Review

Miami Vice also. Eine auf die Leinwand gebannte Fortsetzung der Serie, die die 80er prägte (im modischen Bereich zum Glück nur mit begrenztem Erfolg). Ob es gelungen ist, den großen Namen Y2K-Tauglich zu machen? Schau`n mer mal.

Die Story:
Innerhalb der Polizeibehörde "Inter-Agency Task Force" herrscht Unruhe. Eine von verdeckten Ermittlern fingierte Drogenübergabe mit einer Nazigruppierung scheitert und die beiden Spezialkräfte werden enttarnt und erschossen. Es wird vermutet, dass es innerhalb der Behörde eine undichte Stelle gibt, die Ermittler enttarnt. Die Polizei von Miami wird gebeten auf der Suche nach dem Verräter zu helfen. Man entscheidet sich im kleinsten Kreis undercover zwei Polizisten in die Drogenschmuggel-Logistik zu schleusen um mehr Hintergründe herauszufinden. Richard Tubbs (Jamie Foxx) und Sonny Crockett (Colin Farrell)  werden geschickt getarnt und als "Sunny Burnett" und "Rico Cooper" in den Drogenschmuggel eingeschleust und, nachdem sie eine Drogenlieferung mit Waffengewalt abfangen, stehlen und so die bisherigen Lieferanten blamieren, Archangel de Jesus Montoya (Luis Tosar) vorgestellt, der nach der gestohlenen Lieferung neue Vertriebspartner sucht. Seine Komplizin Isabella (Gong Li) organisiert die Abläufe vor Ort. Nach zähen Verhandlungen steht der erste Deal und  die Lieferung klappt reibungslos. Somit steht einer  vertieften Zusammenarbeit nichts mehr im Wege, jedoch um so mehr sie geschäftlich zusammen kommen, desto enger werden die Annäherungen zwischen Sonny und Lee. Bei einem spontanen und heftigen Kurztrip verlieben sich die beiden und das Unheil nimmt seinen lauf...

Der Film... bemüht sich, alle Elemente einzubinden, die die Serie ausmachten, was ihm nur mühsam gelingt. Klar war schon dass Speedboote, dicke Sportwagen und tolle Schauplätze da hin gehören, aber was leider am ehesten übernommen sogar übertroffen wurde ist die Langatmigkeit, die schon manches mal die Serie befiel. Action ist Mangelware, der Spannungsbogen wird durch diverse Nebenschauplätzen ausge- und überdehnt. Womit wir schon bei den Sexszenen wären. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass man es hier mit einem der billigen 90er Jahre Erotikkrimis zu tun hat, die nachts manchmal bei den Privaten laufen. Nur mit dem Unterschied, dass man die Sexszenen bei den Krimis professioneller wirkten. Klar ist in diesem Film die verwackelte Kamera ein Stilelement, aber das ist m. E. überhaupt nicht gelungen. Es erinnert eher an hochauflösende Youtube-Produktionen, denn an einen professionellen Dreh. An das leibliche Wohl der Figuren wurde also mehr als reichlich gedacht, allerdings auf Kosten der Story, die zudem da an Logik verliert. Wenn ich Undercoveragent wäre, würde ich alles tun, aber nicht mit der Geschäftspartnerin eines Drogenbosses schlafen, der sich "Archangel" (Erzengel) nennt. Genausogut kann man sich als Streifenpolizist an einen One-Night-Stand mit der Tochter des Polizeipräsidenten versuchen... Ach ja: Wenn mal nicht gepoppt wird, wird telefoniert. Es ist zudem alles so vorhersehbar. Bei dem ersten Blick den Sonny und Isabella austauschen, weiß man schon, dass das eine Liaison wird, die Ärger bringt. Unlogik paart sich mit Vorhersehbarkeit und Langeweile. Man weiß sofort, dass ein Entführungsopfer gefunden wird, weil sich der Aufenthaltsort sinnigerweise in einer Flughafenschneise befindet. Man fragt sich allerdings, wie die Polizei so schnell eine Überfluggenehmigung für den Bereich bekommt... Und statt wenigstens einen Schwepunkt auf Actionkost zu setzen, wird sich halt nur hauptsächlich gepaart, wenn nicht grade telefoniert wird. Auch die zugegebenermaßen wirklich guten Actionszenen, zumindest in der Anfangsschießerei, trösten einen nicht über die groben Mängel hinweg, die den motivierten Filmgenuss zu einem langweiligen Konsumieren konvertieren lassen. Popcornkino scheidet somit auch aus...

Die Schauspieler... wirken nicht. Ob sei es Colin Farrel ist, der in dem Film aussieht, wie der homosexuelle Bruder von Nikola Kiefer oder Jamie Foxx, der immer dreinschaut, als hätte man ihm grade sein Gehalt um 400 Dollar gekürzt. Sie gehen so emotionslos an die Arbeit, als wenn sie bei Burgerking die halb gefrorenen Rindfleischhälften wenden. Das Gesicht wird nur verzogen wenns ums poppen geht. Es wirkt alles überzogen ernst, überzogen cool und von den Bildern her manchmal überladen. Sicherlich war das auch in Teilen stilbildend für die Serie, dort wurde es aber überzeugender rübergebracht, im Gegensatz zu dem Film.

Fazit:
Zwar wurde hier gegenüber der Serie wenigstens in Sachen Kleidungsstil alles richtig gemacht, jedoch fördert das auch die Beliebigkeit dieses Filmes. Damals in der Serie war die Klamottenkreation sensationell cool, heute eher unfreiwillig komisch. Aber man spricht noch darüber! Über die Klamotten im Film wird in 20 Jahren allerdings wohl kaum jemand ein Wort fällen, weil einfach den zu Recht kaum einer kennen wird. Eine Story, die in der Originalserie keine Doppelfolge gefüllt hätte, ist hier auf rekordverdächtige bis zu 134 laaaaaange Minuten künstlich aufgebläht. Nervige Kameraeinstellungen, unausgewogen verteilte Actionszenen und ziemliche Hänger in der Story runden den lausigen Gesamteindruck ab.

Fans der Serie müssen ganz tapfer sein, wenn sie sehen wollen, für was der große Name herhalten musste.
Typische Neuverfilmung, die alles besser machen will, aber an den eigenen Ansprüchen grandios scheitert. Selbst wenn man den großen Namen für sich ausblendet bleibt es noch immer ein langweiliger und schlechter Film.

Details
Ähnliche Filme