Es gibt Filme, die sind so lahmarschig, dass man bereits nach 15 Minuten Kinoschummerlicht dahinträumelt.
Und dann gibt es das Gegenteil, denn wer bei „Crank“ einpennt, muss die falschen Drogen genommen haben.
Warum sind Drogen in diesem Zusammenhang nahe liegend?
Inhaltlich geht es um Drogen und nach dem Genuss des Films hat man das Gefühl, irgendwelche bekommen zu haben, oder ist das normal, nach einem Film das Bedürfnis zu spüren, erstmal wie ein Wilder durch die Stadt zu laufen?
Mal ehrlich, mehr Tempo geht nicht!
Der Begriff Atempause scheint den Regiedebütanten Neveldine und Taylor völlig fremd zu sein und das ist auch gut so, der Actionfan kann rund 85 Minuten ohne Pause Party machen.
Überhaupt habe ich den Eindruck, dass hier doppelt so viele Frames als üblich untergebracht wurden, gefühlte 100 in der Sekunde.
Naja, was soll man machen, Hauptfigur Chev (Jason Statham) wurde eine Giftspritze injiziert und nun wütet er in der ihm verbliebenen Zeit quer durch L.A. um seinen Mörder auszuschalten. Der Typ hat schließlich nicht den ganzen Tag Zeit und um die zahlreichen Ideen der Macher unterzubringen, wird das Tempo eben ein wenig angekurbelt.
Und das hat es wahrlich in sich.
Letztlich spielt es auch gar keine Rolle, ob Chev immer logisch handelt oder die rivalisierenden Drogensyndikate, zwischen denen er steht, immer rational vorgehen.
Tatsache ist, dass Chevs Trip mit Drogen jeglicher Art umgeben ist.
Adrenalin hält ihm am Leben, also immer schön in Bewegung bleiben, - die beste Rechtfertigung für das halsbrecherische Tempo, das der Film vorlegt.
Harmlos ist da noch ein Überfall, um sich Energydrinks zu besorgen, zurückhaltend auch noch das Einsacken von Nasensprays, in dem das aufputschende Ephinedrin enthalten ist.
Witziger wird es schon, wenn Chev und Freundin Eve (Amy Smart) mitten unter dem Publikum von Chinatown eine schnelle Nummer versuchen oder sie ihm während einer wilden Verfolgungsjagd einen wahrlich glänzenden Blowjob beschert.
An skurrilen Einfällen mangelt es jedenfalls nicht, da erinnert man sich gerne an solche Szenen, in der Statham (nur mit OP-Kittel bekleidet) stehend auf einem Motorrad balanciert oder eine Waffe (mit abgeschlagener Hand dran) betätigt oder Gegner beseitigen, ohne dass Freundin etwas mitbekommt.
Dass die Story demgegenüber nicht mehr ganz taufrisch ist und in „D.O.A.“ mit Dennis Quaid schon mal ähnlich verwurstet wurde, spielt dabei keine Rolle, denn hier zählt einzig und allein der Unterhaltungswert.
Dieser entsteht zwar hauptsächlich durch das Wahnsinnstempo, doch auch handwerklich wurde da einiges reingepfeffert, da reicht die Palette von Fast Forwards über hektische Zoom In und Outs, Split Screen bis zu vierfachem Bild und Schrifteinblendungen, die fast bis ins Comichafte hineinreichen.
In den ersten Minuten musste ich mich an diese unruhige Bilderflut erstmal gewöhnen, doch das Auge passt sich an. Nur hinterher ist man ein bisschen erledigt.
Die richtige Entscheidung trafen die Macher auch mit der Wahl des Hauptdarstellers.
Schauspielerisch muss Statham nicht allzu viel aus sich herausholen, doch seine markante, erfrischend natürliche Art macht einfach Spaß. Seine One-Liner sitzen, der wilde Kampf gegen die Bewegungslosigkeit auch. Mit viel Sarkasmus und ein paar knallharten Einlagen ist er der optimale Sympathieträger für diesen wilden Trip.
Amy Smart hat demgegenüber zwar nur wenig Screentime, doch sexy und gleichzeitig doof zu spielen, ist sicherlich auch nicht immer einfach.
Die übrigen krummen Typen geben sich souverän und lassen keinen Grund zum Klagen zu.
Wem „Crank“ also keine kurzweilige Unterhaltung bietet, sollte sich einem anderen Genre widmen.
Der Film ist ein einziger Adrenalinschub, der schnelle und harte Action mit gut positioniertem und zumeist zündendem Humor verbindet.
Länger hätte er zwar nicht sein dürfen, da das pausenlos hohe Tempo ein wenig ermüdet, doch besser hätte man die Laufzeit für knackige Action kaum nutzen können.
Und es ist ja auch schön, einfach mal wieder runterzukommen, denn nach dem Kinobesuch sollte man erstmal was Essen gehen, bevor man sich ans Steuer setzt, - die Fahrt könnte auf der Rolltreppe eines Warenhauses enden…
9 von 10