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"Die fabelhafte Welt der Amelie" ist in Kindheitstagen vorallem eine Welt der Einsamkeit. Von den Eltern zu sehr behütet wächst sie nahezu ohne Kontakt zur Außenwelt auf, ohne Freunde und damit ohne Chance soziale Kontakte zu pflegen. Ihr Vater ist Militärarzt und bescheinigt Amelie ein Herzproblem, nur um sie weiterhin behütet im Elternhaus zu bewahren. Die Mutter ist Lehrerin und erteilt fortan Privatunterricht. Die seltenen Minuten außerhalb des Elternhauses wirken sich natürlich nun sehr speziell auf die Kindheit der Amelie aus.

Erwachsen geworden jobbt Amelie in einer heruntergekommenen Kneipe, lernt zum ersten Mal dadurch soziale Kontakte zu knüpfen. So richtige Lebensfreude entdeckt sie allerdings durch einen glücklichen Umstand: Hinter einer losen Fliese im Bad entdeckt sie ein Schmuckkästchen eines Vormieters - und macht sich nun zur Aufgabe, diesen Herren ausfindig zu machen und ihm sein Kästchen zurück zu geben. Doch wie es eben Amelies Art ist macht sie dies auf eine ganz besondere Weise. Heraus kommt ein Versteckspiel, bei dem sie den Empfänger zwar beobachten kann, er aber nicht ahnt wer hinter all dem steckt.

So entdeckt die junge Frau ihren Hang zur Mystik, zum Versteckspiel, zum positiven manipulieren ihrer Mitmenschen. Und das lebt sie nun voll aus. Egal ob es sich um ihren Vater und dessen geliebten Gartenzwerg handelt, den schroffen Gemüsehändler, die von Liebeskummer geplagte Nachbarin - Amelie manipuliert in der Gegend herum, spielt Streiche, verändert Realitäten fremder Menschen, verkuppelt sogar ihre Kollegin mit einem Gast.

All dies ist zwar schön anzusehen, aber doch leider sehr an den Haaren herbeigezogen - und vorallem in typisch französischer Filmart sehr individuell aufbereitet. Die amüsante und kurzweilige Story wird durch einige Längen unnötig abgewertet, die Colorierung ist meist ebenso wie die Filmmusik gewöhnungsbedürftig.

Mein Fall ist es nicht, insbesondere Amelies Dauergegrinse und ihr leicht grenzdebiler Intelligenzeindruck hinterläßt bei mir eher ein mit der Zeit nerviges Gefühl anstatt Filmgenuß. Keine Frage - die Grundidee des Films ist gut, die Umsetzung ordentlich, zahlreiche Überraschungen, Ideen, Gags runden das Bild eines gut gemachten Films ab, aber eben: es ist und bleibt ein typisch französischer Film, das muß man erst mal mögen - und die Person Amelie kann sympathisch wirken, auf den ein oder anderen eben auch nicht. Und dann wirds nervig.

Man sollte den Film gesehen haben um zu wissen worüber man redet - aber ein unumstrittenes Highlight ist Amelie meines Erachtens nach nicht. Vorallem die nach Amelies Psyche geradlinig verlaufende Anbaggertour bei ihrem Herzallerliebsten kommt mir zu gestellt vor, zu gewollt auf ein Happy-End zulaufend. Hier hätte unter der Zugrundelegung Amelies Persönlichkeit ein wesentlich gespalteneres, komplizierteres und schüchternes Verhalten besser gepaßt, anstelle eines so forschen und geplanten Auftretens. Vorallem daß überhaupt in "eigener Sache" ein so glückliches Happy-End folgt ist bei der gestörten Persönlichkeit doch eher unwahrscheinlich und damit unglaubwürdig, was dem ansonsten sehr nachvollziehbaren Plot ein saures Sahnehäubchen aufsetzt.

Ein Wort noch zu den schauspielerischen Leistungen: Diese sind allesamt sehr hoch zu bewerten, insbesondere Rufus und Jamel Debbouze machen ihre Sache nebst der Hauptdarstellerin Audrey Tautou sehr gut.

Ein Film den man gesehen haben sollte! Trotzdem gestehe man mir zu, daß ich ihn nur als durchschnittlich gut empfinde. Aber das ist subjektiv, wie so vieles im Leben.

(5/10)

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