Review

Morgens, halb 10 in L.A.

Chev Chelios steht auf, hat einen brummenden Schädel und ist absolut nicht in der Verfassung für ein kleines Knopers.

Was ist passiert?

Eine Begrüßungs-DVD mit der freundlichen Aufschrift „Fuck You“ soll Klarheit schaffen.

Der Inhalt bringt alles ans Tageslicht. Ricky Verona und sein Bruder haben Chev eine über den Schädel gebraten und ihm anschließend ein chinesisches Gift injiziert.

Wenn sich dieses erstmal im Körper festgesetzt hat ist er Dead Meat.

Chev, beeing one hell of a guy, kann das nicht auf sich sitzen lassen, und muss mit Ricky zumindest abrechnen, bevor er abkratzt, doch die Zeit drängt, das Gift fängt an zu wirken, und ihm bleibt nur noch etwa eine Stunde bis er tot ist. Es sei denn, er kann das Gift verlangsamen indem er in ständiger Bewegung bleibt und sich immer wieder Adrenalinstöße verabreicht PUNKT

Das ist die Story; simpel, primitiv platt und genauso ideal genial für einen frischen kurzweiligen straighten Actioner, welcher sogar einige Inspirationen aus der Welt der Videospiele zeigt.

Bereits der Auftakt erinnert an den N64-Klassiker „Conker’s Bad Fur Day“. In beiden Fällen hat man einen Protagonisten, der Anfangs ziemlich am Arsch ist und nur noch ein direktes Ziel verfolgt. Auf dem Weg dorthin passieren die verrücktesten und absurdesten Sachen, ein Tag wie kein anderer, ein richtiger stressiger Scheißtag!

Level 1 – What the fuck is going on?!

Die DVD abgecheckt, und gleich mit dem Auto losgedüst, um den Doc des Vertrauens zu kontaktieren, doch dieser ist temporary not available. Chev wird immer müder und sieht die Welt mit Twisted eyes, doch intuitiv kommt ihm die Lösung; er muss hochaktiv bleiben, umd der Wirkung zu wiederstehen!

Level 2 – Rawkin’ in da Hood!

Nach ein paar frustrierten Anrufen kommt der Held in „Orlando’s Hood“ an, jedoch nicht um zu batteln, sondern um herauszufinden wo Ricky Veronna ist.

Dass ihm ein dutzend wütend-guckender „Niggaz“ Knarren an den Schädel halten, stört ihn wenig. Und nachdem er ein paar Gramm Koks inhaliert hat, kriegt auch der nächstbeste Gangsta eine Kopfnuss, und schon ist Chev auch wieder verschwunden.

Level 3 – Crazy Taxi

Der Doc wurde endlich erreicht, und sagt was Sache ist; Chev braucht jede Menge adrenalinfördernde Mittel, die ihn auf Trab halten, und er solle ja nicht stehen bleiben.

Eine Maßnahme, die Chev ernst nimmt, und durch das örtliche Shopping Mall durchrast.

Dort das Auto geschrottet, geht es zu Fuss weiter; wer im Weg steht wird umgerempelt, und wer das Taxi wegschnappt, wird wie in GTA einfach herausgeworfen.

Laute Musik und dazugehöriger Headbanger sind vorübergehender Speed-Ersatz.

Bonus Level – Freeshopping

Die nötige Bonusrunde für den Helden. An einer Tankstelle wird unter Zeitdruck eine ganze Menge Healthpoints und Powerups wie Red Bull und Blaster Fuel eingesackt, um für die nächsten Level auszusorgen. Ein Strauß Blumen für die Freundin wird auch noch mitgenommen.

Level 4 – Ricky’s Bro

Im chinesischen Restaurant trifft Chev auf den ersten Endgegner, der Bruder von Ricky.

Mit einem Hackbeil hackt Chev diesem den Arm ab, fragt ihn wie verflucht geil das doch war und schießt ihm schließlich mit dessen Knarre in den Schädel.

Stage clear: 10.000 Points!

Level 5 – In the Hospital

Epinephrin kriegt der gute dort nicht ohne Weiteres, also stibitzt er sich alternativ das Nasenspray, und dröhnt sich damit voll. Doch damit nicht genug, er kleidet sich als Patient, und holt sich vom Arzthelfer eine ordentliche Dosis Elektroschock ab. Uh, den Kick brauchte er noch.

Level 6 – Way to Eve

Energiegeladen und mit Dauerständer rennt Chev durch die Stadt, klaut einem dämlichen Bullen das Motorrad, vollführt einige waghalsige Kunststücke darauf, und landet schließlich auf der Fresse. Mit neuem Outfit (woher auch immer geklaut) geht’s nun zu „Eve’s Apartment“

Level 7 – A pain in the ass

Eve muss aus der Wohnung geschafft werden, da jeden Moment die Killer auftauchen könnten. Doch diese lässt sich nirgends wegschleppen, denn in ihren 4 Wänden herrschen weitaus schlimmere Zustände. Die Uhrzeit auf der Microwelle stimmt nicht, und wenn Chev das nicht gleich fixt geht sie nirgends hin.

Nach getaner Arbeit ist auch schon wieder der nächste Adrenalinschub nötig, also rein mit der Hand in den Waffeleisen.

Ohne dass Eve etwas merkt, verkloppt Chev auf machohafte Art und Weise die Bad Guys von draußen, und verschwindet mit Eve Richtung chinesisches Restaurant.

Hier klären sich einige Plotpoints, denn Chev ist gar kein Videospielprogrammierer, in Wirklichkeit ist er Auftragskiller, der nun aussteigen wollte.

Diesen Blödsinn kauft ihm Eve nicht ab und will verschwinden, doch Chev’s Herz lässt nach, er braucht wieder was zu tun, und diesmal ist Eve mit von der Partie.

Es vollzieht sich völlig hemmungsloser Sex auf offener Straße, ganz zum Staunen der umherstehenden Asiaten.

Level 8 – Time to kill

Nun gehts ans eingemachte. Chev trifft in der Lager halle ein, und mischt kräftig auf. der Gunfight erstreckt sich über mehrere Etagen des Gebäudes und schließt an eine hübsche kleine Autoverfolgungsjagd an. Das Adrenalin das Chev dabei benötigt, besorgt ihm Eve mit einem Blowjob.

Level 9 – Final Bout

Das Spiel neigt sich dem Ende zu. Chev trifft im Hauptquartier von Carlito ein, wo sich auch Verona aufhält. Hilfe bekommt er von den Triaden, dessen Boss Chev sein Leben verdankt. Die Leute beballern sich heftig mit Bleikugeln und bewerfen sich mit Granaten.

Das Finale gelangt an seinen Höhepunkt mit Chev und Verona, wie sie sich „an“ einem fliegenden Helicopter prügeln und schließlich beide hinunterfallen.

Letzte Chance zum töten.

In der Luft verdreht Chev Ricky’s Hals, und fühlt sich nur noch einer letzten Aufgabe verpflichtet.

Eve anrufen!

„Heute abend werde ich nicht nachhause kommen“

BOOM

Game Over

Gemischte Gefühle tummeln sich in mir, denn nicht mit allem, was der Film bot konnte ich mich anfreunden.

Auf der einen Seite haben wir einen der kurzweiligsten, temporeichsten und draufgängerischsten Männerfilme seit langem, auf der anderen Seite ist der Film aber auch strohdoof, auffällig unrealistisch und krank bis übertrieben.

Genau das wollte der Film aber auch sein; durch und durch mit coolen und witzigen Szenen unterhalten.

Nur leider konnte nicht alles von dem Gebotenen auch mich begeistern.

Freunde des guten Geschmacks sollten den Film in ihrer schwarzen Liste eintragen.

Gute, freundliche Manieren braucht man von allen Beteiligten, besonders dem Hauptcharakter nicht erwarten.

Jason Statham ist ja ein sehr charismatischer Schauspieler, und sicherlich das beste, was der Filmindustrie seit Bruce Willis passiert ist; seine Paraderolle des Transporters hat bereits Kultcharakter, denn schließlich war seine Darbietung knallhart und symphatisch zugleich.

Hier jedoch verkommt er durch den Umstand eine Wilde Bestie zu sein, zu einem sehr unsymphatischen Anti-Helden, der in seinem Rachefeldzug und ständiger Suche nach dem nächsten „Kick“, vor keiner waghalsigen oder sehr unfreundlichen Aktion zurückschreckt.

Denn einen nervigen Taxifahrer aus dem Cab zu werfen und ganz laut „Allkaida“ rufen, was sämtliche ruhig Tee-schlürfende Café-Besucher von den Hockern reißt, um diesen Arme und Beine zu brechen, ist eine ziemlich geschmacklose Idee, die sich bei mir nicht sonderlich beliebt macht.

Leute die im Weg sind, werden angerempelt, Leute die von der Seite nerven (wie etwa ein Kassierer, der Kohle sehen will) werden auf den Boden geworfen und mit der Knarre am Kopf bedroht.

Und wenn Statham irgendwann mit Mega-Ständer durch die Stadt läuft konnte ich bereits erahnen, worauf das hinausläuft.

Ein Arsch-Fick auf offener Straße vor vielen Leuten.

Dieser pubertäre Einfall sorgt zwar für offene Augen, aber auch für schüttelnde Köpfe.

Zwar konnte ich mich über dieses knallharte, obermachohafte völlig hemmungslose Vorgehen immer wieder belustigen, doch es hinterlässt einen faden Beigeschmack, denn wirklich toll fand ich das nun auch nicht.

Alle anderen aber dürften ihre helle Freude an diesem Spass haben.

Denn die beiden MTV-Videoclip Filmer Neveldine und Taylor legen von Anfang an ein hohes Tempo vor, zeigen wilde Charaktere, in nett bearbeiteten Szenen, wie kurzen Freeze Frames, und darauf folgenden „beschleunigten“ Szenen; ein Zusammenspiel, welches vor allem mit der rockigen musikalischen Begleitung für richtig Stimmung sorgt, und damit auch in den Actionlosen Szenen mitreißt, denn irgendwas passiert immer, und seien auch bloß Strafzettel, die am Wagen verteilt werden.

Kommt es dann mal zu Action kann man auch nicht meckern. Es wurde professionell und knackig inszeniert, auch wenn das Gebotene sicherlich nie zum Olymp der Actionhighlights dieses Jahrtausends zählen wird.

Das hohe Tempo und der draufgängerische, schlechtgelaunte Statham mit seinen Red Bull’s, Pillen und lebensgefährlichen Ideen als permanentes Lebenserhaltungssystem hält 85min lang bei der Stange und lässt keine Langeweile aufkommen.

Wenn der Film zu Ende ist, darf man sich über dämliche, geschmacklose oder politisch sowie moralisch inkorrekten Szenen ärgern, doch gelangweilt hat man sich dabei ganz sicher nicht.

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