Review

Zum Thema Zeitreise ist offensichtlich noch lange nicht die letzte Geschichte auf Zelluloid gebannt worden, ist ja auch ein weites Feld, da reichen drei Teile „Back to the future“ nicht wirklich aus.
Und weil dem Schmetterlingseffekt im Jahre 2004 ein großer Überraschungserfolg beschert wurde, gibt es nun Teil 2, der diese Idee ein weiteres Mal aufgreift, ohne inhaltlich an das Original anzuknüpfen.
Es war ein wenig zu befürchten: Das Potential wurde scheinbar im ersten Teil bereits vollends ausgeschöpft, so dass wir hier nur einen vergleichsweise müden Aufguss haben, dem es an Cleverness und Dramatik mangelt.

Im Zentrum des Geschehens steht Nick (Eric Lively), dem es per Blick auf Digitalfotos gelingt, sich in die Vergangenheit zu begeben und bevorstehende Schicksalsschläge abzuwenden. Nachdem er als einziger einen schweren Autounfall überlebt hat, bei dem seine Freundin Julie und ein befreundetes Paar ums Leben kommen, gelingt ihm die Zeitreise erstmalig, doch die Verdrehung des Schicksals bringt einige Nachteile mit sich.

Im Gegensatz zum ersten Teil, der inhaltlich eher gegen Ende einsetzt, haben wir hier eine konventionelle Einleitung an Julies Geburtstag. Julie fotografiert viel und möchte ihre Leidenschaft zum Beruf machen, Nick arbeitet in einem kleinen, aber aufstrebendem Softwareunternehmen und wird vom Vize-Chef kurzerhand zu einer Besprechung gerufen.
Also weg vom Strand und ab ins Auto. Doch während der Fahrt platzt ein Reifen, das Fahrzeug gerät ins Schleudern und ein herannahender LKW rast frontal in ihren Wagen.
Der Unfall weist durchaus eine realistische Wucht auf und man hofft an dieser Stelle, dass es ähnlich dramatisch weitergehen wird, doch leider fehlt es im Verlauf an spannenden Höhepunkten.

Vielmehr mutiert das Geschehen zu einem Wirtschaftsthriller, denn nachfolgend „beamt“ sich Nick nur ganze drei Mal in die Vergangenheit und das alles, weil der feine Herr einmal nicht verkraften kann, entlassen zu werden und ein weiteres Mal, weil dubiose Geschäftspartner ihm ans Leder wollen (teilweise sogar bildlich gesehen).
Nichts mehr mit toten Freunden, verpasster Liebe oder eigener Schwerstbehinderung.
Der Pepp ist ein wenig raus, zudem fehlt das erzählerische Tempo, ganz zu schweigen von den weitreichenden Auswirkungen des Schmetterlingseffekts, die hier eine Zeitreise eigentlich gar nicht rechtfertigen, denn Nicks Umfeld ändert sich nur geringfügig.

Da beamt sich unser Held einmal in eine Weihnachtsfeier, um den jetzigen Vize-Chef auszutrumpfen und dessen Stelle einzunehmen, um dann festzustellen, das die Firma, egal in welcher Position er hier arbeitet, ohnehin dem Untergang geweiht ist.
Freundin Julie nimmt eine zweitrangige Position ein, man kann ja auch mal mit der wilden Tochter des Chefs auf der Toilette des Restaurants pimpern. Und am Ende, nachdem Nick eigentlich alle näheren Umstände der Zukunft kennt, macht er genau das Gegenteil von dem, was jeder gesunde Menschenverstand entschieden hätte und führt so zu einem nicht zufrieden stimmenden Ausgang der Geschichte.

Während es im Original noch um die Verknüpfung mehrerer Existenzen ging und es eine Reihe von ausgeklügelten Kettenreaktionen zu bestaunen gab, hält man sich hier viel zu oft mit ausgedehnten Szenen auf, es fehlt der Drive, etwa, wenn Nick beim Geschäftsessen einen neuen Sponsor für das Unternehmen gewinnen will oder der schwule Geschäftsfreund seines zwielichtigen Geschäftspartners, der immerhin noch für eine erheiternde Szene sorgt.
Interessant ist allenfalls noch die Verwandlung Nicks vom sympathischen Angestellten zum schleimig arroganten Yuppie und die anfänglichen Anleihen von Dead Zone: Auch hier erwacht der Held aus dem Koma, hat Kopfschmerzen und Nasenbluten und ist fortan mit einer besonderen Gabe ausgestattet, die im Verlauf aber nicht näher hinterfragt wird.

Inszenatorisch fehlt es hier ebenfalls an Raffinesse, zwar sind einige Schnittkompositionen zu bewundern und auch der Score gibt sich Mühe wohl zu klingen, doch während der wenigen Zeitreisen müssen ein paar Morphs ausreichen, damit der Zuschauer den Zeitsprung begreift.

So farblos wie die Bilder agieren dann auch die Darsteller. Eric Lively ist in der Hauptrolle ganz okay, ihm fehlt aber das Charisma zum eindeutigen Sympathieträger.
Besser und facettenreicher agiert Erica Durance, die in der Rolle der Freundin Julie eine ganz hübsche Figur abgibt. Die übrigen Akteure sind allenfalls taugliche Seriendarsteller.

So kritisch diese Abhandlung auch klingen mag, - ganz so mies ist der Gesamteindruck wiederum nicht. Denn ich muss konstatieren, mich währenddessen recht gut unterhalten und nicht gelangweilt zu haben und vielmehr im Nachhinein versuche, die Wirkung des Originals mit diesem Teil zu vergleichen und da hängt er natürlich weit hinterher.
Wahrscheinlich ist man während des Sehens viel zu sehr mit der fesselnden Grundthematik beschäftigt und dichtet dem Geschehen weitaus mehr Ideenreichtum an, als es letztendlich bietet.
Aber das Gefühl, das ungeheure Grundpotential – ähnlich dem von „Final Destination“ – nicht zufrieden stellend ausgespielt zu haben, bleibt bestehen.
Knapp
6 von 10

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