a. den labilen Pyle (Vincent D’Onofrio) ist seine Ausbildung die reinste Hölle. Nur der intelligente Joker (Matthew Modine) kommt einigermaßen mit ihm zurecht. Zu Killermaschinen gedrillt, werden die Jungs schließlich Gruppen in Vietnam zugeteilt. Doch in der letzten Nacht im Ausbildungscamp lässt Pyle seinen Hass auf Hartman freien Lauf und richtet sich schließlich selbst.
In der zweiten Hälfte des Films ist Joker Kriegsberichterstatter in Vietnam. Massengräber, verrückte Soldaten und ein großer Menschenverlust lassen ihn erkennen, dass im Krieg kein Weg zum Ruhm führt...

"Full Metal Jacket" kann man sehr gut in zwei Hälften unterteilen:

Teil 1:
Hier wird die ganze Unmenschlichkeit der Ausbilder gezeigt. Der "Drill Instructor" geht mit brachialer Härte vor und bildet seine Rekruten zu Killermaschinen aus. Einige leiden wie die Hunde, allen voran Private Pyle. Mit fühlt man richtig mit. Richtig schlimm anzusehen ist die Szene, als er von seinen Kameraden im Schlaf gefesselt wird und mit Hartseife geschlagen wird.
Ziemlich genial Kubricks Einführung in die Story: Es gibt nämlich keine. Das Privatleben der Rekruten kennt man kaum, es fängt damit an, dass sie die Haare rasiert bekommen und Hartman sie darauf hin in einem 10minütigen Monolog zur Sau macht. Diese Sequenz ist so gewollt übertrieben, dass sie, auch aufgrund der Aneinanderreihung von extremen Beleidigungen, fast schon lustig wirkt. Das Lachen bleibt einem aber schon bald im Halse stecken, spätestens am Ende von Abschnitt eins.

Teil 2:
Joker ist nun in Vietnam als Kriegsberichterstatter. Der Übergang zwischen beiden Teilen ist etwas langwierig geraten, für mich der einzige Kritikpunkt des Films. Ansonsten ist auch Hälfte zwei außergewöhnlich für einen Kriegsfilm. Denn nicht wie in anderen Filmen zeigt Kubrick die Grausamkeit des Krieges durch eine Aneinanderreihung von blutigen Schlachten, in denen Blut spritzt und Gedärme fliegen, sondern zeigt die Ausweglosigkeit der Soldaten durch viele Dialoge und nachdenkliche Szenen. Außerdem spricht er die sensationsgeilen Medien an und zeigt einige Soldaten in ihrer Art etwas zu krass, was auch schon fast wieder komisch wirkt. Gekämpft wird also so gut wie gar nicht, bis auf den Schluss, der davon handelt, wie die Soldaten einem vietnamesischen Scharfschützen den Garaus machen wollen, der ihnen allerdings überlegen schient. Hier wird dann der Schrecken des Krieges endgültig deutlich.

Kubrick verlangte von seinen Schauspielern schon immer Höchstleistungen, so auch hier. Alle spielen grandios ihre Rollen und sind perfekt gecastet. Lange im Gedächtnis bleibt vor allem R. Lee Ermey als Sg. Hartman. Selten zuvor hat ein Mensch einer Filmfigur so viel Glaubwürdigkeit geschenkt. Ermey bekam völlig verdient den Oscar als bester Nebendarsteller.

Bemerkenswert, dass es einen richtigen Score in FMJ nicht gibt. Wenn, dann werden Klassiker gespielt ("Going to the Chapel", "These Boots are made for Walking", "Wooly Bully" etc.) und das auch nur in der zweiten Hälfte. In Teil 1 wäre Musik auch fehl am Platz, ohne wird das Leiden der Rekruten viel mehr verdeutlicht. Der 2. Teil bekommt dagegen durch die Musik eine richtig gute 60er Jahre Atmosphäre.

Fazit:
Einer der besten Kriegsfilme aller Zeiten, der aber Coppolas "Apocalypse Now" nicht ganz das Wasser reichen kann. Ohne blutige Schlachten zeigt Kubrick die Unmenschlichkeit des Krieges und setzt nicht auf den unangebrachten Pathos heutiger Kriegsfilme, sondern auf Ehrlichkeit. Ansehen sollte selbstverständlich Pflicht sein.

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