Review

Nach Krachern wie "Heat" und "Collateral" präsentiert Regisseur Michael Mann nun den Kinofilm zur 80er-TV-Serie "Miami Vice" - freilich mit neuer, hochkarätiger Besetzung. Colin Farrell und Jamie Foxx stellen das undercover ermittlende Buddy-Duo der neuen Generation und soviel kann ich vorwegnehmen: An ihnen liegt es nicht, dass Manns neuester Actionwurf nicht so recht überzeugen will.

Nein, es sind keineswegs die Darsteller und auch die technsiche Umsetzung ist den Erwartungen entsprechend spitzenmäßig gelungen. Es sind Geschichte und Erzähltempo, die einfach nicht ganz den Ansprüchen der (leider wenigen) famosen Actionszenen und der atmosphärischen, bereits aus "Collateral" bekannten Digitaloptik genügen.
Was insbesondere bei "Heat" trotz ebenfalls weniger Actionszenen noch funktionierte, klappt bei "Miami Vice" nicht mehr wirklich: So stürzt der Zuschauer nach einem stimmigen Opener in ein schier unendlich tiefes Loch gähnender Langeweile, aus welchem er erst etwa 20 Minuten vor dem Ende wieder emporklettern kann. Verpasst hat dieser Zuschauer jedenfalls nicht viel: In von A bis Z vohersehbarer Weise unterwandert unser kompromissloses Cop-Duo die Organisation eines mächtigen Drogenkartells, vögelt alles was nicht bei 3 auf den Bäumen ist und gibt sich völlig sinnfreien Füllszenen wie einer Flugzeugüberführung oder ähnlichem hin.
Ok, das ganze ist durch die schillernde, ausgefuchste Inszenierung des Michael Mann mit Speedbooten, exotischen Locations und schicken Menschen sehr ansehlich gelungen, die innovationsfreie Geschichte jedoch dümpelt einfach nur kläglich vor sich hin. Der Filmrhythmus des umfangreichen Hauptteils des Filmes ist leider völlig in die Hose gegangen! Mir unbegreiflich, wie ein Ausnahmetalent wie Mann hier so einen Murks aus endlosem Gepoppe und anderen Balanlitäten abliefern kann...

Macht sich gerade erster Frust breit, so kriegt "Miami Vice" glücklicherweise doch noch die viel zitierte Kurve und Regisseur Mann zeigt all seine Qualitäten in einem brachial guten Showdown, der es durchaus mit der legendären Straßenschlacht aus "Heat" aufnehmen kann. Auch hier wird alles gezeigt, was eine modern ausgestattete Waffenkammer herzugeben vermag, auch hier wird wunderbar mit dem Surround-Sound gearbeitet, wird am nächtlichen Miami-Pier absolut kein Kompromiss eingegangen. Es fliegen im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen, so dass es eine blutig-temporeiche Freude ist.
Aber auch das schönste Feuerwerk ist irgendwann vorbei und der Zuschauer wieder auf dem Boden der Realität zurückgeholt. Und eben diese besteht dann noch einmal aus 10 Minuten gepflegtem Kitsch bis zum Abspann - Wäre ja nicht das Problem, könnte man sich besser mit den schablonenartigen, backgroundlosen Figuren identifizieren...

Fazit: Technisch erste Sahne und schauspielerisch gut gelöst aber inhaltlich eine bestenfalls durchschnittliche Leistung, die man locker um 30 Minuten kürzen könnte ohne etwas zu verlieren.
Leider kein Vergleich zu "Collateral" und "Heat"! Dennoch solides und hartes, mitunter doch ziemlich pessimistisches Hochglanzkino, das nur knapp die 7-Punkte-Marke verfehlt.

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