Nach dem eher mittelmäßigen „Alien – Die Wiedergeburt“ in Hollywood kehrte Jean-Pierre Jeunet nach Frankreich zurück und dreht dort den eigenwillig-liebenswerten „Die fabelhafte Welt der Amelie“.
Wie der Titel bereits verrät, geht es um Amelie Poulain (Audrey Tautou), ein junge Französin, die unter seltsamen Umständen aufwuchs und daher ein nicht ganz astreines Verhältnis zur Realität hat. Doch aus genau diesem Grunde will sie anderen Menschen auf ihre eigene, ganz verrückte Weise helfen – und geht dabei selbst ein paar Schritte in Richtung großes Glück…
„Die fabelhafte Welt der Amelie“ ist kein Film, bei dem die Story sonderlich wichtig ist, sondern eher ein Bilderrausch wie Jean-Pierre Jeunet ihn gerne mal fabriziert. Stets spricht „Die fabelhafte Welt der Amelie“ seine ganz eigene Filmsprache und präsentiert eine ungewöhnliche Optik, die voller Nahaufnahmen, nicht ganz alltäglicher Kamerawinkel und ähnlichen Spielereien ist. Dabei sind die Bilder teilweise wirklich malerisch schön, selbst hektische Bahnhallen, in denen Fotoautomaten stehen, wirken noch irgendwie poetisch. Gelegentlich werden auch schräge Spezialeffekte eingesetzt, um Amelies eigenwillige Gedankenwelt darzustellen, z.B. wenn Passfotos reden oder die Amelie als Kind in ihrer Phantasie ein grünes Wesen verarztet.
Gleichzeitig ist „Die fabelhafte Welt der Amelie“ ein schöner Film über die kleinen Dinge des Lebens, denn das Ziel aller Charaktere ist an sich nur auf ihre Art glücklich zu werden – selbst wenn dies nur durch kleine Dinge wie das Einsammeln weggeworfener Fotos geschieht. Besonders schön ist die Liebesgeschichte zwischen den Sonderlingen Amelie und Nino Quincampoix (Mathieu Kassovitz), die sich im Laufe des Films entwickelt. Da sieht man auch mit Freuden darüber hinweg, dass es halt keine großartige Storyentwicklung gibt.
„Die fabelhafte Welt der Amelie“ kann man zwar nicht als reine Komödie klassifizieren, doch witzig ist der Film stellenweise schon. Vor allem die ’Weltreise’ des Gartenzwergs fand ich recht witzig und auch sonst konnte ich Schmunzeln, auch wenn nicht alle Gags mein Fall waren, aber Humor (gerade so eigenwilliger wie Jeunets) ist nun mal Geschmackssache. Doch insgesamt halten die beschwingten, unaufdringlichen Gags den Zuschauer gut bei Laune.
Audrey Tautou haucht ihre Rolle als eigenwillige Amelie herrlich Leben ein, sodass man den Hype um sie nach dem Erfolg des Films zumindest teilweise verstehen kann. Ebenfalls klasse ist Mathieu Kassovitz, der auch verdienterweise zu den neuen Hoffnungen des französischen Films gehört. Der Rest der Besetzung spielt ganz ordentlich, nur ein paar Ausnahmen fallen aus dem Rahmen (ich persönlich fand den muffeligen Ex-Freund der Kellnerin etwas zu überzogen dargestellt).
Unterm Strich ist „Die fabelhafte Welt der Amelie“ ein eigenwilliges Filmerlebnis, das sicher nicht jeden ansprechen wird, mir aber gefiel, obwohl ich sonst kein großer Fan dieser Art von Film. Ein schöner Film über die kleinen Dinge des Lebens, zwar ohne großartige Story, aber nie langweilig.