Jason Statham ist einer der kommenden Actionstars und in „Crank“ ist er mal nicht als Transporter unterwegs, spielt aber erneut einen kriminellen Profi.
Chev Chelios (Jason Statham) ist Killer im Auftrag eines Verbrechersyndikats, doch eines Morgens muss er feststellen, dass ihm ein Rivale innerhalb der Organisation übel mitgespielt und ihn über Nacht vergiftet hat. Wutentbrannt rast er los, um diesen noch rechtzeitig zur Strecke zu bringen, womit „Crank“ extrem fix einsteigt. Der Grund für die Chose wird erst später enthüllt ist, aber beinahe unwichtig, da der fiese Obermucker Chev eh auf den Tod nicht ausstehen kann.
Es gibt für Chev eine Chance das Gift zu verlangsamen und sein Leben zu verlängern: Konstant den Adrenalinfluss auf hohem Pegel halten. Also sucht sich Chev Kicks in egal welcher Form, um Rache üben zu können…
„Crank“ gibt sich alle Mühe, die Hektik des Protagonisten zu verbildlichen und so nimmt sich die Oberfläche entsprechend aus. Schnelle Schnitte, eine wirbelnde Kamera mit ungewöhnlichen Fahrten und massiger Einsatz von Stilmitteln wie Farbfilter oder Blur-Effekten. Dazu kommt noch ein rock- und punklastiger Soundtrack, der stets treibend wirkt, doch stellenweise übertreibt etwas. Neben den schnellen Schnittfolgen sehen selbst Michael Bay und die Scott-Brüder wie gemütliche Zeitgenossen aus und zu Anfang strengt „Crank“ seine Zuschauer zu sehr an, ehe sich der Film nach der Einleitung beruhigt. Doch trotz der Übertreibung wirkt der Style von „Crank“ wirklich anders und erfrischend.
Abgesehen von der Idee mit dem Gift, die es ja auch schon in „D.O.A.“ in weniger krasser Form gab, ist „Crank“ klassischer Rachefilm: Ähnlich wie in Werken Marke „Out for Justice“ klappert Chev die Stadt nach seinen Widersachern ab, verprügelt und tötet alle, die ihn hindern wollen. Wenig originell, aber hier geht es nur um Tempo. Da verzeiht man die eklatant auffälligen Logikfehler: Chev bekämpft das Gift mehrfach auf die richtige Weise, ehe im der Doc per Telefon überhaupt steckt, dass er für Adrenalin sorgen muss, der ewig dauernde Fall aus einem Hubschrauber lässt Physiker weinen usw.
Chevs Suche nach neuen Kicks ist dafür mit sehr viel schwarzem Humor inszeniert. Chev hämmert sich ständig Aufputschmittel vom Energydrink bis zu Kokain rein und wird bei seiner Suche bald von den Medien als Amokläufer hingestellt. Dabei gibt es immer wieder urkomische Einlagen wie eine Motorradfahrt auf Drogen im Krankenhauskittel (inklusive Bruchlandung am Ende) und komische Nebenfiguren wie der junge Mann in der Notaufnahme, der Chev rät, dass in Nasenspray künstliches Adrenalin ist. Der absolute Hammer ist jedoch der Al Quaida Joke.
Natürlich rechnet Chev auch mit seinen Opponenten ab, was nebenbei noch benötigte Adrenalinkicks bringt. Dabei ist „Crank“ roh und brutal, es werden Hände abgehackt, Finger abgeschossen oder Hände in Nähmaschinen gesteckt. Chev ist allerdings kein Superfighter wie der Transporter, weshalb die Action weitaus weniger spektakulär, dafür aber realistischer und dreckiger ausfällt. Teilweise sind die Konfrontationen etwas kurz, doch sehr schick anzusehen und ordentlich choreographiert.
Einen dicken Minuspunkt handelt sich „Crank“ aber durch das grenzenlos rückständige Frauenbild ein. Als befände man sich in einem Musikvideo von 50 Cent und ähnlichen Hip Hoppern hüpfen andauernd unmotiviert kaum bekleidete und nackte Frauen durchs Bild, ohne dass es irgendeinen Sinn machen würde. Höhepunkt der Dreistigkeit ist jedoch Chevs Freundin Eve (Amy Smart), neben der sogar die weibliche Hauptfigur aus „Phantom Kommando“ stark, selbstbestimmt und intelligent aussieht. Eve ist ein dummes Blondie, das noch nicht mal mitkriegt, wenn Chev neben ihr jemanden zu Tode prügelt, wirkt stets zugedröhnt und scheint leicht zu haben. Damit nervt „Crank“ dann schon etwas, zumal Eve im letzten Drittel viele Szenen hat.
Jason Statham als unrasierter, cholerischer Profikiller ist dafür mal wieder gnadenlos cool und empfiehlt sich mit dieser Darbietung für weitere Hauptrollen. Amy Smart wird nicht gefordert, muss ihn ihrer Rolle bestenfalls zwei Gesichtsausdrücke beherrschen, aber hatte seit „Road Trip“ nur in „Butterfly Effect“ eine halbwegs vernünftige Rolle. Etwas klischeehaft und profillos bleiben leider die Fieslinge, die nur als Kanonenfutter oder Prügelmasse dienen, selbst der Oberfiesling ist kaum einprägsam.
Doch trotz der teilweise übertriebenen Hektik und der nervenden Frauendarstellung ist „Crank“ ein ungewöhnlicher und ungemein temporeicher Actionthriller, der dank der eigenwilligen Inszenierung und der guten, wenn auch nicht überragenden Actionszenen flotte Unterhaltung bietet.