Colin Farrel und Jamie Foxx spielen in "Miami Vice“ die Rolle der zwei Undercover-Cops Sonny Crockett und Ricardo Tubbs. Nachdem eine Operation im Kampf gegen das organisierte Verbrechen fehlschlägt, werden Sonny und Ricardo quasi engagiert, die Ursache des Übels zu infiltrieren. Die beiden Bullen kommen anschließend ganz schön herum und lernen schließlich nicht nur den ultimativen Boss kennen, der unter seinem Pseudonym "Erzengel“ global sein Unwesen treibt, sondern auch die scharfe Isabelle, welche Sonny den Kopf verdreht. Aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Sonny und Ricardo dringen dabei immer tiefer in eine kriminelle, gefährliche Welt ein…
Wie es sich für einen Mann-Film gehört, ist dieser Thriller im Bezug auf die Visualität virtuos umgesetzt. Ob nun Highway, Inselparadies oder Villa; jede Location ist sehr schön anzuschauen, was nicht nur an der Wahl der Sets liegt, sondern natürlich vor allem an der Art, wie sie dargestellt werden. Viele verschiedene Einstellungen, Zooms und die Schnitte zur richtigen Zeit schmeicheln dem Auge. Dabei wird niemals der Sinn für die hübschen Details vergessen, womit ich Aufnahmen meine, die zum Beispiel bei einer Autofahrt dem Zuschauer den raschen Blick auf das Lenkrad des Sportwagens erlauben, ohne ihn jedoch von der Intensität der Szene abzulenken. Die Routine Manns ist hier wahrhaft zu erkennen. Nur die Handkamera wirkt teils etwas zu unruhig und kratzt dezent an der ansonsten perfekten Darstellung. Wirklich atemberaubend sind aber auch die Aufnahmen vom offenen Meer in seiner ganzen Pracht, wenn nur Sonny mit seinem Speedboat eine weiße Schaumkerbe hineinschneidet. Oder die umwerfenden Dschungel und Wasserfälle. Man hätte solche Aufnahmen wohl kaum in diesem Thriller erwartet, aber sie machen sich prächtig.
Auch typisch für Mann ist der hohe Stellenwert des Dialogs: Wenn man den Trailer zu "Miami Vice“ sieht, könnte man annehmen, es handle sich um einen Actionfilm, doch tatsächlich ist die Action eher rar gesäht. Erst gegen Ende wird der Film in dieser Beziehung handfester. Das heißt aber nicht, das der Film keine Spannung besitzt; die Spannung ist sogar häufig geradezu erdrückend: Bei den zahllosen Verhandlugsgesprächen und auch sonstigen Gelegenheiten, bei denen sich die Charaktere gegenseitig belauern und sich kein Wort schenken wollen, brennt die Luft förmlich. Im Hintergrund lauert dann schon mal die Gefahr, von einer Meute übel aussehender Burschen abgeschossen zu werden, während Sonny und Ricardo quasi im eigenen Saft badend ihr bestes Pokerface aufsetzen müssen. Aber wie jeder in diesem Film bleiben sie natürlich cool. Es hat ja schließlich auch jeder gleich ein ganzes Arsenal an Sonnenbrillen, um zu versichern, dass man cool ist. Die Spannung ist aber teilweise der Hauptpunkt, durch den die Dialoge sehenswert und keinesfalls langweilig werden. Im Gegensatz zu früheren Mann-Filmen wie „Insider“ kommt es dann nämlich doch mal vor, dass die Gespräche flach und abgedroschen wirken. So erklärt Sonny der heißen Isabelle quasi als Lebensweisheit, dass man "mit der Schwerkraft nicht verhandeln kann“. An solchen Punkten muss man halt mal ein bisschen schmunzeln, wenn nicht sogar lachen. Am Anfang gibt es auch eine Szene, in der Sonny und Ricardo gleichzeitig über zwei Leitungen telefonieren. Sicherlich kann man das anders sehen, aber ich finde es schon ein bisschen ungewöhnlich, zwei vermeintlich supercoole Bullen zu bertrachten, wie sie ohne jegliche Dynamik auf dem Dach eines Hochhauses stehend in ihre Handys quatschen. Aber auch dies ist nur ein Detailkritikpunkt, der nur deshalb auffällt, weil der Film ansonsten in dieser Beziehung alles richtig macht.
Die Darsteller kann man auch getrost als durch die Bank weg gut bezeichnen. Gong Li als Isabelle ist zwar die beste Leistung, auch wenn die deutsche Synchronisation ohne Akzent besser gepasst hätte, Colin Farrel und Jamie Foxx sind aber auch recht gut. Anfangs wirkt ihre Darstellung noch stark von Mann angeleitet und sie bringen erstaunlich wenig eigenen Charme ein. Die beiden Schauspieler wirken sogar austauschbar. Später aber hat man sich an dieses Faktum gewöhnt. Der Fokus liegt Stellenweise auch mehr auf Colin Farrel als auf Jamie Foxx. So fällt die sich häufig ähnelnde Mimik Farrels auch mehr auf. Da das zu seiner Rolle passt, ist es aber nicht als störend zu bewerten. Jedoch nimmt man Foxx so auch die Gelegenheit, sein Talent voll auszuspielen. Überhaupt scheint ihn die Rolle ein bisschen einzuschränken. Am Ende darf er ja dann aber doch Gefühle zeigen. Der Vorgesetzte der beiden Cops jedoch ist nicht so brillant. In der ersten Hälfte des Films scheint er lustigerweise auf Hausdächern zu wohnen, doch sein Gesicht bleibt den ganzen Film über gleich. Das ist wiederum nicht sehr schlimm, weil man hier ja keinen Charaktermimem verballern musste, der schlimmstenfalls den Hauptdarstellern die Schau stiehlt. Der Erzengel ist zwar auch sehr stimmig, aber kein tiefer Charakter. Deshalb stößt es nicht übel auf, wie er geschauspielert wird. Ernst, emotionslos und reserviert. In der Szene, in der Isabelle ihm offenbart, dass sie mit Sonny geschlafen habe, ist es dann schon mehr lustig als cool wie er reagiert: Er bleibt das totale Emotionsvakuum. Wie ein Taubstummer. An der Stelle muss man dann wieder ein bisschen schmunzeln. Insgesamt gefallen die Darsteller aber.
Um die typischen Mann-Emotionen zu erzielen, wird der Film ziemlich nüchtern aufgebaut. Dies erlaubt es einem jedoch, ihn leicht zu durchschauen. Als sich Ricardo von seiner Frau (oder Freundin) verabschiedet oder bereits als er mit ihr schläft, ist klar: Ihr passiert noch was. Ich hatte ja auf ihr Ableben getippt, doch ganz so einschichtig ist der Film erfreulicherweise nicht. Das ganze wird mit dem richtigen Brimborium gut gerettet. Auch die Romanze zwischen Sonny und Isabelle ist alles andere als überraschend, aber es ist wirklich schön, dass der Film sich die Zeit nimmt, diesen Plot in aller Genauigkeit zu behandeln. Dieser Ausflug nach Havanna ist nicht nur für die beiden eine kleine Auszeit von dem kriminellen Stress, sondern auch für den Zuschauer. Es passt nicht ganz in den Film, doch gewinnt dieser dadurch eindeutig an Einzigartigkeit dazu. Auch der Score des Films ist ein Genuss, wobei natürlich die Symbiose von Ton und Bild dies erst wirklich offenbart. Vereinzelt finden sich hier und dort ein paar Beatcuts und durch die eingängigen Rhythmen werden viele Szenen überhaupt erst so cool, wie es die Sonnenbrillen andeuten.
Darüber hinaus wirken die Sexszenen auch ein klein wenig aufgesetzt und man versteht eigentlich nicht so genau, warum sie unbedingt in den Film hinein sollten. Die Beziehung zwischen Ricardo und seiner Freundin war auch ohne den Sex schon in ihrer Wichtigkeit für den Film zu durchschauen. Natürlich erhöhen Sexszenen den Unterhaltungswert, weshalb ich mich mit ihnen auch gut abfinden kann. Nackte Frauenkörper sind für jeden Film gut.
Abschließend bleibt zu sagen, dass der Film weit besser ist, als der Trailer verspricht und genau in der Tradition früherer Mann-Filme steht. Es sind halt nur ein paar Ungereimtheiten, die an dem ansonsten makellosen Touch kratzen. Der Film ist cool und sehr unterhaltsam