Review

Sonny und Ricardo als Undercoverpolizisten im Drogenhandel





Lassen wir die Serie einmal beiseite, vergessen wir alles, was wir zu diesem Film schon gehört und gelesen haben und betrachten ihn völlig neutral. Das ist schwierig, aber nur so gelingt eine relativ objektive Kritik. Warum sehe ich mir Filme an? Diese Frage sollte sich ein jeder für sich selbst einmal beantworten. Ich für meinen Teil gehe ins Kino, wenn ich den Regisseur gut finde und seine vorherigen Filme mir gefallen haben, wenn ich die Darsteller für fähig halte und wenn mir das Thema und das Genre des Films zusagen. Diese drei Punkte erfüllt „Miami Vice“: Michael Mann hat mit „Heat“ einen meiner Lieblinsfilme gedreht, Colin Farrell war bei „SWAT“ gut anzusehen, und Polizeigeschichten mag ich, seit ich Filme ansehe und Bücher lese. Alles in allem also genügend Gründe, wieder ins Kino zu gehen. Doch so ganz will der Funke nicht überspringen, und das hat viele Ursachen.





Zunächst: die Story. Wenn ich eine Geschichte erzählt bekomme, dann möchte ich, daß diese in sich rund, stimmig und abgeschlossen ist. „Miami Vice“ beginnt hektisch, die Protagonisten sollen undercover für das FBI arbeiten, einen Drogenring mit kolumbianischem Chef infiltrieren um dadurch herauszufinden, wo das Leck beim FBI ist, wegen dem zwei FBI-Agenten während eines verdeckten Einsatzes gestorben sind. Ein guter Aufhänger für einen Polizeifilm, nicht neu, aber meist brauchbar. Doch aufgelöst wird das nicht, mit dieser Meinung stehe ich auch nicht alleine da. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Kidnapping von Tubbs` Freundin, woher die Bösewichte wußten, wer sie ist und wie sie zu finden ist, bleibt unklar, genau so auch der Fakt, daß deren Polizeizugehörigkeit den Gangstern nicht bekannt ist. Solche Dinge sind ärgerlich, zumal, wenn man vom Regisseur besseres gewohnt ist, denn dieser legt eigentlich Wert auf eine logische Story ohne lose Enden. Sollte eine Fortsetzung folgen?





Darstellerisch ist leider auch nicht alles Gold, was glänzt. Farrell sieht einfach nur fies aus, Foxx wirkt zu unecht cool, beide liefern keine wirklich im Gedächtnis bleibende Leistung ab. Ebenfalls schlecht besetzt die anderen Rollen des Films, sowohl auf den Seiten der Gangster als auch bei den Polizisten regiert der Durchschnitt. Und das Hauptmanko des Films liegt auch auf der Hand: es gibt zu wenig Action. Man mag nun einwenden, bei der Fernsehserie wäre das auch so gewesen, aber wie eingangs gesagt, soll diese Serie bei der Kritik außen vor bleiben. Der Film nun ist sehr lang, es dominiert das Gespräch, erst zum Schluß dürfen wir zwei Auseinandersetzungen betrachten, die aber, verglichen mit den Gefechten aus „Heat“ und „Collateral“ eher mäßig inszeniert sind. Zwar scheint man mittendrin zu sein, doch die Übersicht, gerade beim Finale, bleibt durch die vorher so ruhige und jetzt außerordentlich hektische Inszenierung auf der Strecke. Das wird auch vom Krach der Feuerwaffen nicht wettgemacht.





Doch es gibt auch gutes zu berichten. Die Filmmusik ist abwechslungsreich und stets passend zu den wirklich beachtlichen Bildern des meist nächtlichen Miami abgestimmt worden. Und gerade die Bilder sind es, die dem Film Leben einhauchen, gemischt mit gern verwendeten Großaufnahmen der Gesichter aller Beteiligten leuchtet Miami in unwirklichem Licht. Unspannend geht es auch nicht zu, wenngleich der Film insgesamt etwas zäh wirkt. Es sollten eher Thriller- als Actionfans angesprochen werden, doch erstere vermissen die stimmige Handlung, während letztere zu wenig Action bemängeln werden. Insgesamt gut erdacht, fein gemacht, aber irgendwie nicht gekonnt. Wenn es den Film einmal auf DVD geben wird, dann werde ich ihn mir nicht kaufen, denn ein zweites Ansehen verträgt die Handlung nicht – schade, nur 7/10.

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