Jean-Pierre Jeunet präsentiert mit der "Fabelhaften Welt der Amelie" definitiv einen der schönsten Filme der letzten Jahre. Im sprichwörtlichen Mittelpunkt des Geschehens (man achte auf die vielen portraitähnlichen Nahaufnahmen) steht das neue Sternchen des französischen Kinohimmels Audrey Tautou als Amelie. Amelie Poulain ist schüchtern, erfreut sich an den kleinen, unscheinbaren Dingen des Lebens und ist überhaupt herzensgut zu Allem und Jedem. Sie hilft überall, zumeist unauffällig aus dem Hintergrund, wo sie meint etwas zum Guten bewirken zu können - ohne dabei jemals eine Gegenleistung zu erwarten. Doch auch Amelie braucht Hilfe, denn sie ist allein. Also hilft sie sich selber um den Mann ihrer Träume (Mathieu Kassovitz) endlich für sich zu gewinnen.
Selten war Kino unbeschwerter und faszinierender. Amelies kleine Welt fesselt von Beginn an. Mittels eines Erzählers wird der Zuschauer in die Geschichte eingeführt (und auch aus ihr entlassen), erlebt zunächst einmal in nahezu überrumpelnder Geschwindigkeit Amelies leicht bizarre Kindheit, wundert sich vielleicht erstmal "Ach schon wieder so ein abgedrehter Fanzosenfilm!...". Aber weit gefehlt, denn nach der Einführung Amelies leicht verrückter Familie zieht Jean-Pierre Jeunets Meisterwerk den Zuschauer förmlich in seinen Bann und lässt ihn an Amelies unbeschwerlichem Leben zwischen Bistro und heimischem Kleinod teilhaben.
Doch es wird nicht nur Amelies ganz persönliche Geschichte erzählt. Es gibt zahlreiche Nebenhandlungen, die jede für sich eine ganz eigene Faszination ausstrahlen und mit skurilen aber stets irgendwo liebenswerten Charakteren aufwarten. Ein Beispiel möchte ich besonders hervorheben: Den Maler mit den gläsernen Knochen. An ihm und seinen Gemälden spiegelt sich förmlich Amelies Leben und letztlich reift hier auch ihre Erkenntnis, jetzt endlich mal für sich selbst die große Liebe zu finden.
Doch nicht nur die ruhig und intensiv erzählte Geschichte macht die fabelhafte Welt der Amelie so außergewöhnlich: Auch die famose Bebilderung und die akustische Untermalung wissen vollstens zu überzeugen. Kunstvolle Bildkompositionen, wunderschön detaillierte Pariser-Kulissen und innovativ-abwechslungsreiche Kamera-Einstellungen sorgen auch in technischer Hinsicht für ein atemberaubendes Erlebnis.
Wenn ein Gartenzwerg auf Weltreise geht, wenn ein öffentlicher Bahnhofs-Fotoautomat seine ganz eigene Geschichte erzählt - dann sind wir mitten in Amelies kleiner Welt. Ein unbeschwertes, fröhliches und zugleich besonnenes Meisterwerk mit typisch französischem, leicht skurilem Charme!