Gegen Mini sind die Mädels, die sonst in Highschoolfilmen a la "American Pie" herum stöckeln, die reinsten Waisenmädchen. Nicht nur ,daß sie ohne mindestens 12 cm Absatz nicht aus dem Haus geht, auch die coolsten Typen werden ihr gegenüber zu flennenden Weicheiern oder geifernden Lustgreisen.
Denn Mini meint es ernst - sie ist 18 Jahre jung ,attraktiv und aus reichem Haus - die Schule langweilt sie, aber sie möchte das Leben kennenlernen und da probiert man halt das erste Mal aus, was so geht.
Wie es sich für ein cooles Girl geziemt, deren Lieblingsfernsehsendung sich um die Haltbarkeit von Beziehungen dreht, liegt ihr Interesse vor allen Dingen in Provokation und Sex - von Drogen läßt sie die Finger, denn ihre dauernd betrunkene Mutter (Carrie Ann Moss) ist ihr da ein schlechtes Vorbild und young Mini legt wert darauf, immer die Kontrolle zu behalten.
Wer jetzt an eine neuerliche Variation, der frechen Highschool-Göre mit Hang zum Sex denkt, die später geläutert und auf das hausfrauliche Leben vorbereitet ihrem Liebsten in die Arme fällt, der irrt :
Die auch in der Realität 18jährige Nikki Reed spielt die Rolle der Mini fast erschreckend eindrucksvoll - sie wirkt dermaßen präsent und abgeklärt, daß man sie für deutlich älter hält.
Und so erkennt man in dem Titel "Mini's first time" auch gleich den beißenden Sarkasmus - denn während "das erste Mal" ein gern verklärter, geradezu romantischer Begriff ist, der in der Regel als zartes Erwachen feinsinnig dargestellt wird, so geht es für Mini nur um die Steigerung des Thrills ,ohne das dabei auch nur geringste Anzeichen von Nervosität oder gar Unsicherheit bei ihr zu sehen sind.
Als sie bei diesem Trip auch als Prostituierte arbeitet, trifft sie dabei ausgerechnet auf ihren Stiefvater Martin (Alec Baldwin). Da sie sein Hauptkriterium erfüllt - möglichst jung - nimmt sie die Gelegenheit war ,ihn auf ihre Seite zu bringen und so nehmen die Dinge ihren Lauf...
In diesem von Kevin Spacey mitproduziertem Film, der zusätzlich noch schauspielerische Größen wie Luke Wilson und Jeff Goldblum in dankbaren Nebenrollen aufweisen kann, geht es konsequent respektlos zur Sache.
Alles strotzt nur so vor Reichtum und der Film ist auch fortwährend in entsprechenden Glanzbildern gehalten, fast wie ein dauerhafter Werbefilm mit ausschließlich an oberflächlichen Reizen interessierten Protagonisten.
Dabei nimmt Mini als kommentierende Ich-Erzählerin kein Blatt vor den Mund. Dabei kommt das "F"-Wort ständig über ihre Lippen, während ihr Hang zur Reflexion eher verkümmert ist.
Und da liegt auch das Problem dieses Films, der von seinen Machern ganz bewußt als sarkastisch-ironische Antwort auf die ganzen verlogenen Reichen /Teeny/Family-Filme hollywoodscher Machart angelegt ist - er ist fast zu konsequent und damit sehr eindimensional.
Es gibt keinerlei Brüche oder kurze Momente der Tragik. Man spürt als Zuseher kein Mitleid mit irgendeiner der Personen und auch Mini dient nicht zur Identifikation - dazu ist sie zu glatt und fast unmenschlich angelegt. Einzig Alec Balwin gelingen Momente, in denen man so etwas wie menschliche Regungen spürt, aber Mini kennt Mittel und Wege, um solchen Wirrungen schnell zu begegnen.
Dadurch entsteht beim Zuschauer nach einer gewissen Gewöhnung eine fast zurücklehnende Haltung, denn alles geht seinen Gang und es fehlt an Emotionen, um sich aufzuregen. Allerdings ist das temporeich und unterhaltend erzählt und auch die Gesamtlänge des Film mit weniger als 90 Minuten ist angemessen.
Und hier liegt wiederum auch die Genialität des Films, der den Zuschauer in zwei Richtungen manipuliert :
- Entweder man nimmt eine ähnliche Wurschtigkeit gegenüber den Ereignissen im Film an wie die Protagonisten selbst, man stumpft ab : "da wird Jemand zusammengeschlagen ?" - "Who care's?"
- Oder man empört sich über das Treiben dort und die fehlende moralische Zurechtweisung, die wir doch sonst so gewohnt sind und wirkt dabei wie ein Spielverderber.
Beides ist entlarvend.
Das den Filmemachern dieser Prozess bewußt war ist an Mini's letzten Worten zu erkennen, die sie an uns richtet - sie entschuldigt sich bei uns, daß sie nicht als Identifikationsfigur taugt.
Fazit : intelligenter, konsequent gemachter, schön anzusehender und gut gespielter Film, der den Zuschauer aber etwas hohl zurückläßt auf Grund seines Mangels an Emotion und Identifikation. Doch es wird deutlich, daß die Macher genau das bezweckt haben (8/10).