Rasant gefilmter inhaltsleerer Dreck. Menschenverachtend und gar nicht cool.
Von der Story her eine Neuauflage der D.O.A. Thriller (Dead on Arrival): Die Hauptfigur wurde vergiftet und hat nur wenige Stunden Zeit um ein Gegenmittel zu finden und eine Verschwörung aufzudecken. Das gab es schon einige Male erstklassig gelöst, zum Beispiel „Bei Ankunft Mord“ (1988) mit Dennis Quaid als ahnungslosen College-Professor.
Hier ist die Hauptfigur Jason Statham, bekannt aus dem ganz passablen „Transporter“. Aber was ist er diesmal von Beruf? Profikiller. Ach, und damit soll man sich identifizieren? Ja muss man, sonst funktioniert die Spannung nicht. Welch eine blöde Idee. Die ersten 15 Minuten sind dann so menschenverachtend, dass man sich wünscht, der Kerl fällt bald um, damit diese Scheiße endlich aufhört:
Statham (Chev) fährt mit seinem Auto rücksichtslos durch ein Einkaufszentrum – soll man das cool finden? Er bedroht einen verkabelten Polizeispitzel mit seiner Pistole um Informationen rauszupressen (wird dabei von einem Sondereinsatzkommando gestört) und kauft nachher von demselben Kerl auch noch Koks – soll man das glauben? Das Koks verteilt er auf dem Toilettenboden und versucht es von dort sich in die Nase zu jagen – und das soll man nicht abstoßend finden?
Hinzu kommen Dialoge, die ausschließlich aus Flüchen und den niedrigsten Gossenschimpfwörtern bestehen. Fick dich ist da noch harmlos, „Scheiße“ ist sowieso alles. Ständig erzählen sich die Figuren, wie sie sich gegenseitig umbringen wollen. Und natürlich tun sie das dann auch. Brutal und rücksichtslos. Ganz männlich sind sie dabei, selbst wenn ihre besten Freunde sterben, zeigen sie keine Reaktionen. Ist das nicht cool?
Nein, das ist Dreck.
Man fragt sich, wieso man solche Botschaften unters Volk bringen will. Gibt es keine anderen Geschichten, die man spannend erzählen kann? Zweifelt der Profikiller eigentlich irgendwann mal daran, dass Töten ein tolles Geschäft ist? Tun ihm seine Opfer leid – vielleicht wenigstens die durch Querschläger Getöteten? Und wieso glaubt er eigentlich, dass es richtig ist, seinem Terror, grundlos in Krankenhäuser, Einkaufszentren und alle öffentlichen Plätze der Stadt zu bringen? Soll man eigentlich glauben, dass das kein Amoklauf ist?
Als Zuschauer zweifelt man tatsächlich keine Sekunde daran,. Statham ist eindeutig im Recht. Schließlich hat er ja keine Zeit. Deswegen macht er ja auch alles richtig. Ja und belohnt wird er dafür auch: Kriegt im Auto einen geblasen. Klaut Polizistenmotorräder und tötet und tötet. Nach einer gewissen Zeit hat man sogar Spaß ihm bei seinem Amoklauf zu zusehen. Immerhin passt die Musik sogar sehr gut zu den Situationen und manchmal zündet auch der oder andere dieser zutiefst zynischen Filmwitze. Insofern ist der Film manchmal auch ganz unterhaltsam.
Aber prinzipiell ändert das nichts an dem abstoßenden Gehabe von Titelheld Chev (Statham). Sogar seine Freundin belügt er (Videospieleprogrammierer) - also die einzige Person, die ihm jemals etwas bedeutet hat. Eigentlich sagt das alles über diesen ekligen, selbstsüchtigen Typen, den man nur verachten kann.
Und deshalb sieht man seinem Amoklauf die meiste Zeit auch ohne Sympathie und hofft, dass es ihn endlich erwischt. Ein Verlust ist er gewiss nicht. Doch die Story hat bei dieser Erwartungshaltung natürlich skriptbedingte Schwächen. Realistisch ist sein Entkommen aus allen Situationen nicht. Ein Arsch wie der wäre natürlich schon nach seiner ersten Fahrt durch ein Einkaufszentrum von einer Hundertschaft Polizisten eingekesselt, die Straßen abgesperrt und wenn er seine Waffe dann immer noch nicht fallen gelassen hätte, wäre er natürlich final getötet worden.
Doch das sind Details. Wirklich schlimm an Crank ist, dass hier ein ganz übler Gangster zum Helden hochstilisiert wird und sich der gesamte Film nicht ein einziges Mal von dieser Gangsterscheiße distanziert.
Bei Crank haben Gangster die schönsten Mädchen und die tollsten Autos. Sie feiern die coolsten Partys und wenn sie was haben wollen, dann nehmen sie es sich einfach. Durch nichts und niemanden lassen sie sich aufhalten.
Wie blass sieht dagegen die Welt der normalen Menschen aus, die Familie haben und arbeiten? Man wünscht sich doch regelrecht auch ein Mensch zu sein, der andere für Geld tötet. Aber ist das zeitgemäße Unterhaltung? Muss man sich wirklich mit Mördern identifizieren, um Spaß zu haben und Spannung zu empfinden?